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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einen Vorwurf machen. Aber, verdammt noch mal, sie hatte Jackson gerade davon überzeugt, daß alles zum Besten stünde. Noch eine Minute länger, und sie wären weg gewesen. O Gott, so verdammt knapp!
    Sie ließ sich in den Sitz sinken. Es wäre vielleicht möglich gewesen, Jackson gegenüber eine Erklärung für Riggs’ plötzliches Auftauchen mit der Waffe zu finden: Riggs war um ihre Sicherheit besorgt gewesen und ihr gefolgt, weil er gedacht hatte, sie würde sich vielleicht mit Donovan treffen. Doch Riggs hatte noch etwas getan, und das konnte LuAnn nicht als harmlos hinstellen.
    Riggs hatte sie in Jacksons Beisein LuAnn genannt. Dieses eine Wort hatte alles zerstört. Jackson hatte es gehört – todsicher. Und damit wußte er jetzt, daß sie ihn belogen hatte, was Riggs betraf.
    LuAnn gab sich keinen Illusionen hin, wie ihre Bestrafung aussah. Noch vor einer halben Stunde war sie so voller Hoffnung gewesen. Jetzt war alles vorbei.
    Sie blickte auf den Beifahrersitz und sah die weiße Karte. Donovans Visitenkarte. Sie las die Telefonnummer. Nach kurzem Nachdenken griff sie zum Hörer. Als sich nur der Anrufbeantworter meldete, fluchte sie. Dann aber hinterließ sie eine längere Nachricht. Sie berichtete Donovan alles, was geschehen war. Sie beschwor ihn nochmals, unterzutauchen, und versprach ihm, für alles zu bezahlen. Donovan war ein aufrechter Mensch, ein lauterer Mann, der nach der Wahrheit suchte. LuAnn wollte nicht, daß er starb. Sie wollte nicht, daß irgend jemand ihretwegen starb. Sie hoffte inständig, daß Donovan noch lebte und ihre Nachricht bekam.

    Jackson drückte das Tuch gegen die Handfläche, die er sich beim Sturz durch die Scheibe böse zerschnitten hatte. Zur Hölle mit diesem Weibsstück, dachte er zornig. Hätte dieses Flittchen meinen Arm nicht eine Millisekunde zu früh zur Seite geschlagen, als ich das Messer geschleudert habe, wäre Riggs jetzt ein toter Mann.
    Behutsam betastete er sein Gesicht. Er fühlte eine kleine Beule, die er einem der Schläge LuAnns verdankte. Jetzt hatte er ihre wahre Kraft kennengelernt. Er mußte zugeben, daß sie die seine übertraf. Wer hätte das gedacht? Keiner dieser durchgestylten Muskelprotze verfügte über eine solche gottgegebene Kraft. Eine Kraft, wie kein Fitneß-Studio sie hervorbringen konnte – eine seltsame Verbindung innerer und äußerer Energie, die sich bei Bedarf in präzisen, wenngleich spontanen Ausbrüchen entlud. Man konnte diese Kraft nicht messen oder einschätzen. Denn wer sie besaß, setzte sie je nach Situation blitzartig frei, paßte sie dabei den Erfordernissen an und behielt soviel in Reserve, daß jeglicher Mißerfolg ausgeschlossen war. Entweder man besaß diese besondere Kraft oder nicht.
    LuAnn Tyler besaß sie. Das stand fest. Und das würde Jackson niemals vergessen. Nie wieder würde er versuchen, sie auf diese Weise zu besiegen. Das nächste Mal würde er sich wie immer den Gegebenheiten anpassen und einen anderen Weg finden. Und der Einsatz war so hoch wie nie zuvor – aus einem besonderen Grund.
    Die Ironie an der Sache war, daß er LuAnn geglaubt hatte. Er war tatsächlich bereit gewesen, sie laufen zu lassen. Doch sie hatte Riggs ins Vertrauen gezogen; das stand nun fest. Riggs kannte ihren richtigen Namen. Kaum etwas brachte Jackson dermaßen in Rage wie Treuebrüche seiner eigenen Leute. Illoyalität durfte und konnte nicht geduldet werden. Und wenn LuAnn ihn belogen hatte, was Riggs betraf, galt das wahrscheinlich auch für ihr Gespräch mit Donovan. Jackson mußte davon ausgehen, daß der Tribune-Reporter der Wahrheit immer näher kam.
    Deshalb mußte auch Donovan beseitigt werden.
    Alle diese Gedanken gingen Jackson durch den Kopf, als sein Handy läutete. Er nahm den Anruf entgegen, hörte zu, stellte mehrere Fragen und erteilte klare Anweisungen.
    Nachdem das Gespräch beendet war, lag tiefe Genugtuung auf Jacksons Gesicht. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: Seine Falle war soeben zugeschnappt.

KAPITEL 47

    Der Bell-Ranger-Hubschrauber landete auf einer Wiese, auf der drei schwarze Limousinen mit Regierungskennzeichen warteten. George Masters stieg aus dem Helikopter, gefolgt von Lou Berman, einem anderen FBI -Mann. Sie setzten sich in einen der Wagen und fuhren los. Riggs hatte die Reaktionsschnelligkeit der Washingtoner Agenten erheblich unterschätzt.
    Zwanzig Minuten später fuhr die Prozession über den Kiesweg zu Riggs’ Haus und hielt. Autotüren flogen auf, und Männer mit

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