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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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genug, um ein ganzes Heer der unverschämtesten Erpresser abzuspeisen. Was aber, wenn es gar nicht um Geld ging?
    Charlie hatte keine Ahnung, was der Mann im Honda wußte und was nicht. Da lag das Problem. Der Kerl hatte LuAnns richtigen Namen genannt. Wußte er auch über die Morde im Wohnwagen und über LuAnns Beziehung zu Duane Harvey Bescheid? Und über die Fahndung nach LuAnn vor zehn Jahren? Wie hatte der Bursche sie nach all den Jahren überhaupt aufgestöbert? Und was noch bedenklicher war: Wußte der Mann von der Manipulation der Lotterie? LuAnn hatte Charlie alles über den Kerl erzählt, der sich Rainbow genannt hatte. Vielleicht war dieser Rainbow ihr auf die Schliche gekommen. Er war ihr damals gefolgt; er hatte gesehen, wie sie das Los gekauft, sofort nach New York gefahren war und ein Vermögen gewonnen hatte. Hatte der Mann gewußt, daß die Ziehung ein Schwindel war? Und hatte er jemandem davon erzählt? LuAnn war nicht sicher gewesen.
    Und was war mit Rainbow geschehen? Charlie leckte sich nervös die Lippen. Er hatte Jackson nie persönlich kennengelernt, ihn niemals zu Gesicht bekommen. Aber als er noch für den Mann arbeitete, hatte Charlie oft mit ihm telefoniert. Jacksons Stimme hatte keinerlei besondere Merkmale gehabt. Sie war gleichmäßig, ruhig, direkt und überaus selbstsicher. Charlie kannte Leute wie ihn. Menschen wie Jackson zählten nicht zu den Großmäulern, die stets schrecklich viel redeten, denen es aber an Mut und der Fähigkeit mangelte, irgend etwas in die Tat umzusetzen. Leute wie Jackson schauten einem direkt in die Augen und erklärten haarklein, was sie vorhatten, ohne großes Getue oder Übertreibungen. Und dann taten sie es einfach. Diese Typen würden jemanden kunstgerecht auswaiden und deshalb keine Minute Schlaf verlieren. So ein Mensch war Jackson. Da war Charlie sich schon seit langem sicher.
    Trotz seiner Rauhbeinigkeit und immensen Kraft schauderte er. Wo immer dieser Mr. Rainbow sein mochte – unter den Lebenden war er bestimmt nicht mehr. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Fröstelnd fuhr Charlie weiter.

KAPITEL 28

    LuAnn lenkte den BMW in die Auffahrt und hielt vor dem Haus. Nirgends sah sie den Pickup. Wahrscheinlich war Riggs auf irgendeiner Baustelle. Sie wollte schon wieder wegfahren, doch die schlichte Schönheit des Hauses ließ sie innehalten und aussteigen. Sie ging die Stufen aus Holz hinauf. Die anmutigen Konturen des alten Gebäudes, die augenscheinliche Sorgfalt und Kunstfertigkeit, mit der es renoviert worden war, erweckten in ihr den Wunsch, es zu erkunden, selbst wenn der Besitzer nicht daheim war.
    Auf der breiten Veranda ging LuAnn um das Haus herum und fuhr mit den Fingern über die feinen Schnitzarbeiten. Sie öffnete die Fliegengittertür und klopfte an. Keine Reaktion. Nach kurzem Zögern streckte sie die Hand nach dem Türknopf aus. Er ließ sich ganz leicht drehen. Damals, in Rikersville, hatten die Leute die Türen ihrer Häuser auch nicht abgeschlossen. Für LuAnn, die ständig auf der Hut sein mußte, ständig auf Sicherheit bedacht, war es ein schönes Gefühl, daß es auf der Welt noch solche Orte gab.
    Wieder zögerte sie. Das Haus zu betreten, ohne daß der Mann davon wußte, konnte alles noch komplizierter machen, als es ohnehin schon war. Aber wenn er es nie erfuhr? Vielleicht konnte sie nützliche Informationen über Riggs finden – irgend etwas, das ihr half, sich aus dieser potentiellen Katastrophe herauszuwinden.
    Sie stieß die Eingangstür auf und schloß sie leise hinter sich. Das Wohnzimmer besaß einen Holzfußboden, dessen Dielen verschieden breit waren und Altersflecken aufwiesen. Die Möbel waren alt und schlicht, aber von ausgezeichneter Qualität und sorgsam arrangiert. LuAnn fragte sich, ob Matt Riggs die Möbel in Second-Hand-Läden gekauft und selbst aufpoliert hatte.
    Sie ging durch die Zimmer und blieb immer wieder stehen, um die handwerkliche Geschicklichkeit dieses Mannes zu bewundern. Um einige Möbelstücke schwebte noch ein Hauch von Firnis. Alles war sauber und ordentlich. Nirgends waren Familienfotos zu sehen: keine Frau, keine Kinder. LuAnn kannte nicht den Grund dafür, doch es kam ihr seltsam vor.
    Schließlich betrat sie Riggs’ Arbeitszimmer und schaute in die Runde. Mit leisen Schritten ging sie zu seinem Schreibtisch – und blieb erschrocken stehen. Sie glaubte, im Haus ein Geräusch gehört zu haben. Ihr Herz schlug wild, und für einen Moment dachte sie an Flucht. Doch das

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