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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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entsprechen deinen Gefühlen. Es ist erstaunlich, wie selten das vorkommt.«
    »Wieso?« Sie lachte. »Spielen alle anderen Theater?«
    »Vielleicht. Ich weiß zwar, welche Gefühle die Leute empfinden, aber ich weiß selten, warum.« Ich klopfte mir an die Stirn. »Ziemliches Chaos hier drin. Der Filter ist verstopft. Nachdem Mom und Dad … alles tat weh, um mich herum. Alle haben getrauert. Da hat es angefangen mit Tattoos und Piercing.« Ich deutete auf meinen Oberarm und den Drachenschwanz, der unter dem T-Shirt-Ärmel hervorschaute. »Ich hab einen Schmerz gebraucht, dessen Auslöser ich einschätzen konnte.«
    »Das ist verständlich.«
    »Dad will Mom zurückhaben. Das will ich auch. Ich weiß nur nicht, wie ich es hinkriegen kann.« Ich geriet ins Stocken. »Hört sich an, als wäre ich fünf.«
    »Nein. Es klingt, als würdest du sie lieben«, sagte sie sanft.
    »Das ist nur einer der Gründe, aus denen wir Jack finden müssen, bevor er das Infinityglass in die Finger kriegt.« Ich fasste kurz zusammen, was Dad mir erklärt hatte. »Dad glaubt, er führt uns hin. Es ist so etwas wie der Heilige Gral der Zeit. Es könnte alles wiederherstellen. Oder alles zerstören.«
    »Magie.« Lily setzte ich auf.
    »Magie. Die Menschen suchen schon seit vielen Jahren danach. Vielleicht schon seit Jahrhunderten. Oder länger. Teague und Chronos sind nicht hinter Jack her, weil sie ihn finden wollen. Sie wollen nur das Infinityglass. Und sie denken, Jack weiß, wo es ist.«
    »Hab Vertrauen. Während Dune sich den Skroll vornimmt und Emerson und Michael deinem Dad bei der Entwicklung der exotischen Materie helfen, können wir an meinen Fähigkeiten arbeiten. Vielleicht habe ich irgendetwas falsch gemacht, als Jack von der Landkarte verschwand. Vielleicht muss ich es nur weiter versuchen.« Sie rutschte zur Sofakante vor, um sich zu erheben. »Ich geh eine Karte holen. Wenn es sein muss, schau ich mir Karten von der ganzen Welt an, bis ich die Taschenuhr finde. Wir können Jack aufspüren, bevor es zu spät ist.«
    »Lily. Warte.« Meine Stimme klang niedergeschlagen.
    »Was ist denn?«
    »Hier.«
    Ich langte in meine Hosentasche und zog die Taschenuhr heraus.
    »Wo?«, fragte sie und konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen.
    »In Memphis, auf der Polizeistation. Nicht als wir alle da waren. Später. Er hat sie liegen lassen.«
    »Er hat es gewusst. Er wusste, dass er verfolgt wurde. Woher?«
    »Keine Ahnung. Aber Jack kann vieles manipulieren.« Ich musterte sie prüfend. »Ich glaube, du hast eine Theorie, die das bestätigen würde.«
    »Ivy Springs als Magnet für Freaks. Abi und ich sind nicht zufällig hier gelandet.« Während Lily eins und eins zusammenzählte, bildete sich zwischen ihren Augenbrauen eine steile Falte. »Wenn er … Was ist, wenn er nicht nur mit Ems Zeitachse, sondern auch mit unseren herumexperimentiert hat? Wie will ich das wissen?«
    Ich starrte zu Boden. »Gar nicht, fürchte ich.«
    Sie biss sich auf die Lippe und schloss die Augen. In ihren Wimpern hingen keine Tränen, aber nach dem, was in ihrem Inneren vorging, würden sie nicht mehr lange auf sich warten lassen. Instinktiv streckte ich die Hand aus, um sie zu trösten, erstarrte jedoch, bevor ich sie berührte.
    Mitten in all dem grässlichen Chaos, das uns umgab, hatte Lily angefangen, mir etwas zu bedeuten.
    Ich sah in ihr Gesicht, auf ihre kurvenreiche Figur und wollte mich zwingen, sie wieder als verlockendes Lustobjekt zu sehen, statt als lebendiges, wunderschönes Mädchen mit wunderschönem Wesen.
    Es gelang mir nicht.
    Sie atmete geräuschvoll aus, so dass ich zusammenzuckte. »Das ändert alles.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich ein wenig zu laut.
    »Mir bleibt keine andere Wahl. Ich muss Abi fragen, ob ich nach ihm suchen darf. Die Taschenuhr kann mir nicht mehr helfen, aber Jack muss gefunden werden.«
    »Wie stehen die Chancen, dass sie einverstanden ist?«
    »Schlecht.« Sie stand auf.
    »Du willst sie sofort fragen?« Der Gedanke versetzte mich in leichte Panik.
    »Warum sollte ich warten? Uns bleibt nicht viel Zeit, und wer weiß, wohin wir müssen, um Jack aufzuspüren. Abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie ich einen Menschen finden soll, weil ich das bislang nicht ausprobieren durfte.«
    »Warte, Lily. Du musst dir überlegen, was du sagen wirst«, protestierte ich. »Du kannst doch nicht eine alte Dame mit Zeitreisen, manipulierten Zeitachsen und Zeitlosen beunruhigen.«
    Sie schnaubte verächtlich.

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