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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Madame Ludwig besorgt. „Ich kann ihrer Mutter unmöglich erzählen, dass wir beim Maskenball waren und dass sie mitten in der Nacht alleine auf der Straße war. Wo haben Sie sie gefunden?“
    „Ich fand sie – in der Nähe“, antwortete Hamilton ausweichend und nahm einen Mantel und eine Boa von der Garderobe.
    „Lassen Sie mir bitte meinen Mantel hier!“, rief Madame Ludwig. „Ich habe keine Lust, mich nachher auch noch zu erkälten.“
    „Das ist doch wirklich zu ärgerlich!“, rief Olivia. „Ich hatte mich so auf das Souper gefreut. Der Doktor ist längst zu Bett gegangen und alles ist vorbereitet. Trinken Sie wenigstens ein Glas Wein, ehe Sie gehen, Herr Hamilton.“
    Er trank das Glas hastig aus und eilte die Treppe hinunter. Isabelle ließ sich von ihm in den Mantel helfen, die Boa um den Hals schlingen und sogar den Hut aufsetzen. Sie fragte nur: „Kommen sie?“
    „Isabelle“, rief Madame Berger von oben herunter, „ich nehme es dir sehr übel, dass du mir auf diese Weise das Abendessen verdirbst. Du hättest wenigstens für eine halbe Stunde heraufkommen können.“
    „Sie haben sich erkältet! Sie fühlen sich unwohl!“, flüsterte Hamilton ihr zu.
    „Es tut mir leid, Olivia, aber ich fühle mich wirklich nicht wohl, ich muss mich ins Bett legen“, sagte Isabelle mit einer so veränderten, gedämpften Stimme, dass Madame Ludwig ganz erschrocken rief: „Gütiger Himmel, das Kind ist völlig heiser! Was werden ihre Eltern dazu sagen?“
    Zuhause zog sich Isabelle sofort wortlos zurück. Hamilton ging in seinem Zimmer ruhelos auf und ab, während ihm tausend Gedanken durch den Kopf gingen. Nach einer Weile klopfte es. Es war Isabelle. Sie war noch immer sehr blass, schien aber völlig ruhig zu sein.
    „Ich wusste, dass Sie noch wach sind“, sagte sie mit schwachem Lächeln. „Geben Sie mir bitte den Brief, ich kann ihn jetzt lesen.“
    Als sie fertig war, gab sie ihn Hamilton mit den Worten zurück: „Das ist ein unglaubliches Machwerk! Was für ein Glück, dass Sie ihn gefunden haben. Wäre er mit der Post gekommen, hätten ihn vermutlich mein Vater oder meine Mutter gelesen und ich hätte alle möglichen Fragen beantworten müssen.“
    Hamilton las den Brief ebenfalls und als er ihn Isabelle zurückgab, zerriss sie ihn in kleine Stücke, die er in den Kamin warf.
    „Ich danke Ihnen für alles“, sagte Isabelle, „und nun Gute Nacht.“
     
    19
    Hamiltons Nachtruhe wurde durch wirre Träume von Isabelle und Raimund gestört, erst gegen Morgen sank er in einen tiefen Schlaf, aus welchem er durch die Rückkehr der Rosenbergs mit ihren Kindern geweckt wurde, die lärmend im Gang herum sprangen. Er kleidete sich hastig an und ging hinüber ins Gesellschaftszimmer, wo er die ganze Familie in bester Laune beim Frühstück antraf. Sophie trug bereits ihr Brautjungfernkleid.
    „Denken Sie nur, Isabelle will nicht Brautjungfer sein, obwohl Caroline doch ihre Freundin ist!“, rief sie. „Sie sagt, dass sie Kopfschmerzen hat und erkältet ist.“
    „Sie hat sich sicher gestern beim Eismachen im kalten Treppenhaus erkältet“, sagte Madame Ludwig.
    „Ich fürchte, Sophie wird sich dann heute erkälten in diesem dünnen weißen Kleid“, bemerkte Herr Rosenberg.
    „Oh, ich friere überhaupt nicht“, antwortete Sophie munter, „ich bin schon unten bei den Hoffmanns gewesen – Caroline sieht in ihrem weißen Kleid mit den Orangenblüten ganz entzückend aus.“
    „Heute in acht Tagen werden wir eine Braut sehen, die in ihrem Kleid noch weitaus entzückender aussehen wird“, erklärte Major Stutzenbacher voller Stolz.
    In diesem Augenblick trat Isabelle ins Zimmer, noch blasser als gestern und mit tiefen Schatten unter den Augen.
    „Mein liebes Kind“, sagte ihr Vater, „du scheinst wirklich krank zu sein. Soll ich zu Doktor Berger schicken?“
    „Nein, nein“, antwortete sie hastig, „es ist nicht so schlimm – ich friere nur“, und sie stellte sich fröstelnd an den Ofen.
    „Es wird bald Zeit, nach unten zu gehen“, sagte Madame Rosenberg. „Ich glaube, wir sollten uns jetzt umziehen. – Das gilt übrigens auch für Sie, lieber Major.“   
    Stutzenbacher lächelte und verließ mit seinem zukünftigen Schwiegervater den Salon. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, lief Sophie zu ihrer Schwester: „Oh Isabelle, du kannst dir nicht vorstellen, wie schön unten alles arrangiert ist! Wie schade, dass so wenig Gäste kommen werden. Wie einfältig von Philipp,

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