Die Versuchung
mal als Halbprofi Football gespielt. Und ich achte auf meine Gesundheit. Catherine wacht mit Argusaugen über meine Eßgewohnheiten. Diese Dinger läßt sie mich wahrscheinlich nur aus Mitleid rauchen.« Er hielt die Zigarre hoch. »Trotzdem habe ich mich in letzter Zeit älter gefühlt, als ich bin. Aber es stimmt, auf einer verlassenen Insel möchte ich nicht leben.«
»Haben Sie schon etwas über den Kerl im Honda herausgefunden?«
»Ich arbeite noch daran. Ein paar Anfragen sind schon unterwegs.«
»Bitte, nehmen Sie mir die Frage nicht übel, aber was wollen Sie gegen den Mann unternehmen, wenn Sie ihn finden?«
Charlie blickte ihn an. »Was würden Sie denn tun?«
»Hängt davon ab, was er vorhat.«
»Genau. Deshalb weiß ich noch nicht, was ich tun werde. Erst muß ich ihn haben und mehr über seine Absichten wissen.« In Charlies Stimme lag ein Hauch von Feindseligkeit, den Riggs jedoch geflissentlich überhörte. Er ließ den Blick wieder über das Gelände schweifen.
»Catherine hat gesagt, sie möchte ein Studio im Freien bauen. Wissen Sie, wo?«
Charlie schüttelte den Kopf. »Hab’ noch nicht mit ihr darüber gesprochen. Ich glaube, die Idee ist ihr erst vor kurzem gekommen. Ganz spontan.«
Riggs musterte ihn. War das ein absichtlicher Versprecher Charlies gewesen? Er hatte das Gefühl, als wollte Charlie ihm klipp und klar zu verstehen geben, daß dieses mögliche neue Bauprojekt der Lohn dafür sei, daß Riggs den Mund hielt. Oder gab es noch einen anderen Grund?
»Wozu möchte sie das Studio benutzen?«
Charlie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Ist das wichtig?«
»Allerdings. Wenn es ein Malstudio sein soll, muß ich für ausreichend Licht sorgen, vielleicht ein paar Dachfenster einbauen und eine Entlüftungsanlage, wegen der Farbdünste. Wenn sie das Studio nur dazu benutzen will, um sich zurückzuziehen, zu lesen oder zu schlafen, muß ich es anders planen.«
Charlie nickte nachdenklich. »Verstehe. Genau weiß ich nicht, was sie mit diesem Studio anfangen will. Aber mit Malerei beschäftigt sie sich nicht.«
Dann schwiegen die Männer, rauchten und ließen den Blick über das herrliche Anwesen schweifen, bis die Stille durch das Eintreffen LuAnns und Lisas beendet wurde. Die Tür zur Veranda öffnete sich, und die beiden erscheinen.
Leibhaftig ähnelte Lisa Savage ihrer Mutter noch mehr als auf dem Foto. Beide bewegten sich auf die gleiche Weise: mit leichten, gleitenden Schritten, ohne unnötig Kraft zu verschwenden.
»Das ist Mr. Riggs, Lisa.«
Riggs hatte in seinem bisherigen Leben nicht viel Umgang mit Kindern gehabt, doch er benahm sich ganz natürlich. Er streckte die Hand aus. »Du kannst Matt zu mir sagen, Lisa. Freut mich, dich kennenzulernen.«
Sie lächelte und drückte seine Hand. »Mich auch, Matt.«
»Was für ein Händedruck.« Er blickte LuAnn an, dann Charlie. »Liegt offenbar in der Familie. Wenn ich öfter herkomme, sollte ich mir besser einen Stahlhandschuh zulegen.«
Lisa lächelte.
»Matthew wird ein Studio für mich bauen, Lisa«, sagte LuAnn und deutete aufs Gelände. »Irgendwo da draußen.«
Lisa schaute augenscheinlich verblüfft zum Haus. »Ist unser Haus denn nicht groß genug?«
Plötzlich fingen alle Erwachsenen laut zu lachen an. Dann fiel auch Lisa ein.
»Aber mal ernsthaft. Wozu soll das Studio gut sein?« fragte sie schließlich.
»Na ja, vielleicht wird es eine Art Überraschung. Es ist sogar möglich, daß ich dir auch erlaube, das Studio hin und wieder zu benützen.«
Angesichts dieser Aussicht grinste Lisa.
»Aber nur, wenn deine Noten gut bleiben«, warf Charlie ein. »Übrigens, wie ist es mit der Klassenarbeit gelaufen?« Charlies Stimme war rauh; aber das war offensichtlich nur Fassade. Riggs sah deutlich, daß der alte Bursche Lisa ebenso liebte wie ihre Mutter, wenn nicht noch mehr.
Lisa zog eine Schnute. »Ich hab’ keine Eins bekommen.«
»Das ist schon in Ordnung, Schatz«, sagte Charlie liebevoll. »Wahrscheinlich meine Schuld. In Mathe bin ich nicht besonders.«
Plötzlich breitete sich ein strahlendes Lächeln auf Lisas Gesicht aus. »Ich hab’ eine Eins plus.«
Charlie versetzte ihr spielerisch einen Klaps auf die Wange. »Du hast den gleichen Sinn für Humor wie deine Mutter, das steht mal fest.«
»Miss Sally hat Lunch für dich«, sagte LuAnn. »Ich weiß, daß du heute in der Schule nichts gegessen hast. Lauf los. Ich komme zu dir, wenn ich mit Matthew fertig bin.«
LuAnn und Riggs gingen über das
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