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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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    »Da läuft nichts«, erwiderte sie. »Edgars Herz gehört deiner Mama, für immer, hat er mir erklärt.« Michael schien erleichtert und lachte sie an.
    Zu Edgars Freude brachte Gloria, wie sie sich von nun an nannte, seinen Sohn endlich dahin, wo er ihn immer hatte haben wollen. Michael schmiss das Studium und stieg in den väterlichen Betrieb ein, um, ganz verliebt in sie, die Toten zu versorgen.
    Eines Tages zeigte er ihr im Wohnzimmer ein riesiges gerahmtes Aquarell eines weitverzweigten Baumes voller Namen mit Geburts- und Sterbedaten. An den Wurzeln lagen München und das Voralpenland mit seinen Seen. »Unsere Familie umgibt seit Generationen der Geruch des Todes. Immer Tod, Tod, Tod. Ich dagegen wollte leben, besonders nachdem meine Mutter so früh an Krebs gestorben ist. Sieh hier, die Wurzeln am Bildrand. Unser Stammbaum reicht bis ins sechzehnte Jahrhundert, als die Schwalbes noch als Scharfrichter gearbeitet haben.«
    »Na, da habt ihr euch doch verbessert. Zumindest müsst ihr die Leute heute nur noch verschönern, nicht mehr umbringen.«
    Michael zog sie aufs Sofa und küsste sie. »Heirate mich, Gloria.«
    »Was?«
    »Gloria Schwalbe, wie klingt das für dich?«

45.
    »Was ist los?« Eine total verheulte Wanda hatte ihnen die Tür geöffnet.
    Wanda konnte nur stockend sprechen, was sie jedoch nicht daran hinderte, es dennoch zu versuchen. »Nick, dieses Dreck… hat … Ich hab gewartet … alles … Eine … andere … Gemeiner Arsch … «
    Erst einmal half Carina Sandro dabei, den Radhelm aufzukriegen. Eigentlich reichte es ihr für heute mit Paargeschichten, gescheiterten Beziehungen, Familien, Erziehung. »Ich muss gleich weiter.«
    Wanda rutschte an der Wand nach unten und brach endgültig zusammen. Carina hievte sie wieder hoch. »Na gut. Vorher mache ich dir noch einen Tee und eine Wärmflasche.« Silvia behauptete, dass das auch bei heißem Wetter jeden Liebeskummer vertrieb, und bei Wanda hatte es viele Male helfen müssen. Verdammt, ausgerechnet Silvia fiel ihr jetzt ein.
    »Danke«, schluchzte Wanda. »Du bist … so lieb.«
    Der Wasserkocher war mit einer dicken Kalkschicht verkrustet. Carina kratzte erst eine Weile darin herum, wühlte in den Schränken, fand alles Mögliche, nur keinen Essig, und entschied, das Wasser für den Tee in einem Topf zu erhitzen. Sie suchte für Sandro zwischen Wandas Liebesfilmsammlung nach einer DVD .
    »Magst du einen Film über Vulkane, über Spinnen oder lieber Michel aus Lönneberga anschauen?«
    »Spinnen.« Sandro hatte sich schon mit einer Muskelmannfigur und angezogenen Beinen in dem kleinen Schaukelstuhl vor dem Fernseher postiert. »Da gibt es eine, die frisst ihren Mann auf, schwupp, weg ist er.« Der Film war ohne Altersbegrenzung. Carina schielte zu Wanda, aber da diese keinen Einwand erhob, war es wohl in Ordnung. Außerdem schien Sandro mit der Schwarzen Witwe bereits Bekanntschaft geschlossen zu haben. Sie legte die DVD ein und schaltete den Rekorder an. Dann schmierte sie einige Toastbrote und fütterte den Kater Thor, bevor der vor lauter Hunger versuchte, weiter Fäden aus ihrem mexikanischen Kleid zu ziehen. Als wäre tiefster Winter und Wanda hätte hohes Fieber, deckte sie ihre Schwester auf der Quietschcouch zu, reichte ihr die Teetasse und schob ihr die Wärmflasche unter die Decke.
    Jetzt oder nie, dachte Carina. So unbeweglich war ihre Schwester vielleicht nie wieder. »Seit wann weißt du eigentlich, dass wir Halbschwestern sind?«
    Wanda zuckte unter der Decke zusammen. »Schon … schon länger.« Sie hatte sich etwas beruhigt, schluchzte nur noch vereinzelt auf. »Ist doch egal, ob Silvia uns beide oder nur mich geboren hat. Wir sind miteinander aufgewachsen, ob wir blutsverwandt sind oder nur Halbblutschwestern, was spielt das für eine Rolle.« Sie roch an dem dampfenden Tee. »Riecht nach Zitrone. Was ist das für einer? Ich wusste gar nicht, dass ich noch welche daheim habe.«
    »Weißdorn-Melisse. Herzstärkend, steht auf der Packung.«
    »Dann her damit. Autsch.« Sie verbrannte sich die Zunge und brach erneut in Tränen aus.
    Fehlte nur noch, dass Carina pusten musste.
    »Es ist alles so, so … «
    »Vergiss doch diesen Nick.« Etwas anderes fiel ihr nicht ein, dabei wusste sie selbst, wie schwer das war.
    »In der Arbeit ist es gerade auch so stressig. Die überlegen, ob sie die Ansagen an den Bahnsteigen ebenfalls digitalisieren. Dann wäre ich den Job los. Und heute war auch noch der Vermieter da, wir müssen

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