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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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passiert. Aber denken Sie an Riggs’ Frau. Manchmal sterben auch Unschuldige.«
    »LuAnn Tyler dürfte alles andere als unschuldig sein«, sagte der Direktor.
    »Das stimmt«, pflichtete Masters ihm bei. »Und wenn Riggs sich mit ihr verbündet und nicht mit uns … nun, dann muß er eben die Konsequenzen tragen, wie immer sie aussehen mögen.«
    Alle schauten sich an. Niemand fühlte sich wohl in seiner Haut. Unter normalen Umständen hätte keiner von ihnen so etwas auch nur im entferntesten in Betracht gezogen. Sie hatten ihr Leben der Aufgabe gewidmet, Verbrecher zu fassen und dafür zu sorgen, daß sie ihrer Taten wegen vor Gericht gestellt und nach Recht und Gesetz verurteilt wurden. Nun aber beteten sie stumm, daß diesmal nicht die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen möge, sondern daß statt dessen mehrere Menschen starben, ehe ein Richter oder Geschworene zu hören bekamen, was diese Menschen vorzubringen hatten. Ein Gedanke, der alle Anwesenden frösteln ließ. Doch im vorliegenden Fall ging es um weit mehr als um die Jagd auf einen Verbrecher. Diesmal war die Wahrheit viel gefährlicher als die Täter.
    »Ganz gleich, wie die Konsequenzen aussehen«, wiederholte der Direktor.

KAPITEL 50

    Riggs ging die Straße hinunter und schaute auf die Uhr. Das Uhrgehäuse war zugleich ein äußerst kompliziertes Aufzeichnungsgerät, und die winzigen Löcher im Lederarmband waren Mini-Lautsprecher. Am Vortag hatte Riggs einige Zeit in einem bekannten »Spion-Laden« verbracht, vier Querstraßen vom FBI -Gebäude entfernt. Die Technologie hatte sich, wie er feststellen mußte, in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Er hatte sichergehen wollen, daß er eine Aufzeichnung seiner Absprache mit dem FBI und der Regierung besaß – nicht nur in seinem Gedächtnis, sondern auch auf Band. Bei solchen Operationen durfte er keinem Menschen zu sehr trauen, ganz gleich, auf welcher Seite er stand.
    Die Regierung konnte nicht zulassen, daß die Wahrheit ans Licht kam; das wußte Riggs. Im vorliegenden Fall war es ebenso schlimm, den Verbrecher lebend in die Hände zu bekommen, als ihn überhaupt nicht zu fassen – vielleicht sogar noch schlimmer. Und jeder, der die Wahrheit kannte, war ernsthaft in Gefahr, nicht nur durch Jackson.
    Riggs wußte, das FBI würde niemals absichtlich einen Unschuldigen über den Haufen schießen, doch er wußte ebensogut, daß das FBI LuAnn wohl kaum für unschuldig hielt. Und da Riggs ihr seine Unterstützung gewährte, warf man ihn gemeinsam mit LuAnn in einen Topf und betrachtete ihn als Feind. Sollte es zum Schluß heiß hergehen und sollte LuAnn sich dann in der Nähe Jacksons aufhalten, würden die FBI -Agenten bestimmt nicht allzu sehr darauf achten, wen die Schüsse trafen.
    Und Jackson war nicht der Mann, der sich einfach abknallen ließ. Er würde sein Leben so teuer verkaufen, wie er nur konnte. Das hatte Riggs in den Augen des Mannes gesehen, damals, im Cottage. Jackson hatte nicht die geringste Achtung vor dem Leben. Für ihn war ein Mensch lediglich ein Gegenstand, den man benutzen oder eliminieren konnte, je nachdem, wie die Umstände es erforderten. Als verdeckter Ermittler hatte Riggs jahrelang mit solchen Leuten zu tun gehabt.
    Das FBI würde den Mann eher töten als lebend festnehmen, um ihn vor Gericht zu stellen. Und Riggs war sich völlig im klaren darüber, daß die Regierung keinen triftigen Grund hatte, Jackson vor Gericht zu bringen – aber viele Gründe, es nicht zu tun.
    Riggs’ Aufgabe bestand also darin, Jackson aufzuscheuchen. Was das FBI dann mit dem Kerl anstellte, war ihm egal. Falls sie Jackson mit Blei vollpumpen wollten, würde er gern dabei helfen. Aber er würde sein Möglichstes tun, LuAnn von dem Mann fern und aus der Schußlinie zu halten. Sie durfte nicht ins Kreuzfeuer geraten. So etwas hatte Riggs schon früher einmal schmerzlich erlebt. Eine solche Geschichte durfte sich nicht wiederholen.
    Riggs machte sich nicht die Mühe, über die Schulter zu schauen. Er wußte, daß er beschattet wurde. Masters hatte mit Sicherheit die Observierung angeordnet, ungeachtet seiner gegenteiligen Beteuerungen. An seiner Stelle hätte Riggs dasselbe getan. Jetzt mußte er die Verfolger abschütteln, ehe er sich mit LuAnn traf. Er lächelte. Es war wie in den alten Zeiten.

    Während Riggs mit dem FBI verhandelt hatte, war LuAnn zu einem öffentlichen Telefon gefahren und hatte eine bestimmte Nummer gewählt. Es klingelte mehrmals. LuAnn glaubte schon, daß niemand

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