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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nicht aus dem Kopf: Was ist, wenn Baladine mit dem Kindermädchen geschlafen und die Frau dann reingelegt hat? Vielleicht hat er ihr die Halskette geschenkt und hinterher behauptet, dass sie sie gestohlen hat.«
    Je mehr ich sagte, desto alberner klang es, aber ich konnte nicht mehr aufhören. »Tja, und dann ist sie weggelaufen und hat Geld gebraucht und den einzigen Menschen in ihrem Bekanntenkreis angerufen, der welches hatte - Baladine... «
    »Hast du denn irgendwelche Beweise für deine Behauptungen?«
    Ich überspielte meine Verlegenheit und sagte: »Nun, die drei Frauen in Oak Brook wissen mit Sicherheit etwas über Nicola Aguinaldo - sie wussten schon von ihren Verletzungen, bevor ich etwas davon erwähnt hatte, und dabei stand nichts darüber in der Zeitung. Und noch eins: Ihre Leiche ist aus dem Leichenschauhaus verschwunden, bevor Vishnikov die Obduktion durchführen konnte.«
    »Vic, ich habe das Gefühl, du hast deine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht«, sagte Murray. »Carnifice fuhrt Coolis für den Staat Illinois. Also wusste Baladine, dass Nicola Aguinaldo entkommen war. Schließlich ist er Geschäftsführer des Unternehmens, das das Gefängnis leitet. Und wahrscheinlich hat er sich im Leichenschauhaus nach ihr erkundigt, nur schneller als du. Es überrascht mich deshalb nicht sonderlich, dass die Ladys schon Bescheid wussten. Tut mir leid, Vic, aber so ist das nun mal. Natürlich könnte ich mich mit Trant über die Geschichte unterhalten -soviel ich weiß, könnten die Leute in Hollywood eine gute Story brauchen, und in der hier wurden sich Keanu Reeves und Drew Barrymore wunderbar machen. Aber ich an deiner Stelle wurde die Finger von der Sache lassen, wenn dir nicht jemand 'ne Menge Geld dafür bezahlt.«
    Er legte auf, bevor ich etwas erwidern konnte. Meine Wangen waren tiefrot. Aus Ärger oder aus Verlegenheit? Vielleicht war es eine Mischung von beidem. Er hatte gar nicht so unrecht. Wie kam ich auf die Idee, so viel Zeit mit der Angelegenheit zu vergeuden, wenn ich keinen Auftraggeber hatte und deshalb kein Geld zu erwarten war? Ganz zu schweigen von den Kosten für den kaputten Wagen.
    Ich bin nur ein paar Jahre junger als Murray, also konnte ich es ihm nicht verdenken, dass er sich nicht mit seinem Boss anlegen wollte - schon gar nicht aufgrund der dürftigen Argumentation, die ich ihm soeben präsentiert hatte. Nun, natürlich hat Murray im Vergleich zu meinen spartanisch eingerichteten vier Zimmern und dem klapprigen Skylark eine Eigentumswohnung im Lincoln Park und ein Mercedes Kabrio, aber wenn man auf die Fünfzig zugeht, beginnt sich jeder allmählich zu fragen, wovon man im Alter leben wird. Jedenfalls geht es mir manchmal so.
    Murrays spöttische Bemerkung ärgerte mich, machte mich aber auch verlegen. Den folgenden Vormittag konzentrierte ich mich auf die Dinge, für die ich bezahlt wurde, und nahm mir nur die Zeit, mich bei den Cheviot-Labors nach meinem Trans Am zu erkundigen. Alles in Ordnung, erklärte man mir. Ich hatte in der Sache ein so unsicheres Gefühl, dass ich die Leute dort bat, mir per Bote einen Bericht zu schicken, bevor sie den Wagen der Polizei überließen, und holte eine leere Aktenmappe für den Bericht der Sanitäter heraus, den Max mit zugefaxt hatte. Es stand »Ehemaligen-Fonds« darauf. Der Ordner stammte noch aus der Zeit, als ich während meines Jurastudiums Geld für mich und meine Kommilitonen gesammelt hatte - hauptsächlich, um Kontakte zu Unternehmen aufzubauen, die später möglicherweise eine Privatdetektivin brauchen konnten. Im Augenblick mochte ich mich nicht damit beschäftigen, das Schild neu zu beschriften. Ich würde mich ganz auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren und auch nicht in der Ferragamo-Boutique nachfragen, woher der kleine Anhänger stammen konnte, den ich zusammen mit de Mädchen auf der Straße gefunden hatte.
    Ich druckte den LifeStory-Bericht über den Bewerber aus, über den ich für Darraugh Graham Erkundigungen einziehe sollte, dann setzte ich mich mit ein paar Banken und früheren Arbeitgebern des Mannes in Verbindung und stellte eine hübsche kleine Mappe über ihn zusammen. Anschließend wandte ich mich meinen Straßenkarten vom ländlichen Georgia zu.
    Um zwei Uhr traf der Bote mit dem Bericht von Cheviot über meinen Wagen ein. Ein Mann namens Rieff hatte ihn unterzeichnet. Nach gründlicher Untersuchung des vorderen Endes von meinem Trans Am hatte er abgesehen von ein paar toten Fliegen keinerlei organische

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