Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
Bestürzung in Neugierde.
Wir checkten aus und brachten unsere Taschen zu Ems SUV . Bevor sie den Kofferraum öffnen konnte, versperrte ich ihr den Weg.
»Ich muss dir zwei Sachen sagen«, erklärte ich. »Erstens habe ich Jack gestern Abend gesehen.«
»Wie bitte?« Em fummelte an ihrem Koffer herum.
»Wo?«, fragte Michael.
»Auf der Polizeistation.« Ich fasste die Ereignisse des Abends zusammen und erläuterte alles, was ich in Erfahrung gebracht hatte. Die Vergleiche, die Jack zwischen uns angestellt hatte, ließ ich unerwähnt. Auch die zurückgelassene Taschenuhr brachte ich nicht zur Sprache.
»Und zweitens soll Dune sich den Skroll noch einmal zur Brust nehmen, bevor wir Dad davon erzählen. Wenn Dune nach ein paar Tagen nicht weiterkommt, können wir Dad einweihen. Falls wir nicht weiterkommen, wäre es nicht gut, ihm allzu große Hoffnungen zu machen. Und falls doch, möchte ich nicht wieder von den Informationen ausgeschlossen werden. Einverstanden?«
»Okay.« Em gab mir ein Zeichen, zur Seite zu treten, und öffnete den Kofferraum, woraufhin Michael das Gepäck hineinhievte.
»Bist du auch einverstanden?«, fragte ich.
Er nickte, blieb jedoch stumm wie ein Grab.
Genauso stumm verlief auch die ganze Heimfahrt.
Em setzte Lily als Erste ab. Keiner sprach ein Wort, bis Em in unsere Einfahrt bog.
»Warte, Kaleb«, platzte sie heraus, als ich aussteigen wollte.
Ich lehnte mich wieder zurück, dabei trafen sich unsere Blicke im Rückspiegel.
»Ich weiß, was du gestern Abend für mich tun wolltest, und ich weiß, wie viel es dir abverlangt, Emotionen anderer auf dich zu nehmen. Es war ein Geschenk, und ich habe es abgelehnt. Es tut mir leid, und ich möchte mich herzlich bei dir bedanken.« Vollkommene Aufrichtigkeit.
Michael stand neben ihr und litt.
»Und mir tut’s leid, dass ich geschrien habe, euch beide angebrüllt habe.«
»Du musst dich nicht entschuldigen.« Michael wandte sich mir zu. Bedauern. »Ich habe dir Egoismus vorgeworfen, obwohl das, was du für Em tun wolltest, vollkommen selbstlos war.«
»Es gab mildernde Umstände«, wiederholte ich Lilys Worte und sah ihm in die Augen. »Wir waren alle Idioten. Aber das ist schon in Ordnung.«
»Ich hoffe.« Michaels Schmerz verschwand. Seine Traurigkeit hatte mir gegolten, nicht Em.
»Es ist wirklich okay.«
Ich hatte befürchtet, von Dad durch den Fleischwolf gedreht zu werden. Stattdessen starrte er mich an, als wollte er sich mein Gesicht einprägen.
»Mir geht es gut. Es ist alles in Ordnung.«
»Was ist mit Michael und den Mädchen?«
»Denen geht’s auch gut.« Seine Frage nach Mikes Wohlbefinden überraschte mich. Ich hatte gedacht, er wäre bereits von ihm informiert worden. »Können wir in dein Büro gehen?«
»Klar.«
Ich folgte ihm hinein, doch statt mich zu setzen, ging ich zu dem Regal mit der Sanduhrensammlung. Als ich den Finger über die Regalbretter gleiten ließ, fiel mir wieder auf, wie blitzblank alles geputzt war. »Erzählst du mir jetzt was darüber?«
»Worüber denn?« Ein schwacher Versuch, mir auszuweichen.
»Was hat es mit der Sammlung auf sich?« Diesmal würde ich mich nicht von ihm abwimmeln lassen, und sein resignierter Gesichtsausdruck verriet mir, dass er sich dessen bewusst war.
»Du wirst es sicher dumm und albern finden.«
»Das werden wir ja sehen.«
»Es gibt eine Legende über einen Gegenstand namens Infinityglass.«
Ich zuckte innerlich zusammen und hatte Mühe, die Fassung zu wahren. »Infinityglass?«
»Das Infinityglass ist etwas Mythisches. Zumindest glauben das die meisten Leute.« Er lehnte sich zurück und faltete die Hände vor der Brust. »Es gab keinerlei Anhaltspunkte, die auf das Gegenteil hindeuteten. Deine Mutter hat mich immer damit aufgezogen, dass ihr logisch denkender Ehemann einer Sache nachjagte, die nicht real war.«
»Du glaubst, es existiert tatsächlich?«
»Ich wurde immer besessener davon. Wir haben deswegen öfter gestritten, deine Mutter und ich. Einer der Gründe, warum ich dir nichts davon erzählt habe, ist, dass sie es mir verboten hatte.«
Meine Mom war nicht der Typ, irgendetwas zu verbieten. »Teague schien ebenfalls ziemlich besessen davon zu sein.«
»Woher weißt du … Du hast sie also gefunden?« Er stand so schnell auf, dass sein Schreibtischstuhl wegrollte und heftig gegen die Wand stieß. »Ich habe euch erlaubt, nach Memphis zu fahren und nach Papieren zu suchen. Nicht meine Vergangenheit zu durchforsten.«
»Wir haben uns nicht
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