Die Versuchung
umgebracht.«
»Es muß schrecklich sein, so etwas mit sich herumzuschleppen. Ich bin froh, daß ich Ihr Gewissen davon befreien konnte.«
»Die Polizei kann sich doch unmöglich immer noch für die Sache interessieren. Das ist zehn Jahre her«, meinte LuAnn.
»Tja, genau da haben Sie unglaubliches Pech. Duane Harveys Onkel ist jetzt nämlich Sheriff in Rikersville.«
»Billy Harvey ist Sheriff?« sagte LuAnn verblüfft. »Er ist einer der größten Gauner der Gegend. Er hat mit gestohlenen Autoteilen gehandelt. Er hat in den Hinterzimmern von Bars verbotene Glücksspiele veranstaltet. Egal wo man auf illegale Weise einen schnellen Dollar machen konnte – Billy Harvey hatte immer die Finger im Spiel. Duane wollte bei ihm ins Geschäft einsteigen, aber Billy wußte, daß Duane zu dumm und unzuverlässig war. Wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, daß Duane im Gwinnet County Drogen verkaufen mußte.«
»Das alles bezweifle ich nicht. Aber es ändert nichts daran, daß Billy Harvey jetzt Sheriff ist. Wahrscheinlich hat er sich gedacht, es ist die sicherste Methode, Ärger mit der Polizei aus dem Weg zu gehen, indem man selbst Polizist wird.«
»Sie haben mit ihm geredet?«
Donovan nickte. »Er sagte, die ganze Familie sei nie drüber hinweggekommen, daß der arme Duane sich so plötzlich von den Lebenden verabschiedet hat. Die Drogengeschichte habe die ganze Familie in den Schmutz gezogen, sagte er. Und das Geld, das Sie geschickt haben, wäre wie Salz gewesen, das Sie in die Wunden streuen wollten, statt den Schmerz zu lindern. Die Familie habe das Geld gewissermaßen als Abfindung betrachtet. Natürlich haben die Harveys jeden Cent ausgegeben – aber gern haben sie’s nicht getan. Jedenfalls behauptet das der untadelige Billy Harvey. Aber wichtig ist nur, daß die Fahndung nach Ihnen immer noch läuft, wie er mir gesagt hat, und daß er keine Ruhe geben wird, bis er LuAnn Tyler vor Gericht gebracht hat. Wenn ich Harveys Theorie richtig verstanden habe, meint er, Sie selbst hätten den Drogenhandel betrieben, weil Sie Duane und Ihrem tristen Leben entfliehen wollten. Duane mußte sterben, weil er Sie beschützen wollte. Und Sie haben den anderen Mann ermordet, Ihren angeblichen Partner.«
»Das alles ist gelogen.«
Donovan zuckte mit den Schultern. »Sie wissen es, und ich weiß es auch. Aber die Geschworenen, die darüber entscheiden würden, wären die Leute, mit denen Sie in Rikersville, Georgia, aufgewachsen sind.« Er musterte ihre elegante, teure Kleidung. »Oder Geschworene, mit denen Sie früher mal in einer Stadt gelebt haben. Ich würde Ihnen nicht empfehlen, diese Sachen vor Gericht zu tragen. Es könnte die Leute auf falsche Gedanken bringen. Duane ist inzwischen Blumendünger, während Sie die letzten zehn Jahre in Saus und Braus gelebt haben, so ähnlich wie Jackie O. Das würden die guten Leutchen in Georgia sicher in den falschen Hals kriegen.«
»Da sagen Sie mir nichts Neues.« LuAnn machte eine Pause. »Also, darum geht es Ihnen. Wenn ich nicht rede, werfen Sie mich Billy Harvey zum Fraß vor.«
»Vielleicht überrascht es Sie, aber das alles ist mir, mit Verlaub, scheißegal. Wenn Sie den Mann niedergeschlagen haben, dann in Notwehr. Davon bin ich überzeugt.«
LuAnn schob die Sonnenbrille hoch und blickte ihn an. »Und worum geht es Ihnen dann?«
Er beugte sich vor. »Um die Lotterie.« Er zog die Brauen hoch.
»Was soll damit sein?« meinte LuAnn gelassen.
»Sie haben vor zehn Jahren einhundert Millionen Dollar gewonnen.«
»Na und?«
»Wie haben Sie das gemacht?«
»Ich habe ein Los gekauft, auf dem die richtigen Gewinnzahlen standen. Wie sollte man es sonst machen?«
»Das meine ich nicht. Ich möchte Ihnen ein paar Dinge erklären, ohne zu sehr in technische Einzelheiten zu gehen. Ich habe mir Informationen über die Lotteriegewinner beschafft, viele Jahre zurück. Von allen Gewinnern haben jedes Jahr neun von zwölf Pleite gemacht. Peng, peng, peng. Sie können die Uhr danach stellen. Dann aber bin ich auf zwölf Personen gestoßen, die nacheinander gewonnen haben, und alle habe die große Pleite irgendwie vermeiden können. Sie, LuAnn, waren genau in der Mitte dieser einzigartigen Serie. Wie ist das möglich?«
»Woher soll ich das wissen?« LuAnn musterte ihn. »Ich habe gute Finanzberater. Die anderen vielleicht auch.«
»In neun der zehn Jahre, die seit Ihrem Gewinn vergangen sind, haben Sie keine Steuern bezahlt. Ich nehme an, das hilft einem ganz schön
Weitere Kostenlose Bücher