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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
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noch Schwärze sah, doch es half nichts. Mit
einem Krack war es vorbei. Sie riss vor Schrecken die Augen auf und
bereute es noch im selben Moment wieder, doch sie hatte es wieder gesehen. Sie
sah, wie ihr lebloser Körper schlaff in den Armen von Narbe lag und ihr Kopf in
schiefer Krümmung abstand. Schnell kamen die Aufpasser, trugen die Leiche vom
Platz zu dem Haufen der anderen Todesopfer. Alle durch eins verbunden, den
gleichen Tod, derselbe Mörder, Narbe, dieselbe Todesart, gebrochenes Genick.
Alle waren sofort tot.
    Grace schauderte, doch sie konnte nichts tun. Sie wollte kämpfen, für
ihre Eltern, für Hope, doch es hätte keinen Sinn. Sie würde sterben, wenigstens
würde es schnell gehen, Genick gebrochen und fertig. Die blanke Angst trieb sie
zu diesem letzten Aspekt, der nun positiv erschien. Krankhaft klammerte sie
sich um Ceelas Arm, dann flüsterte sie mit letzter Kraft:
    „…Leb wohl… Ceela, leb wohl. Bitte, pass… auf… dich auf…“
    Dann brachte sie kein Wort mehr raus. Ihr Hals brannte und kratzte, in
ihren Augen funkelten die gläsernen Tränen, die nun in Strömen ihre
eingefallenen Wangen hinunterliefen.
    Sie wandte sich ab und schaffte es mit der letzten Lebensenergie aufs Schlachtfeld.

Kapitel 32
     
    Ihr Atem stand still.
    Nein! Nein!
    Sie wollte schreien. Sie wollte protestieren, doch sie war nicht fähig
sich zu bewegen.
    Tu irgendwas! Tu was! Verdammt noch mal, Ceela, tu irgendwas! Sie
wird sterben...! Du musst doch was tun! hämmerte eine Stimme in ihrem Kopf. Tu was! Tu was! Immer wieder. Immer lauter.
    Oh Gott…was? Was kann ich tun? Himmel, was kann ich tun?  Sie
wusste es nicht. Tu was, Ceela, tu was!
    Das vertraute Klacken der Holzklötze. In ihr brodelte die blanke Angst
und da war noch etwas, Wut, brodelnde kochende Wut, abgrundtiefer Hass. Sie
befahl sich zu handeln. Immer wieder.
    Tu was! Tu was!
    Vielleicht war es schon zu spät? Verdammt, vielleicht war sie zu
unfähig gewesen und es war zu spät? Nein! Nein! Sie riss sich zurück, zurück in
die echte Welt, raus aus dem schwarzen Loch, erfüllt mit ängstlichen Schreien.
Da war sie. Ein bebendes Herz, ein heftiger keuchender Atem, da war sie, sie
lebte. Sie lebte! Es war noch nicht zu spät, es war noch nicht zu spät.
    Grace sah Narbe auf sie zu preschen. Es war vorbei, es war zu Ende. Sie
schloss die Augen und sie sah ihren Tod. Sie sah die tiefe umhüllende Schwärze,
einsame endlose Finsternis und die absolute Stille. Doch in ihrem Kopf spielten
die Schreie ihrer Seele, die Schreie nach dem Leben, die sie schließlich wieder
zurückholten. Denn es war noch nicht soweit, ja, es war noch nicht soweit für
sie.
    Und da öffnete sie die Augen, und da lag er vor ihr und seine toten
Augen starrten sie an. Sein dreckiges Gesicht umrahmt von grässlichen Narben,
und genau zwischen beiden Augen, im dritten unsichtbaren Auge, dem siebten
Chakra, der Heimat von Leere, Unzufriedenheit, Weltschmerz und Dumpfheit, dort
steckte der eiserne Pfeil.
    Das weinrote Blut sickerte in seine Augenhöhlen und verfärbte das Weiß
der Augen, die sich nach hinten ins Innere des Kopfes gedreht hatten und so die
Pupillen verbargen. Erschrocken und erleichtert zugleich drehte Grace sich um,
ihre Glieder wurden weich und zitterten vor Freude, in ihren Augen funkelte das
Leben, da sah sie Ceela, die schwach den Bogen in den Armen hielt und dann
taumelnd in sich zusammensackte.
    Ich hab einen Menschen umgebracht, ich hab ihn umgebracht. Einen
Mensch, der einfach nur ums Überleben gekämpft hat. Ich hab ihn getötet! Scheiße,
verdammt! Was hab ich getan?! Was hab ich nur getan…
    Alles wurde schwärzer als schwarz, schwärzer als ihr gewohntes Bild und
sie war weg. Sie war einfach weg, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.

Kapitel 33
     
    Langsam öffnete Ceela ihre Augen und ihr mattes schwarzes Bild der Welt
wurde ein wenig heller, nur ein bisschen, eine Nuance. Obwohl sie nichts als
Schwärze sah, wusste sie wo sie war, nicht geografisch gesehen, sie wusste nur
bei wem sie war, bei wem sie gerade in den Armen lag. Jay. Und sie hörte ihn,
hörte seine zarte, sanfte Stimme:
    „Du bist ein starkes Mädchen, ein wirklich starkes Mädchen. Du hast das
Leben eines Menschen gerettet…“
    Nein. , dachte sie traurig, nein. Ich habe kein
Menschenleben gerettet, ich habe eins beendet, ich habe jemanden umgebracht!
Ich bin ein Mörder… ein schlechter Mensch.
    Sie konnte sich nicht mehr erinnern, ein Teil fehlte, ein kleines
Puzzleteil

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