Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Derwa, nimmt Sherree, wenn ich arbeite, wenn Mutter von Derwa arbeitet. Alle Kinder sagen 'Abuelita', heißt >Großmutter<, nicht nur für eigene Kinder. Ich nehme ihn.... «
    »Sie, Mama; bei Madchen heißt das sie, nicht ihn.«
    »Sie. Ich nehme sie, Sherree. Männer kommen hierher« - sie deutete auf den Stuhl, um mir zu zeigen, dass sie diesen Raum meinte - »ich sage, sie meine Mutter, das alles meine Kinder.«
    »Und dann?«
    »Gehen wieder. Nicht gut, hier bleiben. Männer gehen, andere Männer kommen, nicht gut.«
    Wahrscheinlich meinte sie, Abuelita Mercedes hatte gehen müssen, bevor weitere Leute von der Einwanderungsbehörde nach ihr suchten. »Wissen Sie, wohin sie gegangen ist?«
    Sie zuckte seufzend mit den Achseln. »Besser nicht wissen. Will keine Probleme.«
    Ich fragte Mrs. Altar, ob sie irgendwelche Männer kannte, mit denen Nicola ausgegangen war. Mrs. Attar zuckte nur wieder mit den Achseln - sie könne mir nicht helfen. Als ich mich dann nach Mr. Baladine, dem Chef, der sie manchmal nach Hause gefahren hatte, erkundigte, hob Mrs. Attar die Hände mit den Handflächen nach oben, um mir zu zeigen, dass sie mich nicht verstand. Nicola war eine gute Mutter gewesen - das war der einzige Grund, warum sie für reiche Fremde arbeitete; sie musste Geld verdienen für ihre beiden kleinen Mädchen. Sie war jede Woche nach Hause gekommen, um sie zu sehen; sie war niemals zu spät dran gewesen und hatte nie Zeit für Männer gehabt. Mina grinste süffisant, als sie das hörte - ich fragte mich, ob die Kinder mir vielleicht eine andere Geschichte erzählen würden.
    »Amerika nicht gut. Baby krank. Mutier kein Geld, Mutter muss in Gefängnis gehen. Warum? Warum Leute nicht helfen?«
    Sie wandte sich Mina zu, um dieser ihre Gedanken genauer zu erklären. In Ägypten wurde eine Mutter ihr krankes Kind in eine Klinik bringen, wo man sich auf Staatskosten darum kümmerte. Dann brauchte die Mutter nicht zu stehlen, um die Krankenhausrechnungen bezahlen zu können.
    »Jetzt Mutter tot, und warum? Nur will helfen Baby. Amerika nicht gut.«
    Mir fiel kein überzeugendes Gegenargument ein, also bedankte ich mich dafür, dass sie mir zugehört und mir einen Tee gemacht hatte, und ließ mich von Mina nach draußen begleiten. Mittlerweile waren ihre Freundinnen verschwunden. Ich versuchte, Mina ein paar Fragen über Nicola Aguinaldo zu stellen, herauszufinden, ob sie mit irgendwelchen Männern zusammengewesen war oder was die Leute auf der Straße sich über sie erzählten, aber die Kleine war beleidigt darüber, dass ihre Freundinnen sie im Stich gelassen hatten. Sie zog verärgert die Schultern hoch und erklärte mir, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Viel anderes blieb mir auch nicht übrig, also setzte ich mich in den klapprigen Skylark und fuhr weg.
    An dem Park an der Foster Avenue hielt ich an, um ein bisschen mit Peppy spazierenzugehen. Da die Polizei hier Streife fuhr, um Leute mit ihren Hunden zu beobachten, ließ ich sie nicht von der Leine. Das gefiel ihr überhaupt nicht - besonders weil die Eichhörnchen sich frei bewegen konnten -, aber anders als ihr Sohn riss sie mir nicht fast den Arm aus dem Gelenk, wenn ich sie nicht laufen lassen konnte.
    Nicola Aguinaldo war also aus Coolis geflohen, ohne zu wissen, dass ihre Mutter die gemeinsame Wohnung verlassen hatte. Und dann? War sie nach Hause gekommen und hatte festgestellt, dass ihre Mutter verschwunden war, Baladine um Hilfe gebeten und war schließlich verprügelt worden? Oder hatte sie sich mit einem früheren Liebhaber aus der Gegend getroffen und war von ihm zusammengeschlagen worden?
    »Die Frauen am Pool wissen was, aber was? Über Nicola Aguinaldos Flucht, ihre Verletzungen oder ihre Beziehung zu Robert Baladine. Aber ich weiß immer noch nicht mehr über Nicolas Privatleben als heute morgen«, sagte ich mit so ernster Stimme, dass Peppy besorgt die Ohren anlegte.
    »Und dieses süffisante Grinsen von Mina, als ihre Mutter gesagt hat, Nicola hätte keine Zeit für Männer gehabt, das kann alles mögliche bedeuten. Die anderen Mädchen haben angedeutet, dass Mrs. Attar genug Zeit für Männer hatte, also könnte das süffisante Grinsen von Mina ihrer Mutter gegolten haben. Vielleicht weiß Mina aber auch etwas über Nicola, das sie nicht sagt. Jedenfalls war das der Blick von jemandem, der das Geheimnis eines anderen Menschen kennt, soviel steht fest.«
    Und was war mit diesem Morrell, von dem die Kinder gesprochen hatten,

Weitere Kostenlose Bücher