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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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später hielt er das Fax in der Hand. Er betrachtete Catherine Savages Unterschrift auf dem Formular. Dann holte er die Originale der Dokumente heraus, die LuAnn vor zehn Jahren unterschrieben hatte, bei ihrem Abkommen mit Jackson bezüglich ihres Lotteriegewinns. Die Unterschriften ähnelten sich nicht einmal annähernd. Logischerweise hatte sich bei der Steuerbehörde, diesem schwerfälligen Bürokratenverein, niemand die Zeit genommen, die Unterschriften zu prüfen. Eine Fälschung. Wer immer dieser ›Bevollmächtigte‹ war, er hatte das Dokument ohne Wissen LuAnns eingereicht.
    Jackson betrachtete die Adresse und Telefonnummer, die dieser Tom Jones als die seine angegeben hatte. Er versuchte, den Mann telefonisch zu erreichen. Kein Anschluß unter dieser Nummer. Und die Adresse war ein Postfach. Jackson war sicher, daß es auch dieses Postfach nicht mehr gab. Mr. Tom Jones hatte Zugang zu Catherine Savages Steuerunterlagen, und er kannte ihre neue Anschrift. Und Mr. Jones’ Hintergrund war erstunken und erlogen.
    Obwohl diese verblüffende Tatsache durchaus beunruhigend war, ärgerte Jackson sich nicht allzu sehr darüber. Er setzte sich und starrte an die Wand, während seine Gedanken sich in immer größeren Kreisen bewegten. LuAnn war in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, trotz seines ausdrücklichen Verbots. Sie hatte ihm nicht gehorcht. Das war schlimm. Sehr schlimm. Doch das Problem wurde noch dadurch verschärft, daß jemand anderer jetzt an LuAnn interessiert war. Aus welchem Grund? Wo befand sich dieser Mr. Jones zur Zeit? Wahrscheinlich an demselben Ort, den Jackson nun aufzusuchen gedachte: Charlottesville, Virginia.
    Die Lichter der beiden Züge wurden deutlicher, heller. Die Möglichkeit der Kollision mit LuAnn Tyler näherte sich mehr und mehr der Realität. Jackson ging zurück ins Make-up-Zimmer. Es war Zeit, eine neue Persönlichkeit zu erschaffen.

KAPITEL 27

    Nachdem Charlie Lisa zur St. Anne’s School gefahren und sie bis zum Klassenzimmer gebracht hatte, wie es seiner und LuAnns Gewohnheit entsprach, war er mit dem Range Rover vom Parkplatz gerollt. Nun fuhr er in Richtung Stadt.
    Während LuAnn in den letzten Monaten wie eine Einsiedlerin in ihrer Bergfeste geblieben war, hatte Charlie sich um alles gekümmert. Er hatte sich mit den Honoratioren der Stadt getroffen und die Runde bei Wohlfahrtsorganisationen, Geschäftsleuten und Universitätsangehörigen gemacht. LuAnn und er waren zu der Erkenntnis gelangt, daß sie ihre Anwesenheit und ihren Reichtum in dieser kleinen, wenn auch kosmopolitischen Stadt nicht geheimhalten konnten – im Gegenteil: Jeder dahingehende Versuch würde Verdacht erregen. Deshalb war es nun Charlies Aufgabe, bei den führenden Leuten der Stadt gewissermaßen die Vorarbeiten für LuAnns Auftritt auf der gesellschaftlichen Bühne zu leisten. Ihre Auftritte in der Öffentlichkeit würden sehr beschränkt sein. Aber es konnte wohl jeder verstehen, daß eine der reichsten Frauen der Welt auf eine geschützte Privatsphäre Wert legte.
    Da es viele Organisationen gab, die nur darauf warteten, von LuAnn Spenden zu erhalten, rechnete Charlie mit einem Maximum an Zusammenarbeit und Verständnis, sofern an den richtigen Stellen die Gelder flossen. Die Spendenleitung war bereits geöffnet: LuAnn hatte mehreren örtlichen Wohlfahrtsorganisationen schon mehr als hunderttausend Dollar zukommen lassen.
    Während Charlie die Straße entlangfuhr, schüttelte er müde den Kopf. All diese Pläne, Strategien und Gott-weiß-was! Superreich zu sein war wie ein Geschwür am Arsch. Manchmal sehnte Charlie sich nach den alten Zeiten. Ein paar Scheine in der Tasche, ein Bier in der Kneipe um die Ecke, rauchen, wann er wollte, die unvermeidliche Drängelei in der U-Bahn …
    Er lächelte wehmütig. LuAnn hatte ihn vor acht Jahren dazu gebracht, das Rauchen aufzugeben, und er wußte, daß dies sein Leben beträchtlich verlängerte. Nur dann und wann erlaubte sie ihm eine Zigarre. Schließlich wollte sie ihn nicht zu Tode bemuttern.
    Charlies frühere Ausflüge in die Gesellschaft von Charlottesville hatten die beinahe freundschaftliche Verbindung zu einem Mann in überaus nützlicher Position erbracht. Diesen Mann wollte Charlie jetzt nach Informationen anzapfen, mit deren Hilfe er und LuAnn ihren Verfolger ausfindig machen und jede ernsthafte Schwierigkeit, falls möglich, entschärfen konnten. Wenn der Mann Geld wollte – kein Problem. Geld spielte keine Rolle. LuAnn besaß

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