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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Büchse der Pandora? Warum haben wir die Sexualität der Frauen dort eingesperrt? Warum unterdrücken wir das Verlangen der Frau mehr oder weniger? Wir Männer fürchten, Hörner aufgesetzt zu bekommen, wenn wir die Büchse öffnen und ihr die Kontrolle überlassen. Wir fürchten das, was sich darin befindet.«
    Er lachte, als ich ihm erzählte, dass bis vor Kurzem Por nos im New Yorker Kabelfernsehen von Gesetzes wegen mit einem blauen Punkt versehen sein mussten. Dieser Punkt verdeckte ständig den Penis. Die Körper der Frauen waren voll zu sehen, doch wohin auch immer der Penis sich bewegte, der blaue Punkt war schneller.
    Ich musste auch an Reisen denken, die ich für andere Schreibprojekte unternommen hatte. An Orte, wo der blaue Punkt nicht so lustig war. Einmal fragte ich in einem ent legenen kenianischen Dorf im Norden des Landes eine Gruppe von Samburu-Männern, warum sie in ihrem Volk die Klitorisbeschneidung praktizieren. Sie antworteten mir unumwunden: »Damit unsere Frauen uns treu bleiben.«
    Einige Zeit später sprach ich noch einmal mit Meredith Chivers. Sie hatte ein neues Experiment entwickelt, bei dem unterschwellige Bilder helfen sollten, tiefer als das Bewusstsein und vielleicht sogar tiefer als die soziale Prägung vorzudringen. Sie beschrieb mir die Versuchsanordnung und meinte dann, sie habe an die Szene im Hörsaal ihres Col leges vor 20 Jahren zurückdenken müssen, an das »Iiiiih!«. Dieser zwar halb scherzhaft gemeinte, aber doch unvergessliche Laut hatte für sie die Geschichte und Vorgeschichte »aller Arten von Verboten und eingeschränkten Blickwinkeln in Bezug auf die weibliche Sexualität« zum Ausdruck gebracht. Plötzlich überschlug sich ihre Stimme: »Sehen Sie sich doch all die Schranken an! All die Hindernisse! Doch das ist es gar nicht, was mich erstaunt.«
    Chivers ist eine akribische Wissenschaftlerin, die sich bewusst mit ziemlich kahlen Mauern umgibt, ihren Arbeitstag in einer fast mönchischen Zelle verbringt, Behauptungen vermeidet und ihre Daten ganz für sich sprechen lassen möchte. In diesem Moment legt sie jedoch die professionelle Zurückhaltung ab. »Diese Schranken sind ein Zeugnis der Macht des Verlangens an sich. Und zwar ein geradezu unglaubliches Zeugnis. Denn das Verlangen muss dermaßen stark sein, wenn es all das überwinden kann!«

5
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    Narzissmus
    Eine der Wände in Marta Meanas vollgestopftem Universitätsbüro war bedeckt mit Kunstpostkarten. Lauter Porträts aus den vergangenen Jahrhunderten. Alle zeigten Frauen. Die Gesichter auf Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrgehänge und Porträt einer jungen Frau scheinen jeweils vor ihrem dunklen Hintergrund zu schweben, die Haut leuchtet, die Augen sind auf irgendetwas hinter dem Betrachter gerichtet.
    Vor dieser Bilderwand drückte Meana mir lachend ein Bild von zwei Schaltpulten in die Hand. Eines stand für die Funktion männlichen Verlangens – es gab genau einen einzigen Knopf zum Ein- und Ausschalten. Das andere symbolisierte das weibliche Verlangen – es hatte zahllose verschiedene Knöpfe. »Wenn man herausfinden will, was Frauen wollen, steht man vor einem echten Dilemma«, sagte sie. Genau gegen dieses Dilemma wollte sie angehen – als Wissenschaftlerin, als Paartherapeutin und als Präsidentin der Gesellschaft für Sextherapie und -forschung, der angesehensten Organisation im klinischen Bereich. Und zwar auf andere Weise als Chivers.
    In einem Dilemma befand sich auch Isabel, Juristin einer gemeinnützigen Organisation, als sie versuchte, herauszufinden, ob sie nach 18 Monaten mit ihrem Freund Eric zusammenbleiben und ihn heiraten sollte. Er sah zwar attraktiv aus und war intelligent, nett und gut im Bett, aber sie wollte trotzdem nur selten mit ihm schlafen.
    Isabel war keine Patientin von Meana, sondern eine Frau, von der ich viel zum Thema erfahren habe. Die folgende Szene trug sich am Abend des Valentinstags im vergangenen Jahr zu. In ihrem kleinen Appartement in Manhattan hatte Eric ihr ein Bad eingelassen, Badesalz hineingegeben, Kerzen angezündet und es sie dann bewusst allein genießen lassen. Als sie aus dem Bad kam, waren im Schlafzimmer noch mehr Kerzen angezündet, und auf ihrem Bett bildeten jede Menge Rosenblütenblätter ein Herz. Es kostete sie viel Mühe, sich von dieser Geste angeturnt zu fühlen. Während Eric duschte, legte sie

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