Die Versuchung
erzählt«, sagte LuAnn, der das Reden plötzlich schwerfiel.
»Gut. Und was können Sie mir über den Mann sagen?«
»Nicht annähernd so viel, wie Sie mir gerade erzählt haben. Er weiß nicht mehr als zuvor. Er hält Donovan für einen möglichen Kidnapper, scheint sich ansonsten aber nicht besonders für ihn zu interessieren. Wenn ich bedenke, was Sie mir gerade gesagt haben, könnte ich mir gut vorstellen, daß er keine Aufmerksamkeit auf sich lenken will.«
»Stimmt. Das ist sehr gut für uns. Und ich bin sicher, Ihr kleines Rendezvous heute morgen hat bestimmt nicht geschadet.«
»Das geht Sie einen Dreck an«, entgegnete LuAnn mit scharfer Stimme. Jetzt, da der Informationsaustausch beendet war, wollte sie Jacksons Bemerkung nicht einfach so hinnehmen.
»Ah, Ihr erster Fehler bei unserem heutigen Treffen. Sie bringen aber auch gar nichts zuwege, ohne einen groben Patzer zu machen.« Er zeigte mit dem schlanken Finger auf sie. »Alles, was Sie betrifft, geht auch mich etwas an. Sie sind mein Geschöpf. Deshalb fühle ich mich ehrlich für Ihr Wohlergehen verantwortlich, LuAnn. Und diese Verantwortung nehme ich nicht auf die leichte Schulter.«
»Hören Sie, Mr. Jackson. Die zehn Jahre sind um!« zischte LuAnn ihn wütend an. »Sie haben Ihr Geld gemacht und ich das meine. Ich schlage vor, damit sind wir quitt – für immer. In sechsunddreißig Stunden bin ich auf der anderen Seite der Erde. Sie gehen Ihren Weg, ich gehe meinen, weil mir das alles nämlich furchtbar zum Hals raushängt.«
»Sie haben sich meinen Anordnungen widersetzt.«
»Stimmt. Ich habe zehn verdammte Jahre in zwanzig verdammten Ländern verbracht, habe ständig voller Angst über die Schulter geschaut und Ihren Anordnungen gehorcht. Und ich nehme an, jetzt werde ich den Rest meines Lebens genauso verbringen. Also, lassen Sie mich sofort damit anfangen.« Die beiden starrten sich lange Zeit an.
»Sie verlassen umgehend das Land?«
»Geben Sie mir nur Zeit, meine Sachen zu packen. Morgen früh sind wir verschwunden.«
Jackson rieb sich das Kinn und dachte über ihren Vorschlag nach. »LuAnn, nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum ich Sie nicht hier und jetzt umbringen sollte.«
Sie war auf diese Frage vorbereitet. »Weil Donovan es vielleicht etwas merkwürdig finden könnte, wenn ich gleich nach einem Gespräch mit ihm als Leiche ende. Noch hegt er keinen Verdacht, aber ich garantiere Ihnen, daß sein Radarsystem auf Hochtouren laufen würde, wenn Sie mich töten. Wollen Sie wirklich diesen Ärger?«
Jackson schürzte die Lippen. »Gehen Sie packen.«
LuAnn schaute ihn an und nickte in Richtung Tür. »Nach Ihnen.«
»Gehen wir doch gleichzeitig, LuAnn. In diesem Fall haben wir eine reelle Chance, uns zu revanchieren, falls einer von uns gewalttätig zu werden versucht.«
Sie gingen gemeinsam zur Tür und ließen sich dabei nicht aus den Augen.
Gerade als Jackson öffnen wollte, wurde die Tür so wuchtig aufgestoßen, so daß er beinahe umgerissen wurde.
Riggs stand da, die Waffe direkt auf Jackson gerichtet. Ehe er schießen konnte, hatte Jackson LuAnn vor sich gerissen. Seine Hand glitt nach unten.
»Nein, Matthew!« schrie LuAnn.
Riggs warf ihr einen blitzschnellen Blick zu. »LuAnn …«
LuAnn spürte es, ehe sie es sah, daß Jackson den Arm krümmte. Er schleuderte das Messer von unten, doch diese Technik war nicht weniger tödlich als ein Wurf aus dem Schultergelenk.
LuAnns Hand schoß vor und stieß mit Jacksons Unterarm zusammen. Im nächsten Moment stöhnte Riggs vor Schmerzen auf. Das Messer steckte in seinem Arm. Riggs stürzte zu Boden, umklammerte den Messergriff. LuAnn zog ihren Revolver und wirbelte herum, wollte auf Jackson zielen. Doch dieser riß sie an sich und warf sich gleichzeitig nach hinten.
LuAnns Schwung und Jacksons Sprung nach hinten riß beide von den Beinen; in einem Splitterregen brachen sie durch die Fensterscheibe und stürzten auf die Veranda. LuAnn prallte auf Jackson und versuchte, seine Handgelenke zu packen. Jeder spürte die Kraft des anderen, als sie von der Veranda fielen und den Kampf im dichten, rutschigen Gras fortführten.
Jackson hielt LuAnn am Hals, sie trat ihm zwischen die Beine. Ein Ellbogen LuAnns landete an Jacksons Kinn. Eng umschlungen kamen beide auf die Beine. Jeder suchte nach einem Vorteil. LuAnn bemerkte, daß Blut aus einer Wunde an Jacksons Hand strömte. Er mußte sich beim Sturz durchs Fenster geschnitten haben.
Er kann nicht mit voller Kraft
Weitere Kostenlose Bücher