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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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waren entzückt. Ich zeigte ihnen, wie Peppy einen Hundekeks aus meinem Mund nahm und sich unsere Nasen dabei sanft berührten.
    »Darf ich das auch machen, Miss?« »Haben Sie sie gekriegt, wie sie noch ganz klein war?« »Ui, Derwa, sie mag dich, sie hat dir die Hand geleckt!« »Mina, gleich beißt dich der Polizeihund!«
    »Erinnert sich eine von euch in Nicola Aguinaldo?« fragte ich so beiläufig wie möglich. »Ich würde mich gern mit ihrer Mutter unterhalten.«
    »Hat sie das Goldding gestohlen, das wir gefunden haben?«
    »Sei nicht albern«, sagte ein Mädchen mit dicken Zöpfen und Kopftuch. »Wie kann sie denn was stehlen, wenn sie im Gefängnis ist?«
    »Stimmt. Der Missus hat's nicht gefallen, wie der Mister Sherrees Mutter angeschaut hat, das stimmt. Also hat sie so getan, wie wenn Sherrees Mom was gestohlen hat«, meldete sich ein drittes Mädchen zu Wort.
    Ein anderes erklärte, Sherrees Mom habe die Halskette wirklich gestohlen und sei deshalb eine Diebin, aber wieder ein anderes meinte: »So darfst du nicht über Sherrees Mom und den Mister reden.«
    »Aber es ist die Wahrheit! Das heißt doch nicht, dass Sherrees Mom was Schlimmes gemacht hat wie Minas Mom, ihr wisst schon... «
    Da gab ihr jemand eine Ohrfeige. Bevor die Auseinandersetzung eskalieren konnte, herrschte ich die Mädchen an, sie sollten still sein.
    »Mir ist es egal, was irgendwelche Mütter denken, sagen oder machen - das geht nur sie was an. Aber ich will mit Sherrees Großmutter sprechen. Kann mir eine von euch zeigen, wo ich die finde?«
    »Die sind umgezogen«, sagte Sarina, das älteste von den Mädchen.
    »Wohin?« fragte ich.
    Sie sahen einander an, plötzlich misstrauisch geworden. In einer Welt illegaler Einwanderer bedeuten Detectives, die Fragen über die Familie stellen, nie etwas Gutes. Nicht einmal Peppy und der zerbeulte Skylark konnten aus mir etwas anderes machen als eine gebildete Weiße, die zwangsläufig etwas mit den Behörden zu tun hatte.
    Nach einigem Hin und Her einigten sie sich darauf, dass ich mit einer von ihren Müttern sprechen könnte. Zu diesem Zweck wurde Mina ausgewählt, denn sie hatte auf der anderen Seite des Flurs von Sherree gewohnt, und ihre Mutter hatte auf Sherree aufgepasst, als das Baby gestorben war.
    »Was für ein Baby?«
    »Sherrees kleine Schwester«, meldete sich ein kleines Mädchen, das bis dahin geschwiegen hatte, zu Wort. »Sie hat die ganze Zeit gehustet, und Senora Mercedes hat sie ins Krankenhaus gebracht; da hat... «
    »Halt den Mund!« Das große Mädchen mit dem langen Zopf gab ihr eine Ohrfeige. »Ich hab' dir gesagt, du darfst mit uns spielen, wenn du den Mund hältst - aber jetzt quatschst du wieder alles aus wie immer.«
    »Stimmt überhaupt nicht!« heulte die Kleine. »Und Mommy sagt, du musst sowieso auf mich aufpassen.«
    »Mina!« sagte ich, alles andere als sicher, wer damit gemeint war. »Gehen wir zu deiner Mutter. Die zwei hier sollen ihr Problem unter sich ausmachen.«
    Ein Mädchen mit kurzem, lockigem Haar sah mich an. Während der Diskussion hatte die Kleine sich am Rand der Gruppe gehalten. Offenbar wurde sie von den anderen nicht voll akzeptiert.
    »Wahrscheinlich ist es in Ordnung, wenn Sie mitkommen«, sagte sie, nicht sonderlich begeistert. »Aber meine Mom hat Angst vor Hunden, Ihren Hund können Sie nicht mitnehmen.«
    Ein halbes Dutzend schriller Stimmen versprach, auf Peppy aufzupassen, doch ich hielt es für besser, sie wieder in den Wagen zu verfrachten. Auch ein wohlerzogener Hund kann in Gegenwart von Fremden die Geduld verlieren, und Kinder konnten sie nicht daran hindern, mir zu folgen, wenn ihr das in den Sinn kam, oder einer Katze auf der anderen Seite der Straße nachzujagen.

Übersetzungsschwierigkeiten
    »Meine Mom spricht nicht viel Englisch«, warnte Mina mich, als sie mich ins Haus führte.
    »Meine hat's auch nicht sonderlich gut gekonnt.« Ich folgte ihr die schmale Treppe hoch, wo der Geruch von altem Fett und Schimmel mich an die Mietskasernen meiner Jugend erinnerte. »Wir haben Italienisch miteinander gesprochen.«
    »Meine Mom spricht nur Arabisch. Und ein bisschen Englisch. Sie werden also mit mir reden müssen, wenn Sie kein Arabisch können.« Während wir die Stufen hochgingen, holte sie ein Fransentuch aus ihrer Jeanstasche und band es sich um die Locken.
    Minas Mutter, Mrs. Attar, empfing mich in einem Wohnzimmer, wie ich es ebenfalls aus meiner Kindheit kannte. Wenn meine Mutter mich zu Besuchen bei Nachbarn

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