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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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weiter.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, kann man an alle möglichen Informationen herankommen, wenn man weiß, wo man nachschauen muß. Und ich weiß es.«
    »Darüber müssen Sie mit meinen Finanzberatern sprechen. Ich war während dieser Zeit im Ausland. Vielleicht war das Einkommen in den Vereinigten Staaten nicht steuerpflichtig.«
    »Das bezweifle ich sehr. Ich habe mehr als genug Artikel über Wirtschaftsfragen geschrieben, um zu wissen, daß Vater Staat praktisch alles besteuert – natürlich nur, wenn er es aufspürt.«
    »Dann rufen Sie doch die Steuerbehörde an und melden Sie mich.«
    »Auf diese Geschichte bin ich nicht scharf.«
    »Geschichte?«
    »Ach ja, stimmt. Ich habe vergessen, Ihnen den Grund meines Besuchs zu nennen. Ich heiße Thomas Donovan. Wahrscheinlich haben Sie noch nie von mir gehört. Ich bin seit fast dreißig Jahren Journalist bei der Washington Trib – und ein verdammt guter, möchte ich behaupten, auch wenn Eigenlob stinkt. Vor einiger Zeit habe ich beschlossen, einen Artikel über die staatliche Lotterie zu schreiben, die ich für einen riesigen Beschiß halte. Es trifft die Ärmsten der Armen – und das nicht nur mit dem Segen unserer Regierung, sondern auf ihr Betreiben. All diese verlogene Werbung, diese Lockanzeigen. Tja, mit Speck fängt man Mäuse. Man bringt die Leute dazu, sogar ihre Sozialhilfeschecks einzulösen und sich an einem Glücksspiel zu beteiligen, bei dem die Chancen auf einen Haupttreffer eins zu zig Millionen stehen.
    Das alles mag sich anhören, als wäre ich der einsame Streiter für die Armen, aber ich habe nun mal die Angewohnheit, nur über Themen zu schreiben, die mir wirklich am Herzen liegen. Wenn irgendein armer Hund den Jackpot gewonnen hat, wird er von den Reichen wieder ausgesaugt; das sollte der ursprüngliche Tenor meiner Story sein. Investitionshaie stürzen sich auf die Lotteriegewinner und schwatzen ihnen immer neue windige Geschäfte und riskante Geldanlagen auf. Und die Regierung läßt diese Aasgeier einfach gewähren. Und wenn die glücklichen Gewinner hoffnungslos heruntergewirtschaftet sind, weil sie nicht genug Steuern bezahlt haben oder sonst was, kommt das Finanzamt und zieht ihnen den letzten Cent aus der Tasche. Zum Schluß stehen die Leute schlechter da als vor ihrem Lotteriegewinn. Eine gute Story. Eine Story, die man unbedingt erzählen muß, wie ich finde.
    Tja, und bei meinen Nachforschungen bin ich auf diese hochinteressante Ausnahme mit den zwölf Gewinnern vor zehn Jahren gestoßen, zu denen auch Sie gehören. Sie alle haben keinen Cent von Ihrem Geld eingebüßt, im Gegenteil. Wenn man sich die Steuerbescheide anschaut, sind alle zwölf Gewinner sogar noch reicher geworden. Viel reicher. Deshalb habe ich Ihre Spur aufgenommen, LuAnn, und jetzt bin ich hier. Was ich will, ist ganz einfach: die Wahrheit.«
    »Und wenn ich nichts sage, ende ich in Georgia im Knast, stimmt’s? Jedenfalls haben Sie das am Telefon angedeutet.«
    Donovan blickte sie verärgert an. »Ich habe zweimal den Pulitzerpreis gewonnen, ehe ich fünfunddreißig war. Ich habe über Vietnam, Korea, China, Bosnien und Südafrika berichtet. Zweimal bin ich angeschossen worden. Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, an jeden Brandherd auf der Welt zu reisen. Ich bin absolut integer. Ich werde Sie nicht erpressen. Mit solchen Methoden arbeite ich nicht. Das am Telefon habe ich nur gesagt, weil ich Sie unbedingt dazu bringen wollte, sich mit mir zu treffen. Wenn Sheriff Billy Sie erwischt, habe ich ihm bestimmt nicht dabei geholfen. Ich persönlich hoffe, er schafft es nie.«
    »Danke.«
    »Aber wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen, finde ich sie auf andere Art und Weise heraus. Und dann werde ich die Story schreiben. Falls Sie mir nicht Ihre Sicht der Dinge erzählen, kann ich nicht dafür garantieren, wie schmeichelhaft Sie dabei abschneiden. Ich werde die Fakten veröffentlichen, ganz gleich, wen die Schuld trifft. Wenn Sie sich zu einem Gespräch bereit erklären, kann ich Ihnen nur eins versprechen: Ich werde Ihre Seite der Geschichte berücksichtigen. Doch sollten Sie gegen das Gesetz verstoßen haben, auf welche Weise auch immer, kann ich nichts daran ändern. Ich bin kein Bulle und kein Richter.« Er machte eine Pause und schaute sie an. »Also? Wie sieht’s nun aus?«
    LuAnn schwieg einige Minuten, starrte auf die Straße. Donovan konnte erkennen, daß in ihrem Inneren ein heftiger Kampf tobte.
    Schließlich

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