Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
exotischer Materie zu entwickeln.«
»Was würde sie tun, wenn sie darüber Bescheid wüsste?«
»Das Mittel einsetzen. Auf die schlimmstmögliche Weise.«
»Was würde aus den Leuten mit zeitbezogenen Fähigkeiten? Aus allen anderen bei Hourglass?« Die Brust wurde mir eng vor Unbehagen. »Weiß sie von ihnen?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber wenn ja, wäre es für sie ein noch größerer Ansporn, das Infinityglass zu finden.«
Ich sah ihn an und versuchte, seine Gefühle auszuloten und die verschiedenen Puzzleteile zu ordnen. »Was Teague und Chronos nicht wissen, ist das, was dich und uns alle hier in Sicherheit leben lässt. Wenn wir Jack finden und ihn ausliefern, könnte er sein Wissen über uns und die Formel für die exotische Materie als Druckmittel einsetzen.«
»Gut kombiniert.« Er schnitt eine Grimasse und strich sich über den Bart. »Red weiter.«
»Aber wenn wir Jack nicht finden und ausliefern, wird die Zeit zurückgedreht, und du wirst aller Wahrscheinlichkeit nach tot sein.«
»Das Infinityglass wird es Poe noch leichter machen, seine Drohung in die Tat umzusetzen.« Dad konzentrierte sich auf einen Punkt direkt hinter meinem Kopf. »Deshalb müssen wir Jack unbedingt als Erstes finden und uns von ihm zum Infinityglass führen lassen, bevor Chronos oder sonst wer es in die Finger bekommt. Unser Leben hängt davon ab.«
33. KAPITEL
A m nächsten Morgen ging ich zu Lily, nachdem ich mich vorher telefonisch über den Aufenthaltsort ihrer Großmutter informiert hatte. Wir trafen uns an der Tür zu ihrer Wohnung über dem Murphy’s Law.
»Wie lange wohnst du schon mit deiner Großmutter in Ivy Springs?«
»Hallo, mir geht’s gut. Danke für die Nachfrage. Und wie geht es dir?«
»Entschuldigung.« Ich lächelte gekünstelt. »Hallo, wie schön, dass es dir gut geht. Ich kann auch nicht klagen, und wie lange wohnst du nun schon mit deiner Großmutter in Ivy Springs?«
Lily seufzte und ließ mich eintreten. »Fast seit unserer Ankunft in den USA . Ich war damals acht.«
Ich folgte ihr ins Wohnzimmer. »Wie seid ihr hier gelandet?«
»Wir haben anfangs kurz bei entfernten Verwandten in Miami gewohnt, aber meine Großmutter wollte weiter nach Norden.« Sie nahm mir die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. »Ivy Springs war damals noch eine ziemlich heruntergekommene Kleinstadt. Thomas hatte gerade erst mit seinen Restaurierungsmaßnahmen angefangen, und ein Makler hat ihn meiner Großmutter vorgestellt. Der Besitzer des Gebäudes wollte raus, und Abi hat es zu einem Schnäppchenpreis gekriegt. Trotzdem war es eine finanzielle Durststrecke, aber wir haben es geschafft.«
»Wie ist es, über dem Laden zu wohnen?« Die Wände bestanden teils aus freigelegten Backsteinflächen, teils waren sie cremefarben gestrichen. Lily setzte sich auf ein Sofa mit leuchtend blauen und grünen Kissen. Alles war aufgeräumt, und der Raum roch nach Vanille und Zitrone. Genau wie Lily.
»Man kommt schlecht von der Arbeit weg. Abi kann eine richtige Sklaventreiberin sein.«
Ich setzte mich neben sie. »Ich würde deine Großmutter gern kennen lernen.«
»Ich weiß nicht. Du hältst mich ja schon für tough, aber sie hat einen Blick drauf, bei dem sich erwachsene Männer in die Hose machen.« Sie schob sich ein Kissen hinter den Rücken, schwang die Beine über meinem Schoß und legte den Kopf auf die gepolsterte Armlehne. »Macht es dir was aus? Ich habe immer noch Rückenschmerzen.«
»Hab nichts dagegen.« Es kam mir sehr intim vor. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen, und hielt sie in der Luft. »Sprichst du oft mit deinen Eltern?«
»Nein.« Ich fühlte den Schmerz aufblitzen, den ich in ihrem Blick gesehen hatte, als sie mir erzählt hatte, dass sie und ihre Großmutter aus Kuba geflohen waren. »Die Kommunikation dort ist nicht so wie hier. Alles wird überwacht. Briefe, Telefonate. Die meisten Kubaner haben keinen Zugang zum Internet, also gibt’s auch keine Mails.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm ist. Ich komme mir ziemlich dämlich vor. Wie ein typischer Amerikaner.«
»Ich kann dir bei Gelegenheit mehr darüber erzählen. Wenn du willst.«
»Gerne.«
Sie merkte, dass ich meine Hände noch immer hochhielt, und drückte sie herunter. Ich legte sie vorsichtig auf ihren Schienbeinen ab.
»Okay, Kaleb. Spuck’s aus. Ich weiß, du bist nicht hergekommen, um über Kuba zu reden oder über meine Großmutter. Was ist los?«
»Du sagst immer, was du denkst. Deine Worte
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