Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
Sie hielt ihr Tempo
und ihr Herz klopfte wild.
Ich darf hier gar nicht sein…Was ist, wenn ich nicht rechtzeitig
zurück im Zimmer bin? Oder was ist, wenn ich erwischt werde? Ich darf hier
nicht sein…Ich darf nicht…!
Doch in ihr wuchs die Neugier, wie ein hungriges, nicht zu bändigendes
Monster. Sie konnte nicht wiederstehen und rannte noch schneller, während das
Adrenalin in ihren Körper schoss. Sie erreichte das Ende der Anhöhe und blickte
erwartungsvoll hinunter ins vernebelte Tal. Still lag der Platz zwischen dem goldbraunen
Blättergewirr, das der Wind durch den weißen Schleier wirbelte. Sie konnte
nicht erkennen, was auf dem Platz war.
Ich muss dahin…Ich muss…Ich kann nicht anders…
Getrieben von ihrer Neugier rauschte sie den Hügel hinunter, sich an
Ästen und Wurzeln stützend, bis sie außer Atem im Tal angekommen war. Die
Stimmen wurden wieder lauter, unüberhörbar für sie. Ihr Puls stieg an, ihre
Aufregung erreichte bald den Höhepunkt.
Doch ihre Vernunft holte sie wieder ein.
Man darf mich nicht sehen…Ich darf nicht hier sein!
Sie bremste abrupt ab, atmete kurz durch und erst dann setzte sie sich
wieder in Bewegung, diesmal ganz anders, geschmeidig, leise, vorsichtig. Wie
ein Phantom schlich sie durchs Unterholz, bemüht unter keinen Umständen
aufzufallen. Ihre Bewegungen waren verschwommen, stets hielt sie sich im
Schatten, bis sie endlich das Tor erreichte. Doch war es das Beste durch das
Tor hineinzustürzen? Wohl kaum. Sie schwang ihren rechten Fuß hoch und hakte
ihn in den Riegel zum Tor öffnen, bis sie schließlich Halt fand, dann stütze
sie sich auf und warf ihre Arme in die Luft, spürte das schwere Metall zwischen
ihren Fingern, als sie sich an den Verzierungen oberhalb festklammerte. Sie zog
sich hoch und warf ein Bein oben auf die Mauer, dann das andere und stemmte
dann ihren Körper über die Brüstung. Kurz verlor sie das Gleichgewicht und
sofort knallte sie unkontrolliert mit dem Rücken auf den harten Stein. Sie
blieb reglos liegen, in der Hoffnung man hatte sie nicht gehört, und das hatte
man auch nicht. Sie lag auf der Mauer, zwischen der zu beiden Seiten erhöhten
Brüstung, in einer Art Nische. Ihr Herz hämmerte und das Adrenalin kochte in
ihr, als sie langsam ihren Kopf hob. Was würde sie erwarten, wenn sie ins
Innere der Mauern blickte? Sie rechnete mit dem Schlimmsten, doch es kam
schlimmer als ihre kühnsten Vorstellungen, denn was sie dort erwartete, hätte
sie sich nie ausgemalt…
Kapitel 36
Als ihr Blick langsam über die Landschaft glitt, erkannte sie
merkwürdige Dinge, konnte sie nicht zuordnen. Sie entschied sich abzuwarten und
zu beobachten, ihr Blick so angestrengt wie ein Tier bei Beutesuche, in der
Haltung einer Raubkatze, alle Muskeln angespannt, jeder Zeit zum Angriff
bereit, so verharrte sie im Zwischenraum der Brüstung.
Fremde Menschen, alles Männer, standen in einem Kreis und waren heftig
am Diskutieren, mehr als ein seltsames Stimmengewirr war nicht zu verstehen. Ob
sie sich selbst überhaupt verstanden? Oder redete jeder stur drauf los und
wollte gar nicht erst den anderen zuhören? Das würde wohl eher zutreffen. Doch
mit einer Sekunde wurde alles still. Ein weiterer Mann trat zu ihnen. Wo kam er
her? Er war dunkel gekleidet und hatte fast schulterlange rabenschwarze
gewellte Haare. Ernst blickte er in die Runde und sagte etwas, für sie
unverständliches. Sie konnte nichts verstehen.
Was ist hier los?
Die Gruppe Männer bewegte sich in eine hintere Ecke des Käfigs. Sie sah
ihnen angestrengt nach, doch sie verschwanden langsam aber sicher aus ihrem
Blickfeld.
Mist, verdammter Mist!
Sie kroch vorwärts auf den Ellbogen und Knien im Zwischenraum in die
Richtung wie die Männer, sie holte sie ein, als sie endlich stehen geblieben
waren. Vor ihnen befand sich ein seltsames Gerät.
Was ist das?
Das Material: Holz, das war klar.
Eine Art Hebel oder so.
Tatsächlich. Zwei der Personen lösten sich aus ihrer kreisähnlichen
Formation, gingen zum Hebel und werkelten daran herum. Blöderweise mit dem
Rücken zu Grace, sodass sie nur von hinten auf ihr breites Kreuz blickte.
Was zum Henker tun die da?
Auf einmal bebte der Boden. Das alte Gestein der Mauer vibrierte als
würde eine Elefantenherde übers Land ziehen.
Hoffentlich stürzt das hier nicht ein...! Was..?! Oh mein Gott, was
ist denn das?!
Kleine Stücke des Waldbodens lösten sich und wurden nach oben gestemmt.
Langsam erhoben sich aus dem Boden
…. Was zur
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