Die Versuchung
LuAnn konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß Jackson von irgend jemandem Befehle entgegennahm.
»Gehörte Charlie zu diesen Leuten?«
Wieder zuckte LuAnn zusammen. »Wie kommst du darauf?«
»Die Geschichte mit dem Onkel war ein bißchen dünn.« Riggs zuckte die Schultern. »Außerdem scheint ihr ein gemeinsames Geheimnis zu haben. Als ich meine Erkundigungen über dich einzog, war nie von einem Onkel die Rede. Charlie ist erst nach dem Lotteriebetrug ins Spiel gekommen, nicht wahr?«
»Darauf antworte ich nicht.« Nie im Leben würde sie Charlie belasten.
»Also gut. Was ist mit diesem Mann, dem Drahtzieher? Was kannst du mir über ihn erzählen?«
»Er nennt sich Jackson …« Abrupt verstummte LuAnn. Sie konnte es nicht fassen, daß sie jemandem davon erzählte. Kaum war der Name über ihre Lippen gekommen, schloß sie die Augen und stellte sich vor, was Jackson mit ihr anstellen würde – mit ihnen allen anstellen würde –, falls er davon erfuhr, was sie jetzt ausplauderte. Instinktiv schaute sie über die Schulter.
Riggs packte ihren Arm. »LuAnn, du bist nicht mehr allein. Er kann dir jetzt nichts anhaben.«
Beinahe hätte sie laut gelacht. »Matthew, wenn dieser Mann uns schnell tötet, statt uns langsam und qualvoll sterben zu lassen, haben wir mehr Glück als alle Lotteriegewinner auf der Welt.«
Riggs spürte, wie sie zitterte. Er wußte, wie stark und einfallsreich sie war. Nun aber hatte sie einfach nur noch Angst, schreckliche Angst.
»Vielleicht fühlst du dich besser, wenn ich dir sage, daß ich es schon mit einigen ganz üblen Burschen zu tun hatte«, sagte er. »Trotzdem lebe ich noch. Jeder hat seine Schwächen.«
»Klar.« LuAnns Stimme klang unbeteiligt, wie tot.
»Na gut, wenn du den Kopf in den Sand stecken und dich totstellen willst, nur zu.« Sein Tonfall war rauh. »Ich weiß allerdings nicht, wie Lisa das helfen könnte. Glaubst du etwa, der Kerl läßt sie ungeschoren davonkommen, wenn er tatsächlich so gefährlich ist, wie du behauptest?«
»Ich habe Lisa nichts von alledem erzählt.«
»Sag das mal diesem Jackson! Er wird davon ausgehen, daß Lisa über alles Bescheid weiß und daß sie getötet werden muß, wenn es gefährlich für ihn wird.«
»Ich weiß«, gab LuAnn schließlich zu. Sie rieb sich das Gesicht und schaute Riggs erschöpft an. »Aber warum willst du mir helfen? Das verstehe ich nicht. Du kennst mich doch gar nicht. Und ich habe dir gerade erst erzählt, daß ich etwas Illegales getan habe.«
»Wie ich schon sagte, ich habe dich überprüft. Ich kenne deine Vergangenheit. Jackson hat dich ausgenützt. Aber, verdammt noch mal, wäre ich in deiner Lage gewesen, hätte ich auch sofort die Chance ergriffen, reich zu werden.«
»Aber so war es ja gar nicht! Ich hatte damals schon beschlossen, bei der Sache nicht mitzumachen. Aber dann bin ich in Duanes Drogengeschichte hineingeraten. Und dann ging alles Schlag auf Schlag. Ich habe Jackson zugesagt, habe zwei Männer tot in einem Wohnwagen liegen lassen, habe mir mein Baby geschnappt und bin so schnell verschwunden, wie ich konnte. Ich … ich dachte, ich hätte keine andere Wahl. Ich wollte nur fort.«
»Das kann ich verstehen, LuAnn. Ehrlich.«
»Seitdem bin ich auf der Flucht, immer in Angst vor meinem eigenen Schatten … in ständiger Furcht, daß jemand alles herausfindet. Das ist zehn Jahre her, aber mir kommen sie wie hundert vor.« Sie schüttelte den Kopf und rang die Hände.
»Dann gehe ich wohl recht in der Annahme, daß Jackson sich hier herumtreibt.«
»Er war vor einer dreiviertel Stunde in meinem Garten.«
»Was?«
»Ich bin nicht sicher, was er wollte, aber ich nehme an, daß er Vorbereitungen trifft, seinen Plan auszuführen.«
»Was für ein Plan?«
»Als erstes wird er Donovan umbringen.«
»Ich habe gehört, wie du Donovan davor gewarnt hast.«
»Und danach wird Jackson wohl uns aufs Korn nehmen.« LuAnn schlug die Hände vors Gesicht.
»Nein. Du wirst den Kerl nie wiedersehen.«
»Da irrst du dich gewaltig, Matthew. Ich muß mich mit ihm treffen, und zwar sehr bald.«
Entsetzt starrte er sie an. »Bist du verrückt?«
»Gestern abend ist Jackson in meinem Schlafzimmer aufgetaucht. Wir haben ein ziemlich langes Gespräch geführt. Ich habe ihm versprochen, daß ich mich bemühen würde, dich näher kennenzulernen. Ich glaube nicht, daß Jackson dabei an Sex gedacht hat. Das hat sich einfach so ergeben.«
»LuAnn, du willst doch nicht …«
»Er wollte
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