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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Isabelle bildet sich so viel auf ihre Schönheit ein, dass sie glaubt, sie werde am Ende schon noch ihren Graf oder ihren Baron bekommen. Sophie sagt, dass sie die ganze Sache nicht besonders mitgenommen hat. Als Graf Zedwitz fort war, lobte ihr Vater sie in den Himmel und dankte ihr mit Tränen in den Augen, dass sie seinem Wunsch entsprochen habe. Und was glauben Sie, was sie tat? Sie sagte ihrem Vater doch tatsächlich, dass sie weder sein Lob noch seinen Dank verdient habe, da es sie keine große Überwindung gekostet habe, Graf Zedwitz abzuweisen.“
    „Ein sehr ungewöhnliches Mädchen“, murmelte Hamilton.
    „Aber verstehen Sie denn nicht?“, rief Madame Berger. „Auch wenn Isabelle es sich in den Kopf gesetzt hat, einen Mann von Rang zu heiraten, so ist es doch ohne Weiteres möglich, dass sie sich Hals über Kopf in einen Bürgerlichen verliebt. Und ich habe den starken Verdacht, dass Theodor Biedermann ihr außerordentlich gut gefällt. Mehr als gefällt!“
    „Biedermann?“, wiederholte Hamilton erstaunt.
    „Ja, Biedermann! Aber bei ihm wird sie kein Glück haben, er findet sie ja nicht einmal besonders hübsch.“
    „Ich glaube wirklich, dass Sie sich irren“, begann Hamilton, „ich habe nie das geringste Anzeichen ...“
    „Sie waren fast drei Wochen fort“, unterbrach ihn Olivia. „Aber ich bin überzeugt, Isabelle wird ihre Lektion erhalten, und ich hoffe, es wird ihr eine Lehre sein.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich meine, dass Theodor ihre Liebe mit der Verachtung behandeln wird, die sie verdient.“
    Hamilton schüttelte den Kopf, schwieg aber.
    „Wie lange sollen wir hier noch im Dunkeln sitzen?“, fragte Rosenberg, der auf dem Sofa Platz genommen hatte. „Babette, ich bitte dich, uns ein paar Lichter zu bringen, damit wir nicht blind werden, wenn dein Baum gleich unsere Augen blendet.“
    Die Kerzen wurden gebracht und Madame Rosenberg verließ mit Madame Ludwig geheimnisvoll das Zimmer.
    „Kommt her, Kinder“, rief Rosenberg, „wir wollen uns an der Tür aufstellen.“
    Endlich ertönte eine Glocke und die Tür, die ins Schulzimmer führte, wurde geöffnet. Die drei Knaben stürzten mit Freudenschreien hinein und ihr Vater und die anderen Gäste folgten ihnen. In der Mitte des Raumes stand ein großer runder Tisch, darauf ein hoher Tannenbaum, der mit einer Menge Bonbons in verschiedenen Farben behangen war, die wie Juwelen funkelten, weil ihr Papier das Licht der zahlreichen Wachskerzen, die an den Zweigen des Baumes befestigt waren, reflektierten. Die Spitze des Baumes krönte ein kleiner Engel in Gold und Silber, an seinem Fuß standen einige Lämmer im Moos und betrachteten eine winzige Wachspuppe, die das Jesuskind darstellen sollte. Der Tisch war mit Geschenken jeder Art bedeckt, mit Zeichenbüchern und Malkästen für Franz, Trommeln und Trompeten für Peppi und Gustel. Auf zwei anderen Tischen standen kleinere Bäume, zu denen Madame Rosenberg Isabelle und Sophie führte. Der Lärm war ungeheuer, alle sprachen und niemand hörte zu.
    Hamilton erhielt von Madame Rosenberg ein Zigarettenetui, von Sophie eine gestrickte scharlachrote Geldbörse mit schimmernden Stahlperlen, die er ausführlich bewunderte, zumal Major Stutzenbacher bemerkte, sie sei wesentlich hübscher als die, die Sophie für ihn gemacht habe.  Er beobachtete amüsiert, wie Sophie die Schachteln und Kästchen auf ihrem Tisch besichtigte, in die Hand nahm und mitunter etwas enttäuscht wieder beiseite legte, wenn ihr Inhalt nicht aus den erhofften Juwelen, sondern aus Gabeln oder Löffeln bestand. Isabelle stand ruhig vor ihrem Tisch und blätterte in einigen Büchern, die neben das erwartete Ballkleid und einen Rosenkranz gelegt worden waren.
    „Ich habe Ihnen nichts anzubieten“, sagte sie mit leichtem Erröten, als er näher kam, „nichts außer einigen Bonbons“, und sie begann, ein paar davon von ihrem Baum abzupflücken. Hamilton nahm sie und überreichte ihr mit ungewohnter Schüchternheit das Etui, das die Uhr enthielt. Sie hatte es kaum geöffnet, als ihr die Röte ins Gesicht stieg; verlegen sagte sie: „Herr Hamilton, ein Geschenk von diesem Wert kann ich unmöglich annehmen.“
    Zu allem Überfluss stimmte Herr Rosenberg seiner Tochter zu und äußerte die Hoffnung, dass er die Uhr zurücknehmen werde.
    „Ich wäre wirklich nicht auf den Gedanken gekommen, dass eine solche Kleinigkeit solches Aufsehen erregt“, sagte Hamilton.
    „Eine Kleinigkeit ist es nur von der Größe

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