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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Southern Debutantes gemäß »sich immer ehrenhaft zu benehmen« und »das mustergültige amerikanische Mädchen« zu repräsentieren. Am besten Mädchen-College der Gegend hatte sie gelernt, wie man anmutig in ein Auto hinein- und wieder heraussteigt, dass man auf einen Gentleman wartet, der einen am Arm eine Treppe hinunterführt, und wie man auf einem Gruppenfoto posiert, wenn man in der ersten Reihe steht – ein Fuß leicht auswärts, die Hände gefaltet an einer Hüfte, sodass der Körper eine elegante und züchtige S-Form beschreibt, dazu ein gerader Hals und ein hoch erhobener Kopf. »Noch heute sehe ich mir Fotos an und denke, um wie viel besser Frauen aussehen könnten, wenn sie sich ordentlich hinsetzen würden.«
    Am College galt es in den ersten vier Jahren, ein Abzeichen zu bekommen. Das funktionierte folgendermaßen: Als Erstes ging man mit einem Jungen von der benachbarten State University aus. Der schenkte einem dann eine Kette mit Anhänger, auf dem die Buchstaben seiner Burschenschaft standen, und die man voller Stolz um den Hals trug. »Willst du mein Abzeichen tragen?«, fragte der Junge im nächsten Schritt, und falls sie Ja sagte, durfte er das Abzeichen seiner Burschenschaft über dem Herzen an ihre Bluse stecken. Vielleicht eine Woche später stellte er sich am Abend mit all seinen Freunden aus der Studentenverbindung vor der Veranda ihres Wohnheims auf, und sie bekam als Ständchen das Lied der Burschenschaft gesungen: »And the moonlight beams on the girl of my dreams.«
    Â»Ich hatte eine ganz traditionelle Vorstellung vom Leben, den Traum einer Märchenprinzessin. Ich wünschte mir einen Prinzen, der mich in seinen Palast entführte. Als Kind bedeutete Verlangen für mich der Wunsch nach einem neuen Kleid. Als Teenager den richtigen Verehrer für Partys. Am College ging es darum, das passende Burschenschaft -Abzeichen angesteckt zu bekommen und sich zu verlieben. Dann bekommst du dein Lied und tanzt an den Wochenenden miteinander und denkst, er wird dein Ehemann werden. Lust spielte dabei keine große Rolle oder war zumindest nicht die treibende Kraft.«
    Nelson war eigentlich ein Blind Date ihrer Zimmerkollegin, als Passie nach ihrem Abschluss an einem College ein paar Staaten weiter Französisch unterrichtete. Sie hatte damals insofern mit den Konventionen gebrochen, als sie sich zum Arbeiten entschloss, anstatt rasch zu heiraten. Und auch früher hatte sie schon dagegen verstoßen: Im Grundstudium hatte sie an Rhetorikwettbewerben teilgenommen und sich zur Präsidentin des Jugendkongresses in ihrem Bundesstaat wählen lassen – als erste Frau in diesem Amt. Als die Verabredung mit der Mitbewohnerin nicht gut lief, entdeckten Nelson und Passie bei einer Cola, das sie einiges verband: die Liebe zum Theater (um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, verkaufte er Silos, aber in seiner Freizeit spielte er bei der örtlichen Laientheatergruppe mit) und zur klassischen Musik. »Ich fand ihn ansprechend. Und er sah gut aus. Nicht wahnsinnig hübsch, aber ansprechend. Und bis dahin war ich schon mit genügend Jungs ausgegangen, die total egozentrisch waren. Er machte Dinge, die mir das Gefühl gaben, etwas Besonderes zu sein. Ich reiste mit dem Fremdsprachen-Team herum, und wenn ich spätabends nach Hause kam, dann hatte er mir etwas zu essen vorbeigebracht und es in den Kühlschrank gestellt. Es gefiel ihm, an meinem Radio einen Sender aus Indianapolis einzustellen, das etwa 300 Meilen entfernt war.«
    Während sie sich daran erinnert, sind wir zu dritt in ihrer Küche, Passie, Nelson und ich. Nelson sitzt in einem Ledersessel, während sie auf der anderen Seite der Küchentheke fürs Abendessen Rinderbrust und als Nachtisch Brownies zubereitet. Ihr Zuhause, in der Nähe des College, wo sie auch später noch unterrichtete, und nur ein paar Meilen von der Silofabrik entfernt, wo er bis zu seiner Pensionierung arbeitete, ist ein einstöckiges Backsteinhaus in einer dicht begrünten Einbahnstraße. Die Straße könnte sich in tausend amerikanischen Vierteln befinden, in Hunderten kleinen oder größeren Städten: Die Bäume sind noch nicht sehr alt, die Einfahrten geteert und mit Basketballkörben ausgestattet. Drinnen haben Passie und Nelson die Wände mit Landschaftsbildern dekoriert: ein Angler, der an einem See in der Nähe aus einem Ruderboot die

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