Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
Vom Netzwerk:
hielt vor der Tür Besucher an, um zu fragen, ob sie vier schwarze Fledermäuse gesehen hätten, aber alle hatten verkleidete Gäste mit schwarzen Masken gesehen, die in Kutschen davon gefahren oder zu Fuß gegangen waren, und so beschloss ich endlich, allein nach Hause zu gehen. Ich wollte aber unbedingt meinen maskierten Verfolger loswerden und so lief ich durch das Gedränge und zwischen mehrere abfahrende Kutschen. Ich weiß nicht mehr genau, was passiert ist, aber ich wurde gestoßen, fiel hin und war wohl kurze Zeit ohnmächtig.“
    „Sind Sie verletzt?“, fragte Hamilton sofort besorgt und blieb stehen. Er hatte in seiner Aufregung bis zu diesem Augenblick völlig vergessen, was man ihm vor dem Theater erzählt hatte.
    „Nein, jedenfalls nicht ernsthaft, vielleicht habe ich ein paar blaue Flecken. Als ich wieder zu mir kam, hatte Philipp mich aufgehoben, ich erkannte gleich seine Stimme. Er stützte mich, damit ich gehen konnte. Er schlug mir vor, mich kurz in seiner Wohnung in der Nähe auszuruhen, bis es mir wieder besser gehe. Ich wollte sein Angebot nicht annehmen, aber ich war so schwach, dass ich kaum stehen konnte – ich hätte es nicht bis nach Hause geschafft. In seinem Zimmer gab er mir ein Glas Wein und ich setzte mich auf das Sofa. Philipp ging auf und ab und trank dabei mehrere Gläser Rotwein. Sein Verhalten beunruhigte mich so, dass ich ihn bat, mich gehen zu lassen – allein. Seine Antwort bestand darin, dass er die Tür abschloss und den Schlüssel in seine Kommode legte. Ich war entsetzt, wie gelähmt. Ich bat ihn mehrfach, mich gehen zu lassen, aber er bestand darauf, er wolle ungestört mit mir sprechen und ich müsse ihn anhören. Dabei spielte er mit seinem Dolch, der auf dem Tisch lag ...“
    „Er muss völlig verzweifelt gewesen sein“, sagte Hamilton bestürzt.
    „Ja, das war er sicher … Zu meinem Glück entdeckte ich die Klingelschnur für das Personal. Er wurde blass, sagte aber sehr ruhig, dass ich schlecht beraten wäre, Zeugen herbei zu rufen, weil ich kaum erklären könnte, weshalb ich mitten in der Nacht bei ihm im Zimmer sei – ich hätte ihn freiwillig begleitet und könne jedenfalls nichts anderes beweisen. Würde man mich bei ihm finden, wäre mein Ruf für immer ruiniert, da er als Frauenheld bekannt war. Ich wusste, dass er recht hatte, deshalb klingelte ich nicht, obwohl ich vor Angst zitterte. Er sprach von seiner Liebe zu mir und von seiner Verzweiflung und dass er Sie hasse. Ich weiß nicht mehr, was er alles sagte, jedenfalls warf er sich schließlich vor mir auf die Knie und sagte, dass er lieber sterben wolle als verzichten. Ich sagte, ich hätte genug von ihm und seinen ständigen Drohungen zu sterben oder zu töten, er solle mich endlich gehen lassen. Und dann sprang er auf und nahm die Pistole – ich glaubte, er wolle mich umbringen … und dann … dann ...“
    „Sprechen Sie nicht weiter, denken Sie nicht mehr daran“, sagte Hamilton besorgt, während er sie beim Gehen stützte.
    „Glauben Sie – glauben Sie, dass er sich wegen mir getötet hat?“, fragte sie leise.
    „Ich weiß es nicht – aber er hatte seinen Selbstmord ganz sicher für heute Nacht geplant“, antwortete er. „Sein Tisch war mit Briefen bedeckt, ich habe den mitgenommen, der an Sie adressiert ist.“
    Sie waren inzwischen vor dem Haus der Bergers angekommen.
    „Es wird das Beste sein, wenn wir niemandem von dieser Sache erzählen“, sagte Hamilton ernst. „Sie kennen Madame Berger – spätestens übermorgen wüsste die ganze Stadt, dass Sie bei Graf Raimund waren, als er sich getötet hat … niemand darf davon erfahren!“
    „Sie haben völlig recht“, antwortete Isabelle. „Ich werde nicht einmal mit meinem Vater darüber sprechen.“
    „Ihr Zustand würde den Anderen aber wohl nicht verborgen bleiben und Anlass zu allerlei Fragen geben“, sagte Hamilton. „Wir sollten deshalb nicht zum Souper bleiben. Geben Sie mir Ihren Umhang, ich werde Ihnen Hut und Mantel bringen.“
    Als Hamilton alleine erschien, waren alle sehr bestürzt, aber als er erklärte, dass Isabelle unten warte, wurde Olivia regelrecht wütend. „Sie will also nicht zum Abendessen bleiben? Das sieht ihr ähnlich, sie ist eine ewige Spielverderberin!“
    „Ich fürchte, sie hat sich erkältet“, sagte Hamilton und sah sich nach ihrem Mantel um. „Sie vergessen, wie lange sie auf der Straße gewesen sein muss.“
    „Sie muss sich aber eine Ausrede für ihre Erkältung ausdenken“, bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher