Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
geradeaus zu halten, „was hast du denn damit gemeint, Xaver? Felix hat dich in der Hand? Wie denn?“
    Das Feuer im Kamin knisterte. Xaver stützte den Kopf in die Hand. „Er ist mein Verleger, Julia“, hörte sie ihn leise sagen, „ich könnte natürlich auch zu einem anderen gehen, aber ich bin bei ihm. Er bestimmt, wann und wie meine Bücher herauskommen.“ Jetzt sah er ihr doch direkt ins Gesicht. „Du weißt, was das heißt. Meine ganze Arbeit … Felix ist derjenige, der darüber bestimmt. Aber was fragst du, ist das nicht klar?“
    Sie sah ihm in die Augen. War das nicht klar? Natürlich … was sonst hätte er denn damit meinen können? Und doch beruhigten seine Worte sie - so sehr sie auch versuchte, sich das einzureden - kein bisschen.
    Langsam breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus. Julia hatte Jenna und Rebecca längst frei gegeben, es musste nach zwei Uhr nachts sein. Jetzt fühlte auch sie die Anstrengungen des Tages. Sie sah, wie Xaver sich auf die Seite sinken ließ, auf dem Sofa zu liegen kam und die Beine hochzog. Sein kantiges Gesicht wirkte ein wenig weicher als sonst, der Widerschein des Kaminfeuers tanzte in seinen Augen.
    Unwillkürlich fragte sich Julia, ob er als Junge wohl so gewesen war wie Max. Oder unbeschwerter? Ernst, aber nicht so bedrückt - vielleicht wie Till, fuhr es ihr durch den Kopf und sie spürte einen Stich im Herzen.
    Ihr war nicht entgangen, dass Xaver Till zu beobachten schien und sie meinte zu spüren, dass das Wohlwollen, das er Till entgegenbrachte, etwas war, das Xaver seinem eigenen Sohn immer vorenthalten hatte. Julia wusste, dass Max Schwächen hatte, dass er selbst in seinem jungen Alter schon einen labilen Eindruck machte, dass er zwischen einem uneinholbaren Ehrgeiz, der in seinen Wünschen und Vorstellungen wütete, und unzulänglichen Fähigkeiten hin und her gerissen wurde. Aber sie liebte ihren Jungen über alles. Sie wusste, dass Max sich Mühe gab, dass er darum kämpfte, sich von seinen eigenen, seltsam verschrobenen Vorstellungen nicht unterkriegen zu lassen. Dass er sich danach sehnte, von seinem Vater geliebt zu werden. Sie wusste aber auch, dass das etwas war, was Max und Xaver untereinander ausmachen mussten, sie konnte ihren Mann nicht dazu zwingen, einen Sohn zu lieben, der ihm offensichtlich in gewisser Weise fremd war und vielleicht immer bleiben würde.
    Vor ein paar Jahren, als ihr das zum ersten Mal aufgefallen war, hatte sie versucht, mit Xaver darüber zu sprechen und gemerkt, wie sehr er selbst darunter litt. Als hätte er versucht, sich zu befehlen, den Jungen zu lieben, es jedoch nicht vermocht. Direkt danach zu fragen, was er Max gegenüber empfand, hatte Julia jedoch nie gewagt, zu groß war die Angst davor, etwas zu hören, was sie nie wieder vergessen können würde. Als Max noch ganz klein gewesen war, ein Baby, das kaum laufen, geschweige denn sprechen konnte, hatte Xaver sich stundenlang mit dem Jungen beschäftigt, aber nicht liebevoll und selbstvergessen, wie Julia es von einem Vater erwartet hätte, sondern wie prüfend, wie mit sich ringend, als hätte er verzweifelt nach der Empfindung gesucht, von der er annahm, dass er sie seinem Sohn entgegenbringen müsste. Später dann war es dazu nicht mehr gekommen, später hatten die beiden zunehmend weniger miteinander zu tun gehabt – und Julia das Gefühl beschlichen, dass Xaver in diesen ersten Stunden des Zusammenseins mit Max die Entscheidung gefällt haben könnte, zu seinem Jungen keine innige Beziehung aufbauen zu können. Dabei erschien Julia der Umgang, den Xaver mit Lisa, Claire und Betty hatte, von einer selbstverständlichen, angenehmen und beruhigenden Herzlichkeit. Etwas, das sie sich immer vergeblich für das Miteinander von Max und Xaver gewünscht hatte.
    „Wie lief es neulich eigentlich mit den Vögeln?“, versuchte sie noch einmal, ein Gespräch in Gang zu bringen, obwohl sie wusste, dass es spät war und vielleicht das Beste wäre, nun endlich zu Bett zu gehen.
    „Die Jungs waren plötzlich vor der Tür. Sie hätten es nicht mitbekommen sollen“, hörte sie Xavers Stimme vom Sofa zu ihr herüberdringen.
    Natürlich nicht, dachte Julia. Sie war von Anfang an dagegen gewesen, aber Xaver hatte behauptet, dass ein paar von den Gästen, die er an dem Abend eingeladen hatte, es zu schätzen wissen würden, wenn ein Papageienkampf stattfinden würde. Als Xaver ihr zum ersten Mal davon erzählt hatte, war Julia sich sofort sicher gewesen, dass es brutal,

Weitere Kostenlose Bücher