Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht
dabei ihre Arme, küssten ihre Brüste, strichen über ihre Beine und leckten ihre Ritze. Ich sah ihr geschlagene 30 Minuten lang zu.«
»Früher machte es mich traurig, dass ich in meinem Leben nie mehr mit einer anderen Frau schlafen würde«, meldete sich Nelson aus seinem Ledersessel. Während Passie das Abendessen kochte, berichtete er von zwei oder drei der Begegnungen mit Frauen in diesen Urlauben, die sie in diversen ausländischen Staaten gemacht hatten. Im Verlauf der letzten sieben Jahre hatten sie alle paar Monate so eine Reise unternommen. Das Ganze klang ein wenig steif, verunsichert. Auf keinen Fall triumphierend.
»Ich wollte meine Hemmungen über Bord werfen. Sie sollte mein Vorbild sein«, sagte Passie über die Frau mit dem gestreiften Cowboyhut.
»Wenn ich so zurückdenke, glaube ich, dass sie ein gröÃeres Verlangen nach anderen Partnern hatte als ich«, meinte er. »Das hat sie wohl schon vor dieser ersten Reise gespürt.«
»Unterbewusst«, fügte sie hinzu.
Sie stellte einen Korb mit Brot auf den Tisch.
»Wir schlafen immer noch miteinander.« Es schien ihm wichtig, mich das wissen zu lassen.
»Nelson ist mein Ehemann«, erklärte sie. »Ich liebe ihn. Er ist der Vater meiner Kinder. Wenn ich sage, ich liebe ihn, dann meine ich es auch so.« Sie erzählte noch, dass sie bei den Events in den Urlauben immer darauf schaut, dass er jemanden »zum Spielen« hat, bevor sie sich in das Zimmer eines anderen Mannes begibt.
»Es ist ein Paradoxon, das ich ihnen da vorschlage.« Marta Meana sprach von einer Methode, die sie bisher nur mit wenigen ihrer Paare erprobt hatte. Die meisten ihrer Patienten seien noch nicht reif dafür und wollten ein solches Risiko nicht eingehen. Dabei ging es bei ihrem Rezept gar nicht um Zusammenkünfte, bei denen man einen alternativen Lebensstil pflegte. Aber es galt schon, eine gewisse Kluft zu überwinden und Sicherheit aufzugeben.
Sie kam dabei auf einen Satz zurück, einen Traum, den sie zuvor kritisiert hatte: »Ich werde eins mit dir.« Die Suche nach einer oder einem Liebsten, die oder der diese Worte verkörpert; das Schmachten nach bedingungsloser Liebe; das Streben nach absoluter Vereinigung; das Gefühl, der Partner oder die Partnerin sollte uns geben, was wir von unseren Eltern bekommen haben â oder was uns zumindest zugestanden hätte; die Gier nach Bestätigung: »Sag mir, dass ich etwas Besonderes bin, sag mir, wie hübsch ich bin, sag mir, dass ich klug bin, sag mir, ich bin erfolgreich, sag mir, dass du mich liebst, sag mir, dass es für immer ist, was da kommen mag, bis dass der Tod uns scheidet.« Für Meana sind das im Prinzip nur Schreie eines Kindes. Trotzdem wäre es den meisten von uns unerträglich, diese Sehnsüchte aufzugeben. Die meisten von uns könnten sich nicht von dem Wunsch nach jemand verabschieden, der unsere Erfüllung, unsere Bestätigung ist. Denn diese Hoffnung fahren zu lassen, würde bedeuten, dass wir unser Leben unentrinnbar allein meistern müssen. Wenn wir Glück haben, mit der Unterstützung der Liebe, aber letztlich doch allein. Nur wenige von uns wollen es genau so.
»Wir brauchen ein Gegenüber, damit es sexuelles Pri ckeln überhaupt geben kann«, erklärt sie. Doch in dem Versuch, uns vor unserer Einsamkeit zu retten, scheuen wir keine Anstrengung, um die anderen eins mit uns werden zu lassen. Wir schlagen wild um uns, wir klammern. Wir flehen darum, dass das Selbst sich auflöst und Seelen sich vereinigen. Und die Lust, eine der Kräfte, die wir in unserem Kampf einsetzen, wird dabei zerquetscht, während wir ver suchen, Distanz für immer aus unserem Privatleben zu verbannen. Damit wollte sie jedoch nicht empfehlen, dass Paare sich einander nicht zuwenden sollten, um sich Mut oder Trost zuzusprechen. »Liebe muss in verschiedenen Dimensionen existieren.« Dennoch ist in ihren Augen bei den meisten von uns etwas aus dem Gleichgewicht: Die Sehnsucht nach Abhängigkeit, das Bedürfnis, gebettet und beschützt zu werden, sind zu stark.
Bei den Paaren, die ihr dafür bereit erscheinen, fragt Meana gern: »Warum sollte sie Sie begehren?« Oder: »Warum sollte er Sie begehren?« Sie erkundigte sich: »Erzählen Sie mir, was an Ihnen begehrenswert ist.« â »Und manchmal sehen sie mich daraufhin an, und ihr Blick sagt mir: âºIch kann
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