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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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wenn … Isabelle, ist es das, was dich daran hindert … Aber nein, was für ein Narr ich bin! Sie behandelt mich wie einen kranken Irren, dem sie entfliehen will … geh! Ich würde dich hassen, wenn ich es könnte!“
    Isabelle stieg langsam die Stufen hinauf. Als sie den nächsten Absatz erreichte, vernahm sie einen seltsamen Laut, der wie ein Schluchzen klang, und sie blickte verwirrt zurück. Ihr Cousin – weinte! Hastig ging sie wieder hinunter zu ihm und sagte: „Philipp, was ich gesagt habe, war nicht kalt und herzlos, sondern gut gemeint. Ich wollte dich davon überzeugen, dass wir nicht mehr sein können als Cousin und Cousine. Denk an deine Verlobung mit Caroline – an das Versprechen, das du deinem Vater gegeben hast! Keine Stelle, die du annehmen könntest, würde dich in die Lage versetzen, deine Schulden zu bezahlen.“
    „Natürlich, ich weiß. Ich habe laut geträumt“, sagte Raimund mit erzwungener Fassung. „Es tut mir leid, dich so lange in der Kälte aufgehalten zu haben. Geh – Hamilton wartet auf dich!“
    „Herr Hamilton wartet nicht.“
    Raimund lächelte gequält und stürmte die Treppe hinab. Kurz darauf war Isabelle in ihrem Zimmer. Ihr Mantel und ihr Schal erstickten sie beinahe und sie warf beides mit einem Ruck von sich, sank auf einen Stuhl und murmelte: „Was soll ich tun? Philipp wird alles tun, um ihn zu reizen und zum Duell zu fordern, um ihn zu töten … Er muss München verlassen – mich verlassen – und nach England zurückkehren.“
    Unruhig sprang sie auf und ging im Zimmer auf und ab. „Aber vielleicht gäbe es auch eine andere Möglichkeit … Wenn er sich dazu bewegen ließe, die Zanders zu besuchen? Wenn er nur zu ihnen ginge, bis Philipp geheiratet hat. Vierzehn Tage – nur zwei Wochen – und die größte Gefahr wäre vorüber. Ich muss mit ihm sprechen. Selbst wenn er darauf besteht, alles zu erfahren. Vielleicht ist er im Salon.“
    Aber er war nicht dort und sie hatte nicht den Mut, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen. Als Sophie zurückkam, rief sie: „Oh, Isabelle, wir hatten eine wunderschöne Fahrt! Wir haben noch Kaffee getrunken! Und die Bergers getroffen! Aber ich hätte fast vergessen, dass die Mama gesagt hat, dass du gleich für Herrn Hamilton Tee kochen sollst. Er geht in die Oper.“
    Isabelle verließ das Zimmer, um das Teeservice aus vergoldetem Porzellan zu holen, das Madame Rosenberg zur Hochzeit bekommen hatte, und als sie es in das Gesellschaftszimmer brachte, fand sie ihre Eltern und Major Stutzenbacher bei ihm. Ihre Mutter sagte gerade: „Der Major schrie die Worte Nymphenburg und Kaffee so laut er konnte. Er dachte, dass Sie wohl verstehen würden, was gemeint ist.“
    „Wir haben nichts gehört. Die Glöckchen der Pferde machen ziemlich viel Lärm“, erwiderte Hamilton.
    „Isabelle, du kannst Licht anzünden, man sieht die Hand vor Augen nicht“, sagte Frau Rosenberg.
    Isabelle brachte Kerzen, während Sophie, die hinzu gekommen war, sagte: „Es war so lustig! So viele Menschen. Und dann der umgekippte Schlitten ...“
    „Welcher umgekippte Schlitten?“, fragte Hamilton mit gespielter Überraschung.
    „Oh, ein junger Engländer und seine Frau wurden heute aus ihrem Schlitten geworfen, als sie um das Schloss Nymphenburg herumfuhren. Hauptmann … wie heißt er doch gleich … hat es uns erzählt. Er sagte, es wäre ein sehr schönes junges Paar gewesen.“
    „Ihre Landsleute können besser Postkutschen als Schlitten fahren!“, rief der Major lachend.
    „Woher wollen Sie wissen, dass es Engländer waren?“, fragte Hamilton.
    „Der Hauptmann meint, er habe den englischen Akzent gehört, er kennt viele Engländer. Und der Mann war sehr in seine Frau verliebt, er sagte die zärtlichsten Worte zu ihr, als er ihr wieder in den Schlitten half“, berichtete Sophie.
    „Die zärtlichsten Worte?“, rief Hamilton lachend. „Was denn zum Beispiel?“
    „Oh, ich kenne die englischen Worte nicht ...“
    „Natürlich nicht. Ich werde wohl warten müssen, bis ich eine Frau habe, um sie zu hören.“
    Isabelle war bei den letzten Sätzen rot geworden und wandte sich ab.
    „Ihre Freunde kannten das Paar also gar nicht?“, fragte Hamilton amüsiert.
    „Nein, aber die Dame hat großen Eindruck auf den Hauptmann gemacht“, antwortete Stutzenbacher. „Er schien sich regelrecht verliebt zu haben.“
    „Fast halb sieben!“, rief Herr Rosenberg. „Herr Hamilton scheint zu vergessen, dass er mit mir ins Theater gehen wollte. Die

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