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Die verschwundene Lady (German Edition)

Die verschwundene Lady (German Edition)

Titel: Die verschwundene Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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    »Ach. Das sind nicht einmal achtundvierzig Stunden. Für eine Vermi ss tenmeldung reicht das noch nicht. Ihre Frau Mutter ist doch ein erwachsener Mensch, Miss Carmichael. Sie hat ein Anrecht auf ein Privatleben, und auch darauf, es aus ihrem Vermögen nach ihrem Geschmack zu finanzieren. Ihre Mutter ist Ihnen keine Rechenschaft über jeden ihrer Schritte schuldig. Was bilden Sie sich eigentlich ein?«
    Annes Gesicht wurde zur Maske.
    »Gentlemen«, sagte sie im Ton eisigster Verachtung, »ich verabschiede mich. Das Weitere erfahren Sie über den Anwalt, den Sie als einen alten Langweiler zu bezeichnen beliebten. -
    Wenn man einen Gentleman einen Halunken nennt, ist das juristisch gesehen eine Beleidigung. Doch einen Halunken als Gentleman zu bezeichnen, verbietet kein Gesetz. - Also, Gentlemen.«
    Fishbret starrte wie ein Fisch und machte seinem Namen Ehre. Der Tic verzog das Gesicht seines Kompagnons Shuster auf ganz grässliche Weise. Anne ging lächelnd hinaus. Erst als sie wieder auf der Straße stand, fiel ihr ein, dass sie eigentlich von der Kanzlei aus ein Taxi hatte bestellen wollen.
    Doch noch einmal würde sie diese Kanzlei nicht betreten. Lieber nahm sie die Gefahr auf sich. Jedenfalls würden sich Fishbret und sein unsauberer Kompagnon jetzt nicht feixend die Hände reiben, sondern sich ordentlich giften. Es war nur ein kleiner Triumph. Doch Anne brauchte ihn.
    Sie ging auf einem anderen Weg wie zuvor in Richtung Berwyck Street und hatte das Glück, bald ein Taxi zu finden. Der Fahrer stammte irgendwo aus der Karibik. Er summte Reggaerhythmen vor sich hin, zuckte in ihrem Takt und handhabte Steuer und Pedale auf virtuose Weise. Anne war froh, als sie wieder aussteigen konnte.
    Der Preis, den der Taxifahrer nannte, ließ sie zusammenzucken.
    »Ich habe mit Ihnen fahren, aber nicht Ihr Taxi kaufen wollen. Das kann unmöglich stimmen.«
    »Das Taxameter ist kaputt. Ich muss den Preis überschlagen. Er ist richtig. Ich bin ein armer Mann und habe sieben Kinder, bin verschuldet, überarbeitet, arm und krank. Haben Sie doch ein Einsehen.«
    Der Bursche log wie gedruckt.
    »Das Einsehen können Sie haben. Und den halben Preis. Da.« Anne drückte dem Fahrer eine Pfundnote in die Hand. »Guten Tag.«
    Was der Fahrer murmelte, als Anne davonging, waren keine Segenswünsche. Es war Mittag, als Arme wieder nach Hause zurückkehrte. Sie rief gleich bei ihrer Mutter an. Es meldete sich niemand. Daraufhin wählte Anne die Nummer der Portierloge und erreichte den alten Donald.
    »Nein, Miss Carmichael, ich habe noch nichts von Ihrer Frau Mutter gehört. Meines Wissens ist sie in der Zwischenzeit nicht in Ihrer Wohnung gewesen. Vielleicht ist sie verunglückt. Fragen Sie doch mal bei den Krankenhäusern nach.«
    »Danke für den Tipp , Donald.«
    »Verständigen Sie mich bitte, wenn sich etwas Neues ergibt. Ich verehre Ihre Frau Mutter.«
    Das war nun schon der dritte Verehrer, wenn man den Lord mitrechnete. Marion Carmichael hatte wirklich Chancen. Anne rief bei Peter Stanwell an, der sich sofort meldete. Sie schilderte ihm, wie es ihr ergangen war.
    » Grässlich , Onkel Peter. Deine drei Berufskollegen sind schreckliche Menschen.« Mayhawr, der Dritte im Bund der Rechtsverdreher, würde auch nicht besser sein. »Ja, ich weiß, es gibt in jedem Beruf schwarze Schafe. Aber ich sorge mich mehr um Mutter. Es ist nicht ihre Art, ob verliebt oder nicht, tagelang ohne Nachricht wegzubleiben. Und was die Transaktion betrifft, die über das Treuhandkonto dieser drei schrecklichen Anwälte läuft, da muss einfach etwas Unredliches dahinterstecken. Wer würde denn über diese Winkeladvokaten ein reelles Geschäft abschließen wollen ?«, »Damit kennt dieses Trio sich ja auch gar nicht aus«, sagte Stanwell
    mit trockenem Humor. »Hm, das ist aber eine verteufelte Geschichte. Könntest du heute Nachmittag noch einmal zu mir kommen? Wir müssen beraten, was zu tun ist. Ab 48 Stunden unerklärter verdächtiger Abwesenheit kann eine Vermisstenanzeige erstattet werden. In besonders bedenklichen Fällen auch schon früher. Doch natürlich müsstest du dazu der Polizei das Verhältnis deiner Mutter mit jenem Lord preisgeben, das ja geheim bleiben soll.«
    »Das wäre bestimmt nicht in Mutters Sinn«, sagte Anne. »Vielleicht klärt sich diese mysteriöse Geschichte ja doch noch auf eine normale Weise.« Anne konnte es sich schwer vorstellen, wie das geschehen sollte. »Genügt es, wenn ich um fünfzehn Uhr bei dir bin, Onkel

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