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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nämlich ein Orgasmus liefert, erzeugt das Opioid eine nicht so ausgeprägte Trägheit. Dafür kommt es zu einem paradoxen Prozess: Auch wenn die Opioide die Motivation dämpfen, bereiten sie das Gehirn darauf vor, erneut angeregt zu werden, indem sie das Dopaminsystem befeuern. Sexuelle Höhepunkte dämpfen das Gehirn also zum einen, konditionieren es aber zum anderen auch darauf, nach weiteren Höhepunkten zu streben. Aber selbst ohne Orgasmen – denn Pfaus war sich ja nicht sicher, ob die Rattenweibchen den überhaupt erreichten – konnte er in seinem Labor die Wirkung der Opioid-Ausschüttung erkennen. Denn wenn er den Ratten eine Chemikalie verabreichte, die diese Ekstase verhinderte, dann verloren sie das Interesse am Sex vollständig.
    Pfaus übersetzte diese Erkenntnis in einen unmissverständlichen Ratschlag: Die Männer sollten sich also stärker ins Zeug legen, den Frauen Orgasmen bescheren und für eine ordentliche Opioid-Ausschüttung sorgen, damit ihr Sexualleben nicht einschläft.
    Dabei ist es ja nicht so, als würde das die Probleme von Männern lösen und sie sorglos ma chen. Eines Morgens erklärte der Wissenschaftler seinen Studenten im Grundstudium den Coolidge-Effekt. Dabei handelt es sich um ein Standardthema in den Lehrbüchern zur Sexualforschung. In Pfaus Augen ist es nichts weiter als eine »Nummer« der Evolutionspsychologie. Benannt ist der Coolidge-Effekt nach einer Anekdote: Eines Tages statten der amerikanische Präsident Calvin Coolidge und dessen Gattin einer staatlichen Vorzeigefarm einen Besuch ab. Sie erhalten jeder eine eigene Führung. Als Mrs. Coolidge den Hühnerhof sieht, bemerkt sie den fleißig kopulierenden Hahn und fragt einen Mitarbeiter, wie oft das denn passiere. »Dutzende Male pro Tag«, lautet die Antwort. Darauf erwidert sie: »Bitte erzählen Sie das auch dem Präsidenten, wenn er hier vorbeikommt.« Der Mitarbeiter tut, wie ihm geheißen, sobald der Präsident auftaucht. »Jedes Mal mit demselben Huhn?«, will der Präsident wissen. »O nein«, entgegnet der Mann, »jedes Mal mit einem anderen.« Da soll der Präsident geantwortet haben: »Bitte sagen Sie das Mrs. Coolidge.«
    Die Geschichte wird gern bemüht, um auch dem Letzten das Prinzip zu verdeutlichen, dass männliche Lust sich von zahlreichen Partnerinnen nährt. Pfaus spottete über den Glauben, das träfe für die weibliche Lust weniger zu. Nagerweibchen, ließ er seine Studenten wissen, würden mehr tänzeln und springen, um neue Partner zu verführen. Und sie biegen ihr Kreuz sogar noch weiter durch, damit das neue Männchen es leichter hat.
    Während unserer Gespräche kam Pfaus durchaus einmal von den bislang erbrachten Beweisen ab und begab sich auf das Feld der Spekulation. »Wenn diese Generation junger Leute komplett erfasst und untersucht ist, werden wir mehr vermeintlich männliches Verhalten sehen, mehr Frauen, die Männer anmachen, mehr Frauen, die sich vögeln lassen und danach gehen, die Sex haben, ohne eine Bindung abzuwarten, mehr Mädchen in ihren Zimmern vor dem Computer, die sich Pornos anschauen und masturbieren, bevor sie mit ihren Hausaufgaben anfangen.«
    Weder waren die Altersgruppe noch die Erklärung für die von ihm vorhergesehene Freizügigkeit klar; die beschriebene Entwicklung schien zum Teil mit dem Internet zusammenzuhängen. Ich fragte mich, ob es irgendwelche konkreten Anzeichen dafür gab, dass dieser Trend wirklich existierte. Sahen sich Mädchen und Frauen tatsächlich mehr nicht-jugendfreie Sachen an? Näherte sich ihr Pornokonsum im Internet dem der Männer an? Es gab nur vereinzelte Antworten, dürftige Beweise. Das Glaubwürdigste stammte von dem Konsumforschungsunternehmen Nielsen: Demnach ist einer von drei Menschen, die sich online Pornos anschauen, eine Frau – vier Jahre zuvor war es nur jeder vierte. In der Presse gaben Beratungsstellen für Pornosüchtige an, dass die Anzahl der weiblichen Hilfesuchenden ansteige. Den wohl anschaulichsten Beweis lieferte die Fangemeinde von James Deen.
    Der Pornostar, der sich Namen und Schreibweise selbst zugelegt hat, drehte in den letzten acht Jahren über 2000 Szenen – in denen mal ein Kurier zum Blowjob ins Haus gebeten wird, mal eine Direktorin dem neuen Lehrer eine Lektion erteilt, eine gefesselte und geknebelte Blondine sich unterwirft oder

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