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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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zudrücken, schoß es LuAnn durch den Kopf. Mit einem so plötzlichen Gewaltausbruch, daß selbst Jackson überrascht war, riß sie sich von ihm los, packte ihn am Gürtel und vorn am Hemd und schleuderte ihn mit dem Gesicht voran gegen die Seitenwand des Hauses, wo er zusammensank, kurzzeitig betäubt vom Aufprall.
    Ohne eine Sekunde zu verlieren und ohne überflüssige Bewegung sprang LuAnn auf seinen Rücken, packte mit beiden Händen sein Kinn und zog es nach hinten. Sie gab sich größte Mühe, ihm das Genick zu brechen. Jackson schrie vor Schmerz, als LuAnn immer kräftiger zog. Noch zwei Zentimeter, und er war ein toter Mann. Doch plötzlich rutschten ihre Hände ab, und sie fiel rücklings in die Glasscherben. Blitzschnell war sie wieder auf den Beinen, erstarrte jedoch, als sie nach unten schaute.
    Sie hielt Jacksons Gesicht in den Händen.
    Taumelnd rappelte Jackson sich auf. Für einen furchtbaren Moment starrten sie einander in die Augen. Zum erstenmal sah LuAnn in Jacksons wahres Gesicht.
    Jackson schaute auf ihre Hände. Er berührte sein Gesicht, spürte seine eigene Haut, sein eigenes Haar. Plötzlich ging sein Atem keuchend, stoßweise. Jetzt konnte sie ihn identifizieren. Jetzt mußte sie sterben.
    LuAnn hatte den gleichen Gedanken. Sie bückte sich im selben Moment nach dem Revolver, als Jackson sie wild attackierte. Beide rutschten aus, prallten auf die Veranda, glitten auf den feuchten Brettern in Richtung des Revolvers.
    »Laß sie los, du Bastard!« brüllte Riggs. LuAnn drehte sich um. Riggs stand totenbleich am Fenster. Sein Hemd war blutdurchtränkt. Er hielt die Waffe in den zitternden Händen. Mit beneidenswerter Schnelligkeit sprang Jackson über das Geländer. Riggs feuerte einen Sekundenbruchteil zu spät. Statt in Jacksons Körper schlugen die Kugeln in die Veranda.
    »Scheiße!« stöhnte Riggs und fiel auf die Knie. LuAnn konnte ihn nicht mehr sehen.
    »Matthew!« Sie sprang zum Fenster. Inzwischen war Jackson im Wald verschwunden.
    LuAnn stürmte durch die Tür und riß sich dabei die Jacke herunter. In der nächsten Sekunde war sie bei Riggs. »Nicht rausziehen, Matthew!« Mit den Zähnen riß sie den Jackenärmel in Streifen. Dann riß sie Riggs’ Hemdsärmel auf und legte die Wunde frei, in der Jacksons Messer steckte. Zuerst versuchte sie, die Blutung aufzuhalten, indem sie den Arm abband, doch es gelang ihr nicht. Dann drückte sie einen Finger auf eine bestimmte Stelle in Riggs’ Achselhöhle, und der Blutstrom versiegte.
    So behutsam wie möglich zog LuAnn das Messer heraus, während Riggs’ Finger sich in ihren Arm krallten. Vor Schmerz biß er sich beinahe die Lippe durch. Schließlich warf LuAnn die Klinge auf den Boden.
    »Drück genau hier, Matthew, aber nicht zu fest. Ein bißchen Blut muß fließen können.« Sie führte seine Finger zu dem Druckpunkt unter dem Arm.
    »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten im Auto. Ich werde dich verbinden, so gut es geht. Dann müssen wir dich zu einem Arzt bringen.«
    LuAnn hob ihren Revolver auf, der noch auf der Veranda lag. Dann hakte sie Riggs unter. Sie gingen zum BMW, wo LuAnn ihn behutsam auf den Beifahrersitz bugsierte. Sie säuberte und verband Riggs’ Wunde. Als LuAnn das letzte Stück Klebeband mit den Zähnen abgerissen und auf die Mullbinde geklebt hatte, schaute Riggs sie an. »Wo hast du das gelernt?«
    LuAnn grinste. »Weißt du, ich habe das erste Mal einen Arzt gesehen, als Lisa geboren wurde. Und das auch nur für zwanzig Minuten. Wenn du am Arsch der Welt lebst und kein Geld hast, mußt du so etwas lernen, wenn du überleben willst.«
    Als sie zu einem ärztlichen Notdienst-Zentrum an der Route 29 gelangten, wollte LuAnn aussteigen, um Riggs zu helfen. Er hielt sie zurück.
    »Hör zu, ich glaube, es ist besser, wenn ich allein reingehe. Ich war schon mal hier. Die Leute kennen mich. In meinem Job verletzt man sich oft. Ich sage ihnen einfach, ich bin ausgerutscht und hab’ mich mit dem Jagdmesser in den Arm gestochen.«
    »Möchtest du wirklich allein gehen?«
    »Ja. Ich glaube, ich habe dir schon genug Scherereien bereitet.«
    Er stieg mühsam aus.
    »Ich bin hier, wenn du rauskommst. Ich versprech’s«, sagte LuAnn.
    Riggs lächelte gequält, hielt sich den verletzten Arm und verschwand in der Notdienst-Station.
    LuAnn parkte den BMW so, daß sie jeden sehen konnte, der hineinging. Sie betätigte die Türverriegelung und fluchte leise vor sich hin. Riggs war ihr zu Hilfe gekommen; daraus konnte sie ihm kaum

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