Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
für deine Vergangenheit interessiert, sondern für Jacks. Dabei sind wir Teague über den Weg gelaufen.«
»Habt ihr mit ihr geredet? Ihr gesagt, wer ihr seid?«
»Nein. Lily und ich haben in einer Abstellkammer gehockt und sie belauscht. Chronos hat sich in Memphis niedergelassen. In der Pyramide. Gerald Turner hat sie dort besucht, während wir da waren.« Ich dachte an seinen albernen braunen Filzhut, an den Schildkrötenaschenbecher auf seinem Schreibtisch. An all die Menschen, die um ihn trauerten.
»Gerald Turner?«, fragte Dad. Entsetzen und Erleichterung.
Ich nickte.
»Er wurde gestern tot in seinem Büro aufgefunden«, sagte Dad langsam, als würden seine Lippen ihren Dienst versagen.
»Rate mal, wer ihn gefunden hat.«
Sein Zorn baute sich nicht langsam auf so wie meiner. Er entlud sich blitzartig. »Ist dir klar, in welche Gefahr du dich gebracht hast? Was dir und den anderen hätte passieren können? Das ist kein Spaß. Nicht für Teague, nicht für Jack, nicht für mich. Nicht für denjenigen, der Dr. Turner umgebracht hat.«
»Ich wusste nicht, in was ich da hineingeraten bin, weil du mir nicht genug vertraut hast, um mir die Wahrheit zu sagen. Findest du nicht, es ist an der Zeit? Ich will genau wissen, was es mit dem Infinityglass auf sich hat, was es bewirkt und wieso Teague danach sucht.«
Er wandte mir den Rücken zu und rieb sich die Schläfen. Ich wartete, bis er so weit war. »Als kurze Erklärung könnte man sagen, dass es ursprünglich dazu gedacht war, zeitbezogene Fähigkeiten zwischen zwei Personen hin- und herzuleiten. Aber so hat es nicht funktioniert. Stattdessen lief die Übertragung nur in eine Richtung. Wer auch immer das Infinityglass in seinen Besitz bringt, kann es benutzen, um die Fähigkeit dessen zu rauben, den er oder sie berührt.«
Zauberei. Das klang wie eine Geschichte aus Lilys Märchenbuch.
»Die meisten Gerüchte und Geschichten über das Infinityglass stammen aus grauer Vorzeit und sind altbekannt. Aber in letzter Zeit tauchen ständig neue Gerüchte auf.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Welche Art von Gerüchten?«
»Dass es wieder aufgetaucht sei. Leute behaupten, sie wüssten, wo es sich befindet. Nach einer Weile hört man dann, dass sie tot sind.« Sein Gesichtsausdruck war düster und resigniert.
»Warum suchen die Leute dann weiter danach?«
»Macht. Kontrolle. Unerschöpfliche Ressourcen. Deshalb ist Teague auch so dahinter her. Und ich glaube, sie weiß, dass auch Jack danach sucht. Das Infinityglass könnte ihm alles geben, was er immer gewollt hat. Es ist die perfekte Alternative zu Emerson. Deshalb ist er auch gegangen, als Emerson nicht bereit war, ihm zu helfen. Die Aussicht auf das Infinityglass ist der Grund, warum er sie am Leben gelassen hat. Und warum er deine Mutter am Leben gelassen hat.«
»Wenn er es findet, bevor wir ihn finden, kann er uns sämtliche Fähigkeiten rauben«, schlussfolgerte ich.
»Nicht nur unsere Fähigkeiten, sondern auch unser Leben.«
32. KAPITEL
F ragen über Fragen wirbelten durch meinen Kopf. »Zeitbezogene Fähigkeiten, Zeitreisen und so weiter … all das ist auf ein bestimmtes Gen zurückzuführen, das durch wissenschaftliche Studien belegt ist. Was du über das Infinityglass erzählst, klingt nach Science-Fiction oder Fantasy.«
»Aber es ist ebenfalls durch wissenschaftliche Studien belegt. Ich würde das Infinityglass ja auch für eine reine Erfindung halten, wenn ich nicht schon seit vielen Jahren Beweise für seine Existenz beobachtet hätte. Wenn ich die Wahrheit nicht selbst erforscht hätte.« Dad sah mir in die Augen. »Es ist real.«
»Real genug, um dafür zu töten.«
»Du hast immer gedacht, wir hätten Memphis verlassen, damit ich die Institutsleitung am Cameron College übernehmen konnte. Aber es gab auch andere Gründe. Ich hatte begonnen, die Motivation von Chronos infrage zu stellen.« Dad schwieg einen Moment lang, als wollte er die Preisgabe des Geheimnisses ein wenig hinauszögern. »Schon damals war Teague ganz besessen davon, das Infinityglass in die Finger zu bekommen. Sie sehnte sich nach Macht. Sie wusste von meinen Studien über das Zeitgen, aber sie dachte, meine Forschung sei intern. Ich hatte Informationen über Menschen gesammelt, von denen ich vorab nicht wusste, ob sie das Gen in sich trugen oder nicht. Ich habe ihr nie von deiner Gabe oder der deiner Mutter erzählt. Sie ahnt definitiv nicht, dass Cat und ich versucht haben, eine Formel für die Herstellung
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