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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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hübsche Närrin!“, rief Olivia. „Aber lassen Sie uns von unserer Maskerade sprechen. Sie werden also zum Maskenball kommen?“
    „Sicher.“
    „Schwarz gekleidet und maskiert?“
    „Ja.“
    „Sie wissen gar nicht, wie amüsant so eine Maskerade ist! Man kann jede beliebige Person beleidigen, selbst Mitglieder der königlichen Familie. Den Masken wird völlige Freiheit zugestanden.“
    „Aber wenn Sie später erkannt werden?“
    „Dann werde ich natürlich leugnen, es gewesen zu sein.“
     
    17  
    „Ich hoffe, dass heute niemand zu Besuch kommt, solange ich die Lockenwickel noch im Haar habe“, sagte Sophie und betrachtete sich im Spiegel. „Wenn die Mama es erlaubt hätte, wäre ich den ganzen Tag in meinem Zimmer geblieben, damit mich niemand so sieht.“ Sie wandte sich zu Hamilton, der neben dem Ofen saß: „Finden Sie nicht, dass ich heute sehr hässlich aussehe?“
    „Sie sind nicht hässlich, nur die Lockenwickel“, sagte er, als er von seinem Buch aufblickte.
    „Aber wir werden heute Abend wunderbare Locken haben“, sagte sie.
    „Sie werden teuer erkauft, wenn Sie Ihre Haare den ganzen Tag so tragen müssen“, bemerkte Hamilton.
    „Haben Engländerinnen nicht fast alle Locken?“
    „Sehr viele – aber sie zeigen sich nie mit Lockenwickeln im Salon.“
    Sophie seufzte und betrachtete sich erneut im Spiegel.
    „Isabelle“, flüsterte sie dann, „wenn Herr Hamilton die Lockenwickel für so hässlich hält ...“
    „Du solltest vielleicht besser Major Stutzenbacher fragen“, erwiderte ihre Schwester und fügte laut hinzu: „Wenn Herrn Hamilton unsere Lockenwickel so scheußlich findet, so braucht er uns einfach nicht anzusehen.“
    Hamilton schloss sein Buch, blickte aus dem Fenster und verließ das Zimmer.
    „Oh Isabelle, du hast ihn beleidigt. Wie kannst du nur so unfreundlich sein!“
    „Warum ist es unfreundlich, dass er uns einige Stunden nicht ansehen soll?“, fragte Isabelle lachend.
    „Du bist manchmal ganz unnötig unhöflich zu ihm. Zum Beispiel gestern Abend hast du ihm kaum geantwortet, wenn er dich angesprochen hat.“
    „Ich habe mit Papa gesprochen. Du wirst wohl verzeihen, dass ich seine Unterhaltung der von Herrn Hamilton vorziehe.“
    „Du hast mit ihm über die Oper gesprochen. Aber er hätte sicher auch gern zugehört, was Hamilton Olivia von einem Picknick auf der Themse erzählt hat. Sie sagt, dass er ein wundervoller junger Mann ist.“
    „Und Herr Hamilton wird dir sicher versichern, dass Olivia Berger eine ganz reizende junge Dame ist.“
    „Oh Himmel, ich habe vergessen, dir zu sagen, dass der Major sich geirrt hat. Olivia hat es mir gestern Abend gesagt, ehe sie fortging. Herr Hamilton hat sie nur besucht, um sie Walzer spielen zu hören.“
    Isabelle schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Du glaubst ihr nicht?“
    „Nein.“
    „Nun, ich tue es, und ich werde von Herrn Hamilton schon die Wahrheit erfahren.“
    „Du wirst dich nur lächerlich machen!“
    „Das werden wir sehen“, sagte Sophie trotzig und ging davon. Als sie zurückkam, war ihr Haar wie gewöhnlich geflochten und sie berichtete etwas widerstrebend, dass Hamilton gesagt habe, ihre Flechten sähen bei jungen Frauen viel schöner aus als Locken.
    „Ich fürchte, dass Herr Hamilton wieder anfängt, sich auf deine Kosten zu amüsieren“, bemerkte Isabelle gereizt.
    „Er hat sich keineswegs amüsiert, und der Papa, der bei ihm war, hat ihm recht gegeben.“
    Isabelle schaute in den Spiegel. „Wenn ich gewusst hätte, dass der Papa so denkt, hätte ich mir keine Wickel in die Haare gedreht, aber jetzt ist es zu spät. Herr Hamilton würde am Ende noch denken, dass ich versuche, ihm zu gefallen ...“     
    Hamilton schien Isabelle diesmal aufs Wort zu gehorchen, denn er blieb den ganzen Tag in seinem Zimmer. Als Madame Rosenberg zum Abendessen rief, behaupteten ihre Töchter, sie seien nicht hungrig, sie könnten nichts essen.
    „Das ist ganz natürlich!“, sagte Herr Rosenberg, indem er sich Salami und kalten Truthahn nahm. „Wer hat je gehört, dass ein Mädchen etwas gegessen hätte, ehe es zu seinem ersten Ball ging. Ich denke, Babette, dass du gleich auch dein braunes Seidenkleid und deinen rosa Turban anlegen könntest. Es wäre doch schade, wenn sie zu spät kämen und einen Tanz verlören. – Herr Hamilton hat angeboten, uns im Wagen mitzunehmen und am Museum abzusetzen.“
    Madame Rosenberg schenkte sich ein Glas Bier ein, trank es schnell aus und verließ das

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