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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Umzug. Sie hieß Julie.«
    »Hieß?« fragte LuAnn leise.
    Langsam schüttelte Riggs den Kopf und trank einen Schluck Kaffee. Der Dampf des heißen Getränks kondensierte auf dem Fensterglas, und Riggs malte mit dem Finger seine Initialen »D« und »B« – Dan Buckman – so sorgfältig auf die beschlagene Scheibe, als würde er es zum erstenmal tun. »Ein Hinterhalt am Pazific Coast Highway. Der Wagen ist mit ungefähr hundert Einschußlöchern über die Klippen gerast. Julie kam bei der Schießerei ums Leben. Ich hab’ zwei Kugeln abbekommen, aber keine hatte ein lebenswichtiges Organ getroffen. Ich wurde aus dem Wagen geschleudert und landete auf einem Felsvorsprung. Von daher stammen die Narben, die du gesehen hast.«
    »O Gott. Das tut mir leid, Matthew.«
    »Kerle wie ich sollten wohl nie heiraten. Eigentlich hatte ich’s auch gar nicht vor. Es ist einfach … so gekommen. Du weißt schon. Man verliebt sich und will heiraten. Und dann hofft man, daß irgendwie doch alles gutgeht. Die Dinge, von denen du weißt, daß sie irgendwann passieren und alles zerstören werden, verdrängst du einfach. Hätte ich damals meinen Verstand gebraucht, statt meinen Gefühlen nachzugeben, würde Julie heute noch leben und Erstkläßler unterrichten.« Er blickte auf seine Hände. »Jedenfalls … damals beschlossen die hohen Tiere beim FBI , daß ich vielleicht doch aus dem aktiven Dienst ausscheiden und meine Identität ändern sollte. Offiziell bin ich bei dem Hinterhalt ums Leben gekommen. Julie liegt jetzt in Pasadena zwei Meter unter der Erde, und ich bin heute ein kleiner Bauunternehmer im idyllischen, sicheren Charlottesville.« Er trank den Kaffee aus. »Zumindest war es bisher sicher.«
    LuAnn streckte den Arm aus und nahm seine Hand.
    Riggs erwiderte den Druck ihrer Finger. »Es ist schwer, so viele Jahre seines Lebens auszulöschen. Man bemüht sich, nicht mehr daran zu denken. Man versucht, die Menschen und Orte und die Dinge zu vergessen, die so lange wichtig für einen waren. Ständig hat man Angst vor einem Ausrutscher.« Er blickte sie an. »Es ist verdammt hart«, sagte er müde.
    Sie strich ihm liebevoll übers Gesicht. »Ich wußte nicht, wieviel wir gemeinsam haben.«
    »Da ist noch mehr.« Er hielt inne, und für einen Moment schauten sie sich tief in die Augen. »Seit Julies Tod habe ich mit keiner Frau mehr geschlafen.«
    Sie küßten sich langsam, zärtlich.
    »Bis heute morgen«, sagte Riggs mit dem Anflug eines Lächelns. »Ich hatte im Laufe der Jahre oft die Gelegenheit, mit Frauen ins Bett zu gehen. Aber es hätte mir nichts gegeben.« Leise fügte er hinzu: »Bis du gekommen bist.«
    Sie zog mit dem Zeigefinger die Konturen seines Kinns nach, dann die Lippen. »Ich hatte auch solche Gelegenheiten«, sagte sie. Wieder küßten sie sich, umarmten sich, hielten sich eng umschlungen – wie zwei Menschen, die nach einer langen, einsamen Nacht endlich ein Licht im Dunkeln erblickten. Mehrere Minuten hielten sie sich so fest, wiegten sich sanft in den Armen.
    Als sie sich schließlich voneinander lösten, ließ Riggs den Blick über den Parkplatz schweifen, konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt.
    »Laß uns zu dir fahren. Du packst ein paar Sachen zum Anziehen zusammen und was du sonst noch brauchst. Dann fahren wir zu mir, und ich packe ebenfalls das Nötigste. Außerdem habe ich die Notizen, die ich bei meinen Telefonaten über dich gemacht habe, auf dem Schreibtisch liegen lassen. Ich will keine Spuren hinterlassen. Ungefähr vier Meilen nördlich gibt es ein Motel am Highway 29.«
    »Das ist ein Anfang.«
    »Und was wird Jackson deiner Meinung nach jetzt tun?«
    »Er weiß, daß ich ihn belogen habe, was dich angeht. Also muß er annehmen, daß ich ihn auch über Donovan angelogen habe. Ich möchte auf keinen Fall, daß die Wahrheit herauskommt – aber genau das will Donovan. Also wird Jackson erst hinter ihm her sein, bevor er Jagd auf mich macht. Ich habe Donovan angerufen und ihm eine Warnung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »He, das ist ja wirklich ermutigend! Nur Nummer zwei auf Mister Psychos Abschußliste«, sagte Riggs und tippte mit der Hand an den Revolver in der Tasche.
    Kurz darauf bogen sie auf die Privatstraße zu Wicken’s Hunt ein. Die Villa war dunkel. LuAnn parkte vor dem Eingang, stieg mit Riggs aus und gab den Sicherheitscode ein. Die Tür öffnete sich, und sie traten ins Haus.
    Riggs saß wachsam auf dem Bett, während LuAnn ein paar Sachen in eine

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