Die Versuchung
ernsten, angespannten Mienen, die Waffen im Anschlag, schwärmten aus und bezogen vor und hinter dem Haus und der Scheune Stellung.
Masters ging zur Vordertür. Als niemand auf sein Klopfen reagierte, gab er einem seiner Leute ein Zeichen. Dann trat der bullige Agent kräftig gegen das Schloß. Die Tür flog auf und knallte innen gegen die Wand.
Nachdem die Männer das Haus sorgfältig durchsucht hatten, trafen sie in Riggs’ Büro zusammen. Masters setzte sich an den Schreibtisch und blätterte rasch die Papiere durch.
In seinen Augen leuchtete es auf, als er bestimmte Notizen entdeckte. Dann lehnte er sich zurück und las Riggs’ Aufzeichnungen über LuAnn Tyler und eine gewisse Catherine Savage.
Schließlich schaute Masters zu Berman auf. »Tyler verschwindet, und Catherine Savage taucht auf. Das ist die Tarnung.«
»Wir könnten bei den Flughäfen überprüfen, ob eine Catherine Savage vor zehn Jahren das Land verlassen hat«, schlug Berman vor.
Masters schüttelte den Kopf. »Das brauchen wir nicht. Es handelt sich um ein und dieselbe Person. Diese Tyler ist hier. Besorg mir Savages Adresse. Pronto! Und ruf ein paar Grundstücksmakler in der Gegend an, die teure Objekte verkaufen. Ich glaube nicht, daß unsere Prinzessin hier wieder im Wohnwagen lebt.«
Berman nickte, holte das Handy hervor und sprach mit den örtlichen FBI -Agenten, die sie hergebracht hatten.
Masters ließ den Blick durch Riggs’ Büro schweifen. Er fragte sich, wie Riggs in diese ganze Geschichte hineinpaßte. Er hatte es schön hier – ein friedliches neues Leben, eine neue Karriere, und noch viele Jahre vor sich. Aber jetzt?
Masters hatte an der Besprechung im Weißen Haus teilgenommen – mit dem Präsidenten, der Justizministerin und dem Direktor des FBI . Als Masters seine Theorie erläutert hatte, waren die Gesichter der hohen Damen und Herren sehr, sehr blaß geworden. Ein Skandal entsetzlichen Ausmaßes. Die staatliche Lotterie ein Betrug! Das amerikanische Volk würde der Meinung sein, die eigene Regierung hätte ihm das angetan. Was konnten die Leute auch anderes annehmen? Der Präsident hatte öffentlich seine Unterstützung für die Lotterie bekundet, hatte sogar in einem Fernseh-Werbespot Reklame dafür gemacht. Solange die Milliarden in die Staatskassen flossen und ein paar Glückspilze zu Millionären wurden, war ja auch alles bestens.
Doch das Prinzip der Lotterie war bereits mehrfach angegriffen worden. Die Vorwürfe gingen dahin, daß die Summen, die für die staatliche Fürsorge ausgegeben wurden, nicht die Schäden wettmachten, welche durch die Lotterie selbst verursacht würden: Familien zerbrachen, Spielsucht entstand, und arme Leute wurden noch ärmer, weil sie harte Arbeit und Fleiß für den unrealistischen Traum aufgaben, in der Lotterie zu gewinnen. Ein Kritiker hatte behauptet, es käme dem Versuch eines jungen Basketballamateurs gleich, statt in der Bezirksklasse sofort in der Bundesliga zu spielen. Trotz allem hatte die Lotterie sich als kugelsicher gegenüber diesen Attacken erwiesen.
Falls sich jedoch herausstellte, daß die Ziehung manipuliert war, würde dieser Schuß das ganze Gebilde zum Einsturz bringen. Dann käme eine ungeheure Lawine ins Rutschen, und jeder, angefangen mit dem Präsidenten, würde davon mitgerissen werden. Im Büro des Präsidenten hatte Masters diese Gedanken deutlich auf den Gesichtern der Anwesenden lesen können: beim FBI -Direktor, dem obersten Gesetzeshüter; bei der Justizministerin, der höchsten Juristin; und beim Präsidenten, der Nummer eins. Sie würde die Verantwortung treffen – mit vernichtender Wucht. Deshalb hatte man Masters genaue Anweisungen erteilt: Schaffen Sie LuAnn Tyler her. Ganz gleich, was es kostet oder welche Maßnahmen erforderlich sind.
Genau das wollte Masters jetzt tun.
»Wie fühlst du dich?«
Riggs stieg langsam ins Auto. Sein rechter Arm lag in einer Schlinge. »Na ja, die haben mir so viele Schmerztabletten gegeben, daß ich nicht sicher bin, ob ich überhaupt etwas fühle.«
LuAnn fuhr los und bog auf den Highway ein.
»Wohin fahren wir?« fragte Riggs.
»McDonald’s. Ich bin halb verhungert. Kann mich nicht erinnern, wann ich zum letztenmal einen Big Mac und Pommes gegessen habe. Wie wär’s damit?«
»Hört sich gut an.«
Sie hielten am Drive-In-Schalter einer McDonald’s-Filiale und bestellten Hamburger, Pommes und zwei Kaffee.
Sie aßen beim Weiterfahren. Riggs stürzte den Kaffee hinunter, wischte sich den Mund ab
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