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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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bisschen breiter. »Mach keinen Ärger, Süßer. Komm noch mal her, wenn du volljährig bist.« Sie schob die Cherry-Coke über den Tresen und zwinkerte mir zu. »Die geht aufs Haus.«
    Der Typ neben mir zeigte ihr den Stempel auf seiner Hand und bestellte ein Bier. Fluchend ärgerte ich mich, dass mir das Abstempeln entgangen war. Zumindest hatte ich dem Türsteher kein Geld zugesteckt.
    Mit dem Glas in der Hand drehte ich mich um, nahm die Bar in Augenschein und goss mir vor lauter Schreck die Cola über das linke Bein.
    Jack. Beim Eingang.
    Ich drückte jemandem das Glas in die Hand und bahnte mir den Weg über die volle Tanzfläche bis zur Tür.
    Verschwunden.
    Als ich nach draußen trat, wurde es mir in meiner nassen Hose eiskalt. Vielleicht war es gar nicht Jack gewesen. Vielleicht spielte mein Zorn mir einen Streich. Vielleicht sollte ich mich auf die Suche nach einer Bar machen, in der man mir Alkohol ausschenken würde.
    Ich hauchte meine Finger an, um sie zu wärmen, und sah eine grüne Straßenbahn, die in voller Fahrt auf den Haltepunkt Beale Street Landing zusteuerte.
    Die Bahn raste viel zu schnell durch die belebte Straße. Ein falscher Schritt eines Betrunkenen, und die wilde Fahrt würde ein schlimmes Ende nehmen.
    Mit einem Mal wirkte alles wie in Zeitlupe, als würden sich die Leute durch einen zähen Brei bewegen.
    Die Zeitlosen mischten sich unter die Menge, so wie Lily und ich es am Tag zuvor erlebt hatten. Durch die Dunkelheit verschwammen die Konturen, doch als ein Zeitungsjunge den Memphis Daily anpries und mitten durch eine Gruppe von Elvis-Imitatoren fuhr, wusste ich, dass die Zeitachse sich erneut verschoben hatte. Ich rieb mir die Augen und sah mich nach jemandem um, den ich berühren könnte.
    Ein kleines Mädchen in einem weißen Kleidchen. Sie hatte lange Rattenschwänze und hüpfte über den Gehsteig. Vollkommen fehl am Platze. Ich hatte schon die Hand ausgestreckt, um sie anzutippen, als sie einen Penny fallen ließ und ihn auf die Straße schoss.
    Die Bremsen der Straßenbahn kreischten, und Brandgeruch stieg mir in die Nase. Gleichzeitig ertönte ein angstvoller Schrei. »Nein! Mary!«
    Aber wenn ich mich geirrt hatte, und das kleine Mädchen war real und keine Zeitlose? Noch konnte ich sie einholen. Ohne nachzudenken, rannte ich los, verzweifelt bemüht, sie aufzuhalten, bevor sie von der Straßenbahn überrollt wurde. Wenn ich schnell genug war, könnte ich mich auf sie werfen und uns in Sicherheit bringen.
    Ich rannte.
    Ich sprang auf sie zu.
    Ich packte zu.
    Sie löste sich auf.
    Genau wie die Straßenbahn.

29. KAPITEL
    K önnen Sie noch einmal wiederholen, was passiert ist?«
    »Ich weiß nicht, was ich gesehen habe. Da war ein kleines Mädchen – dann war sie verschwunden. Ihre Mutter hat sie Mary genannt.«
    Sie war eine Zeitlose. Wie hätte ich das erklären sollen?
    »Das Orpheum hat mehrere Geister, aber Mary ist der berühmteste. Vielleicht haben Sie das zweite Gesicht.« Der Polizist sprach mit breitem Akzent, der ihn als Einheimischen auswies. »Sie sind heute Morgen schon mal hier gewesen wegen des Turner-Falls? Nach dem, was Sie durchgemacht haben, überrascht es mich fast, dass Sie nicht noch mehr gesehen haben.«
    Ich starrte auf den zerkratzten PVC -Boden und vermied jeglichen Augenkontakt. Der Polizist ließ mich sitzen und ging in einen anderen Raum.
    Nach und nach traten die Geräusche der Polizeistation in den Hintergrund, bis ich seine Stimme hörte.
    »Das Unterbewusstsein spielt einem oft einen Streich.«
    Er saß einen knappen Meter von mir entfernt. Überall waren Polizeibeamte und genug Schusswaffen, um einen Elefanten niederzustrecken. Aber ich konnte ihm nichts antun. Es gab zu viele Zeugen.
    »Jack«, flüsterte ich.
    Er lächelte.
    Meine Finger umkrallten die Stuhlkante. Am liebsten hätte ich ihm damit die Kehle zugedrückt. »Warum bist du in Memphis?«
    »Ich würde es dir ja gern verraten, aber dann müsste ich dich … nein, warte. Das wäre gar nicht nötig. Ich könnte genauso gut deine Erinnerung auslöschen.«
    »Wie praktisch.«
    »Ich werde aber darauf verzichten, weil ich will, dass du über das nachdenkst, was du heute Abend gesehen hast.« Jack beugte sich zu mir, als würden wir ein Geheimnis teilen. »Mary, die den Tod fand, als sie vor eine Straßenbahn gelaufen ist. Denn das ist es, was damals wirklich passiert ist. Niemand hat sich geopfert, um sie zu retten, und sie endete mitten auf der Beale Street in einer

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