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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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liebenswertes Geschöpf ist – einen schlechten Charakter hat sie nun wirklich nicht.“
    „Oh, sie ist sehr umgänglich, wenn alles nach ihrem Kopf geht, und der Papa verzieht sie noch mehr. Ich beneide den Mann nicht, der sie mal bekommt.“
    „Ich werde ihn nicht bemitleiden“, sagte ihr Vater, worauf er sich dem Major zuwandte und entschlossen schien, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
     
    Am folgenden Morgen einigten sich der junge Zedwitz und Hamilton darauf, die Familie Rosenberg völlig in Ruhe zu lassen. So setzten sie sich nach dem Frühstück zur Gräfin und ihrer Tochter in die Laube, die beide mit einer Handarbeit beschäftigt waren. Max fing an, seine Schwester zu necken, ihr das Nadelkissen wegzunehmen, die Wolle zu verwirren und allerlei Unsinn zu treiben, so dass sie schließlich ihre Arbeit weglegte und sagte: „Du überhäufst mich heute mit deinen Aufmerksamkeiten Max, daran bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Fast habe ich mich in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt gefühlt.“
    Er versicherte lächelnd, dass er nur versuche, sich daran zu gewöhnen, sie in Zukunft nur noch selten zu sehen, doch seine Mutter hüstelte vernehmlich und erklärte schließlich, auch ihr sei aufgefallen, dass sich sein Benehmen in Seeon stark verändert habe – und sie kenne vermutlich auch den Grund.
    „Den Grund? Wofür? Was meinst du?“
    „Du musst mich wohl für taub und blind halten, Max, wenn du dir einbildest, dass ich nicht gesehen habe, was in den letzten drei Wochen vorgegangen ist.“
    „Vorgegangen?“, wiederholte er.
    „Ja, vorgegangen. Du hast einem der jungen Rosenberg-Mädchen den Hof gemacht.“
    „Den Hof gemacht?“
    Seine Schwester lachte und sagte: „Gib es nur zu, Max, denn wenn du ernsthaft verliebt bist, dann bin ich vielleicht bereit, dir deine Vernachlässigung zu verzeihen.“
    „Vielen Dank, meine Liebe, du weißt, dass ich dir einst dieselbe Sünde verziehen habe, als sie von derselben Ursache veranlasst wurde.“
    „Es ist nicht nett, dass du mich jetzt an diese Zeit erinnerst“, sagte sie mit einem Blick auf Hamilton und erhob sich, um die Laube zu verlassen, aber ihr Bruder nahm ihre Hand und sagte hastig: „Verzeih mir, ich hatte vergessen, dass Hamilton bei uns sitzt und zuhört. Bitte bleib hier. Ja, ich gebe zu, dass ich mich in Isabelle Rosenberg verliebt habe. Vielleicht kannst du bei der Mutter ein gutes Wort für mich einlegen.“
    Seine Mutter hatte natürlich zugehört und antwortete ohne Zögern: „Von mir hast du keinen Beistand zu erwarten, Max. Wenn du etwas von mir hören willst, dann rate ich dir, morgen nach München zurückzukehren.“
    „Ich habe versprochen, mit den Rosenbergs einen Ausflug auf eine Alm zu machen; ich habe sogar zugesagt, mit ihnen eine Reise zu machen, die drei Tage dauern wird.“
    „Du wirst uns bei deiner Rückkehr nicht mehr hier finden“, sagte seine Mutter entschlossen. „Ich missbillige dein Benehmen in jeder Hinsicht, und ich werde dir sicher keinen Vorwand bieten, länger hier in Seeon zu bleiben, um es fortzusetzen.“
    „Aber Mutter ...“
    „Ich dachte, deine gute Erziehung würde es dir verbieten, einer Frau Aufmerksamkeiten zu erweisen, die zu nichts führen können. Du weißt, dass dein Vater eine solche Verbindung niemals zulassen wird.“
    „Ich hatte gehofft, dass du vielleicht deinen Einfluss ...“
    „In dieser Hinsicht kannst du von mir nichts erhoffen. Natürlich sollte deine zukünftige Ehefrau auch deinen Wünschen entsprechen, aber dieses Mädchen kommt als Schwiegertochter nicht in Frage. Das fehlende Vermögen wäre kein unüberwindliches Hindernis, aber über ihre Herkunft kann und will ich nicht hinwegsehen.“
    Damit stand die Gräfin auf und ging. Zedwitz wartete, bis seine Mutter außer Hörweite war, dann sagte er zu seiner Schwester: „Was nun, Agnes? Meinst du, sie erzählt es dem Vater?“
    „Das glaube ich nicht. Wenn sie es ihm sagen wollte, hätte sie das jedenfalls schon längst tun können, denn sie beobachtet dich natürlich schon eine ganze Weile.“
    „Und warum hast du mich nicht gewarnt?“
    „Wann hätte ich mit dir darüber sprechen sollen, ich habe dich in den letzten Tagen kaum gesehen. – Also hast du wirklich vor, diese Isabelle zu heiraten? Hast du mit ihr gesprochen? Würde sie einige Jahre warten?“
    „Nein, ich habe nicht mit ihr gesprochen“, antwortete er ungeduldig. „Aber wenn ich jahrelang auf sie warten sollte, könnte ich meine Pläne auch

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