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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wollte ihn um Hilfe bitten, wieder von ihm geliebt werden. Nach all den Jahren der Lügengeschichten, der Täuschung und der ständigen Angst vor Entdeckung wollte sie einfach nur im Arm gehalten und um ihrer selbst willen geliebt werden, nicht wegen des riesigen Vermögens, das sie besaß.
    Riggs beobachtete, wie der BMW davonfuhr. Als der Wagen verschwunden war, wandte er sich um und ging ins Büro. Er war sich darüber im klaren, daß das FBI nach seiner Anfrage wegen LuAnn Tyler bald Agenten nach Charlottesville schicken würde, um mit ihm zu sprechen. Auf alle Fälle würde man das örtliche FBI -Büro einschalten. Doch wegen Riggs’ Sonderstatus würden die Agenten zuvor durch einige bürokratische Reifen hüpfen müssen. Ein wenig Zeit blieb ihm also noch, aber nicht viel. Und sobald das FBI auftauchte, war LuAnn Tyler erledigt.
    Zehn Jahre lang hatte sie sich unablässig bemüht, nicht entdeckt zu werden, und jetzt konnte Riggs ihre jahrelangen Bemühungen in ein paar Tagen zunichte machen. Nein, das würde er nicht zulassen, ganz gleich, was er über LuAnn Tyler wußte; das sagte ihm sein Gefühl. In seinem früheren Leben war Riggs die Täuschung zur zweiten Natur geworden – wie auch die Fähigkeit, Menschen zu durchschauen, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. LuAnn war ein guter Mensch. Zu diesem Schluß war Riggs schon vor langer Zeit gekommen. Auch wenn sie seine Hilfe nicht wollte – sie würde sie bekommen. Doch LuAnn hatte sich offensichtlich mit äußerst gefährlichen Leuten eingelassen.
    Und jetzt auch ich, dachte Riggs.

KAPITEL 43

    Es war schon spät, als LuAnn nach Hause kam. Das Personal war bereits gegangen, und Sally Beecham würde erst morgen wiederkommen. LuAnn betrat das Haus durch die Garage, aktivierte die Alarmanlage und warf Mantel und Handtasche auf den Küchentisch. Sie ging nach oben, um zu duschen und sich umzuziehen. Sie mußte jetzt über vieles nachdenken.

    In den Sträuchern, die die große Rasenfläche auf der Garagenseite der Villa begrenzten, kniete Jackson im Torf und lächelte vor sich hin. Er senkte den kleinen Apparat, den er in der Hand hielt. Auf der Digitalanzeige standen die sechs Ziffern des Codes, mit dem LuAnns Alarmanlage entschärft werden konnte. Der Scanner hatte die elektrischen Impulse aufgefangen, die ausgesendet worden waren, als LuAnn den Code eingab, und anschließend ausgewertet. Mit dem Code hatte Jackson nun jederzeit die Möglichkeit, unbemerkt zu kommen und zu gehen.
    Als er wieder bei seinem Mietwagen war, piepste sein Handy. Er sprach mehrere Minuten lang hinein und schaltete es dann aus. Charlie und Lisa waren in einem Motel außerhalb von Gettysburg abgestiegen. Wahrscheinlich würden sie bald weiterfahren. LuAnn hatte versucht, die beiden aus seiner Reichweite zu bringen, zumindest Lisa. Charlie konnte auf sich selbst aufpassen; das wußte Jackson. Wenn es hart auf hart ging, war Lisa die Achillesferse ihrer Mutter.

    LuAnn hatte durchs Fenster beobachtet, wie die Gestalt am Waldrand entlang zur Hauptstraße schlich. Ihre Bewegungen waren so leichtfüßig und geschmeidig wie die eines Raubtiers – genauso, wie auch LuAnn sich bewegt hätte. Sie hatte keine Ahnung, was sie bewogen hatte, genau in diesem Moment ans Fenster zu treten. Sie hatte keine Angst, verspürte nicht einmal Zorn, als sie Jackson den Abhang hinunterschleichen sah. Sie hatte damit gerechnet, ihn hier zu finden. Sie war nicht sicher, wie lange oder aus welchem besonderen Grund Jackson das Haus beobachtet hatte, doch es war vollkommen logisch, daß er es tat. LuAnn wußte, daß Jacksons Augenmerk nun ganz auf sie gerichtet war. Und wer sich im Zentrum der Aufmerksam-
keit dieses Mannes befand, stand praktisch am Rand des Grabes.
    LuAnn zog die Vorhänge zu und setzte sich aufs Bett. Das große, leere Haus erschien ihr kalt und bedrohlich, als wäre sie allein in einem Mausoleum von riesigen Ausmaßen und würde darauf warten, daß ihr etwas unaussprechlich Grauenhaftes zustieß.
    War Lisa wirklich in Sicherheit? Befand sie sich außerhalb von Jacksons Machtbereich? Die Antwort auf diese Fragen lag so klar auf der Hand, daß es LuAnn wie ein Schlag ins Gesicht traf.
    Mir ist nichts unmöglich, LuAnn.
    Die spöttischen Worte stiegen nach all den Jahren in ihrer Erinnerung auf und ließen sie schaudern. Riggs hatte recht. Sie konnte das nicht allein schaffen. Er hatte ihr seine Hilfe angeboten, und jetzt brauchte LuAnn diese Hilfe. Es war ihr gleich, ob sie die

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