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Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)

Titel: Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Arnold
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hatte doch gar nicht wirklich
gekämpft…? Aber das zählte nicht, das Einzige was zählte, war, dass es vorbei
war. Sie hatte gewonnen, sie hatte es geschafft. Grace sprang ihr entgegen und
nahm sie in die Arme. Ceela lächelte. Sie hatte es allen bewiesen, sie hatte es
sich selbst bewiesen.
    Ich bin nicht behindert.
    „Wie hast du das gemacht?“, fragte Grace verblüfft, aber mehr erfreut
über die Tatsache, dass es wirklich passiert ist.
    „Konzentration.“
    Mehr konnte Ceela nicht sagen, mehr wollte sie nicht sagen. Doch eins
musste sie wissen, eins war ihr noch wichtig, das würde auch das Thema
wechseln, was ihr an dieser Stelle lieb war, also fügte sie noch hinzu:
    „Musstest du schon…?“ Ihr Hals kratzte, ihre Stimme zitterte.
    „Nein. Gleich.“ Grace blickte auf den Boden. Sie hatte Angst, bebende
Angst. Ceela nahm ihre Hand.
    „Du musst einfach schnell sein, du musst den Attacken ausweichen, du
musst angreifen, wenn dein Gegner nicht damit rechnet, du, du musst, du …du
musst gewinnen, du musst das schaffen, du kannst das schaffen“
    Ceela war den Tränen nahe, sie hatte es geschafft, sie hatte sich die
ersten drei Tage gesichert, aber Grace hatte das noch vor sich. Grace musste
noch kämpfen, und wenn sie verlieren würde, dann könnte es sein, dass sie am
Abend schon das Lager verlassen musste, Silverdeen verlassen musste und dann
wäre sie alleine im Wald, bei Kälte, bei Nacht, den Launen der Natur und den Launen
der wilden Tiere ausgesetzt.
    Grace wurde gepackt und fortgeführt, fort zu ihrem Kampf und Ceela
konnte nichts tun, sie konnte absolut nichts tun, außer da stehen und hoffen,
auf ihren Sieg hoffen. Doch sie klammerte immer noch an Grace Hand, sie ließ nicht
los. Das konnte sie nicht. Es war einfach nicht möglich, sie konnte nicht
loslassen, konnte nicht verlieren, konnte sie nicht verlieren. Also ließ
sie sich mitschleifen, hing an Grace Hand wie eine Fahne im Wind, willenlos
getragen von nichts geringerem als der eisigen Angst vor tiefen Verlusten.
    Grace war noch nicht an der Reihe, doch ihr Gegner stand schon fest,
also nahm sie sich die Zeit seine Kampfweise zu beobachten, denn er musste
schon vor ihr “trainieren“, kämpfen. Sie beobachtete ihn, bereitete sich vor. Was
sollte sie auch anderes tun? Ein breitschultriger trainierter Mann, so um die
20 Jahre, ein ernstes, aber unergründliches Gesicht. Gerade Haltung, aufrechter
Gang, sah nicht aus wie der typische Ropey. Dann wanderte ihr Blick weiter, und
als sich das vom Nebel verschleierte Gesicht für einen kurzen Moment ganz
entblößte, da sah sie es: Narben. Nichts als tiefe hässliche Schnitte, alte
Wunden, raue Haut. Ein grässlicher Anblick.
    Der Kampf begann, der Gegner von Narbe war klein, mickrig, ängstlich,
im lockeren unsicheren Griff ein Messer. Narbe grinste lüstern und schief,
entblößte gelbe und schwarze Zähne, einen durch und durch verfaulten Mund. Und
dieser Geruch erst…! Ihr lief es eiskalt den Rücken runter. Sie beobachtete die
Szene. Wo war die Waffe von Narbe? Er hatte keine!
    Wie zum Teufel…?! Er kann doch nicht ohne…!
    Das war er. Ihr Tod. Ein langer Atemzug verging und dann war alles
vorbei und sie war sich sicher, heute war ihr Leben zu Ende, die letzten
Minuten waren angebrochen, in denen immer wieder dasselbe passierte und es ging
nicht mehr aus ihrem Kopf, diese Bilder waren wie eingraviert. Sie waren da wie
staubige alte Erinnerungen in ihren Kopf geprägt, doch sie geschahen parallel
noch im echten Leben. Fast immer gleich. Nur der Gegner war ein anderer, und
bald, da würde sie es sein, die Narbe gegenüberstehen würde und sterben würde,
so wie alle anderen vor ihr. Es schien den Leuten des Reservates zu gefallen,
was Narbe ihnen zeigte, so oft mussten sich andere gegen ihn behaupten, ihre
Stärke gegen ihn beweisen. Und allesamt versagten sie kläglich.
    Die Regeln der Kämpfe waren klar:
    Tu, was immer deinen Gegner kampfunfähig macht.
    Der letzte, der vor Grace gegen Narbe kämpfen musste, trat noch
einigermaßen wacker aufs Schlachtfeld. Ein kleines Mädchen, kaum älter als 13,
steif eine Armbrust tragend. Doch sie zitterte, sie bebte vor Angst. Sie wusste
nicht, was sie erwartete.
    Klack…Klack. Angriff!
    Doch sie zögerte. Das kostete ihr Leben. Narbe schnellte nach vorne,
seine schwieligen groben Hände, blutverschmiert und dreckig, klammerten sich um
ihren schmalen Kopf. Grace wollte es nicht schon wieder sehen. Sie kniff die
Augen eng zusammen, bis sie nur

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