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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Doch Ablenkung und Müdigkeit konnten der Lust nichts anhaben. Dass sie so offen miteinander umgingen, bewahrte ihnen irgendwie auch die Attraktivität füreinander.
    Â»Wir sind wirklich kein bisschen subtil«, erklärte sie. »Mein Satz lautet: ›Schenkst du mir heute Abend deine Aufmerksamkeit?‹ Oder er sagt: ›Gibt es heute Abend irgendwelche Action für mich?‹ Darauf antworte ich dann: ›Klar, wenn du es schaffst, mit deiner Lernerei fertig zu werden und nach oben zu kommen, bevor ich eingeschlafen bin.‹ Oder wir machen aus, um drei Uhr morgens aufzuwachen.«
    Sie fuhr fort: »Wir hören niemals auf, einander zu bewundern. Ich sage: ›Du hast dir die Haare schneiden lassen, das sieht toll aus.‹ Und er erzählt mir immer noch andauernd, wie hübsch ich bin, selbst nach den Kindern. ›Uuuuh‹, das ist einer seiner subtilsten Sätze, ›ich liebe dich in dieser Jeans. Darf ich da rein?‹ Wir knutschen in der Küche. Beim Fernsehen fasse ich ihn an oder er streichelt meine Brüste – selbst wenn es praktisch keine Chance gibt, dass daraus Sex werden könnte. Ich mag es, dass ich ihm in dieser engen grauen Yogahose gefalle, die ich immer in der Krankenpflegeschule anhatte.«
    Dann verrät sie unvermittelt doch ein Geheimnis. Sie war früher Baseballfan, und wenn sie Probleme hat, zum Orgasmus zu kommen, oder mit Paul schlafen will, aber die Erregung nicht reicht und ein bisschen Auftrieb braucht, dann denkt sie manchmal an Derek Jeter, den Abwehrspieler bei den Yankees. Sie lächelt, als sie das gesteht. Nur gelegentlich sei diese Extrahilfe nötig, erklärt sie. »Jeter ist der Inbegriff von einem Yankee. Groß, sehr amerikanisch, alle lieben ihn. Er kommt also zu mir nach Hause, nachdem er die World Series gewonnen hat. Er trägt noch seine Spieleruniform, wirft mich aufs Bett, küsst mich leidenschaftlich überall und stößt sofort in mich hinein, ohne dass ich wirklich darauf gefasst wäre. Er nimmt mich einfach.«
    Aber selbst wenn sie einen anderen Mann einbezieht, fühle sie kaum Distanz zu ihrem Ehemann. Sie hätten nie darüber gesprochen. »Wir haben einander noch nie danach gefragt. Ich finde, der Partner muss das nicht wissen. Die Fantasie ist doch nur ein Hilfsmittel. Wenn du schon lange mit demselben Menschen zusammen bist, geht es doch in Ordnung, die Fantasie als kleine Flucht zu benutzen. Ich bin ja trotzdem mit ihm zusammen. Er ist es, den ich berühre. Das ist immer noch er .«
    4
    Die Frau mit dem gestreiften Cowboyhut trieb auf einer blauen Luftmatratze am flachen Ende des Swimmingpools. Passie, die sie beobachtete, war Ende 50. Die Frau lag auf dem Rücken und ließ die Beine zu beiden Seiten der Matratze ins Wasser hängen. Unter dem schwarz-weißen Hut fiel dunkles Haar herab. Um einen Fußknöchel trug sie ein dünnes Kett chen. Ihr Körper war füllig, aber nicht dick. »Um sie herum waren vielleicht zwölf Typen«, erzählte Passie. »Sie war nackt. Große Brüste. Und sie war deutlich zu hören, denn diese Männer spielten an jeder erreichbaren Stelle mit ihr.«
    Vier Jahrzehnte zuvor, als die ehrfürchtig gepflegten Villen ihrer Heimatstadt für Besucher geöffnet wurden, wie es alljährlich für jeweils eine Woche im Frühling Tradition war, hatte man Passie als Gastgeberin ausgewählt. Einst waren durch diese Gegend im Süden der USA große Mengen Baumwolle transportiert worden. Mehr als 100 Jahre später, in den späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren, als Passie die Highschool und das College besuchte, bezog der Ort seinen verbliebenen Stolz aus dieser jährlichen Präsentation. Sie saß unter einem Säulenvorbau. Die Kreppmyrte stand in voller Blüte: Wolken aus purpur-, rosafarbenen und weißen Blüten auf den Rasenflächen und entlang der Wege. Ihr blassrosa Reifrock bauschte sich. Die langen Handschuhe waren im gleichen Farbton gefärbt. »Es fühlt sich geradezu surreal an«, erzählte sie, »in jener Zeit an diesem Ort aufgewachsen zu sein.«
    Mit zwölf war sie in der Kirche der Southern Baptists, wo ihr Vater in der Sonntagsschule unterrichtete und im Chor sang, an das Taufbecken getreten. Der Pfarrer hatte die Hand auf ihren Kopf gelegt und sie nach hinten ins Wasser getaucht. Als älterer Teenager hatte sie gelobt, dem Anspruch der Little

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