Die Versuchung
und strich mit dem gesunden Arm nervös über das Armaturenbrett. »Sag schon – wie schlimm hab’ ich dir alles vermasselt?«
»Ich gebe dir keine Schuld, Matthew.«
»Ich weiß.« Er schlug auf den Sitz. »Ich dachte, du würdest in eine Falle laufen.«
LuAnn starrte ihn an. »Wieso?«
Riggs schaute lange aus dem Fenster, ehe er antwortete. »Du warst gerade weggefahren, als ich einen Anruf erhielt.«
»Von wem? Und was hatte der Anruf mit mir zu tun?«
Er seufzte tief. »Na ja, fangen wir mal damit an, daß ich gar nicht Matthew Riggs heiße. Das war zwar mein Name
in den letzten fünf Jahren, aber es ist nicht mein richtiger Name.«
»Dann brauchen wir uns zumindest in diesem Punkt keine gegenseitigen Vorwürfe zu machen.«
Riggs lächelte gequält. »Daniel Buckman.« Er streckte ihr die Hand hin. »Meine Freunde nennen mich Dan.«
LuAnn beachtete die dargebotene Hand nicht. »Für mich bist und bleibst du Matthew. Wissen deine Freunde auch, daß du aktenmäßig tot bist und unter das Zeugenschutzprogramm fällst?«
Langsam zog Riggs die Hand zurück.
LuAnn warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Ich habe dir doch gesagt, Jackson ist nichts unmöglich. Ich wünschte, du würdest mir endlich glauben.«
»Ich hab’ mir gleich gedacht, daß dieser Kerl den FBI -Computer angezapft hat. Deshalb bin ich dir ja auch gefolgt. Wenn Jackson über mich Bescheid wußte, war nicht vorauszusehen, wie er reagieren würde. Ich hatte Angst, er würde dich umbringen.«
»Damit muß man bei diesem Mann immer rechnen.«
»Ich habe ihn genau gesehen.«
In LuAnn stieg Verzweiflung auf. »Das war doch nicht sein wahres Gesicht. Verdammt, es ist nie sein wahres Gesicht!« Sie dachte an die Gummihaut, die sie in den Händen gehalten hatte. Sie hatte sein richtiges Gesicht gesehen. Sein wahres Gesicht. Ihr war klar, was das bedeutete. Jetzt würde Jackson alles in seiner Macht Stehende tun, um sie zu töten.
Nervös rutschten ihre Hände über das Lenkrad. »Jackson hat gesagt, du wärst ein Krimineller. Was hast du verbrochen?«
»Glaubst du eigentlich alles, was dieser Jackson dir erzählt? Falls du es noch nicht gemerkt hast: Der Kerl ist ein Psychopath. Ich habe nicht mehr in solche Augen geschaut, seit man Ted Bundy hingerichtet hat.«
»Willst du damit sagen, du stehst gar nicht unter dem Zeugenschutzprogramm?«
»Nein, das will ich nicht damit sagen. Aber das Programm gilt nicht nur für schwere Jungs.«
Verwirrt schaute sie ihn an. »Was heißt das?«
»Glaubst du etwa, Verbrecher können zum Telefon greifen und sich Informationen beschaffen, wie ich sie über dich bekommen habe?«
»Keine Ahnung. Warum sollten sie das nicht können?«
»Halt an.«
»Was?«
»Halt den verdammten Wagen an.«
LuAnn bog auf einen Parkplatz ab und stoppte.
Riggs beugte sich zu ihr und holte das Abhörgerät unter LuAnns Sitz hervor. »Ich sagte dir doch, daß ich eine Wanze in deinem Wagen versteckt habe.« Er hob die winzige, komplizierte Apparatur hoch. »Schwerverbrechern gibt man keine solchen High-Tech-Geräte, das kannst du mir glauben.«
LuAnn schaute ihn mit großen Augen an.
Riggs holte tief Luft. »Bis vor fünf Jahren war ich Spezialagent beim FBI . Ein ganz spezieller Spezialagent, würde ich sagen. Ich habe mich in Verbrecherorganisationen eingeschleust, die in Mexiko und an der texanischen Grenze tätig waren. Die Kerle hatten die Finger in jedem dreckigen Geschäft. Erpressung, Drogenhandel, Auftragsmord – alles, was du dir vorstellen kannst. Ich habe mit diesem Abschaum ein Jahr lang gelebt und geatmet. Als wir das Syndikat gesprengt hatten, habe ich als Kronzeuge für die Anklage ausgesagt. Wir haben die gesamte Organisation zerschlagen und mehrere Burschen lebenslang hinter Gitter geschickt. Aber die mächtigen Bosse, die Drahtzieher in Kolumbien, fanden es gar nicht lustig, daß ich ihnen einen jährlichen Gewinn von ungefähr vierhundert Millionen Dollar aus dem Drogenhandel versaut hatte. Ich wußte, daß sie hinter mir her sein würden wie der Teufel hinter der Seele. Deshalb bat ich darum, von der Bildfläche verschwinden zu dürfen.«
»Und?«
»Und das FBI hat abgelehnt. Mit der Begründung, ich sei im Außeneinsatz zu wertvoll und erfahren. Immerhin war man so freundlich, mich in einer anderen Stadt einzusetzen, in einem anderen Job. Schreibtischarbeit.«
»Also gab es nie eine Ehefrau. Das alles war Lüge.«
Riggs rieb sich den verletzten Arm. »Nein, ich war verheiratet. Vor meinem
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