Die Verschwundenen
unter Druck gesetzt«, sagte Cotton. »Jetzt spiele ich den guten Cop.«
Brandenburg nickte. Dann hob er die Stimme. »Okay, fünf Minuten, Softboy. Du hast fünf Minuten, um diesem Wolf seinen Schafspelz zu streicheln. Dann komm ich mit der Flinte zurück. He, ihr Luschen! Das nennt ihr eine Durchsuchung? Ich zeig euch mal, wo ich den Stoff verstecken würde …«
Er schloss sich seinen Männern an, die sich im Rest der Bar umsahen.
Cotton blieb mit Skalsky und Mason allein auf der Tanzfläche.
»Hören Sie zu, Cotton!« Skalsky hatte sich ein wenig beruhigt. Vielleicht lag es daran, dass er mit Cotton normal reden konnte, während Brandenburg seinen Blutdruck nach oben trieb. »Sie können meinen Laden auseinandernehmen, Cotton, alle meine Läden, meine Privatwohnung und was weiß ich noch alles. Aber Sie werden mir nichts anhängen können. Ihre hübsche Kollegin habe ich nur einmal gesehen, als Sie beide hier reingeschaut haben. Und Laura ist mir schon seit drei Jahren nicht mehr untergekommen!«
Cotton nickte. »Das glaube ich Ihnen sogar«, sagte er. »Vielleicht hatten Sie einen Grund, sich an Laura Robinski zu rächen. Aber mit den übrigen Opfern hatten Sie nichts zu tun.«
»Welche Opfer?« Skalsky blickte überrascht.
Cotton winkte ab. »Tatsache ist, Special Agent Decker war in der Nähe Ihres Mannes, als wir zuletzt von ihr gehört haben.« Er wies auf Mason. »Und mein Chef möchte gerne seine Agentin wiederhaben – oder den Kopf eines Schuldigen. Wir werden ihm etwas liefern müssen, wenn Sie da wieder rauskommen wollen.«
Skalsky folgte Cottons Blick und drehte sich um. Beide schauten Mason an.
Dann hob Skalsky eine Braue, als wäre ihm gerade eine interessante Idee gekommen.
*
Cotton stand vor dem Black Diamond und sah den abziehenden Polizisten nach. Ein kühler Wind wehte ihm ins Gesicht. Zu dieser Vormittagsstunde war die 43. Straße ruhiger, als er es gewohnt war. Der Verkehrslärm schien sich in Richtung des riesigen Port-Authority-Busterminals verlagert zu haben, das einen Block entfernt lag.
Sein Smartphone klingelte. Es war Zeerookah.
»Cotton, schmeiß dein Handy weg«, sagte er munter.
»Was?«, fragte Cotton verblüfft. »Hast du rausgefunden, wer mich heute Morgen angerufen hat?«
»Nein«, sagte Zeerookah. »Der Anruf ging übers Internet und war durchs Ausland geroutet. Aber als ich gerade dabei war, deinen Anschluss zu prüfen, ist mir etwas anderes aufgefallen: Da hatte noch jemand dieselbe Idee.«
»Was für eine Idee?«, fragte Cotton.
»Jemand hat deine Telefondaten abgefragt«, erklärte Zeerookah. »Nicht nur einmal, sondern mehrfach, angefangen mit den Einträgen, die dein Apparat in den Funkzellen hinterlassen hat, die in der Nähe dieser Maklerin auf New Island liegen.«
»Moment … was bedeutet das?«
»Ganz einfach.« Zeerookah klang nicht beunruhigt, eher selbstgefällig. »Wann immer du mit dem Handy durch die Gegend fährst, meldet es sich laufend bei allen Funkstationen an, die es erreichen kann. Darum weiß deine Telefongesellschaft auch immer, wo sich dein Handy befindet.«
»Ja, klar«, antwortete Cotton.
»Und auf diese Weise hat dich jemand verfolgt. Dich und Decker. Ich habe festgestellt, dass auf die Positionsdaten eurer Handys auch zu den Zeiten zugegriffen wurde, als du deinen Unfall hattest und Decker verschwunden ist.«
»Kannst du feststellen, wer das war?«
»Schwierig«, gab Zeerookah zurück. »Ich kann es versuchen, sobald er es wieder tut. In der Zwischenzeit würde ich dir empfehlen, dass du dir ein anderes Handy besorgst, wenn dein geheimnisvoller Verfolger nicht wissen soll, wo du bist.«
»Wir können es benutzen, um dem Burschen eine Falle zu stellen«, sagte Cotton. »Wenn er mein Handy das nächste Mal zu orten versucht, dann häng dich an ihn dran!«
»Er verschleiert seine Spuren«, wandte Zeerookah ein. »Er müsste schon eine ganze Weile ununterbrochen Verbindung halten, damit ich mich an ihn ranarbeiten kann.«
»Okay«, sagte Cotton. »Ich versuche, ihn hinzuhalten. Bleib einfach dran!«
Zeerookah fluchte unterdrückt. »Ist aber höllisch illegal. Wenn ich mich zu lange bei der Telefongesellschaft herumtreibe, stolpert womöglich jemand über mich . Ich sollte Mr. High hinzuziehen, dann können wir die Sache offiziell machen.«
»Bloß nicht«, sagte Cotton. »Ich habe einen Plan, um Phil zurückzuholen. Aber dafür brauche ich heute Bewegungsfreiheit. Also lass Mr. High noch ein paar Stunden raus.« Er zögerte
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