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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Messer abgelenkt zu werden, das sich in seinen Arm bohrte.
    Riggs und Charlie ließen LuAnn nicht aus den Augen, als sie telefonierte. Sie gab die Nummer des Handys durch. Dann schaltete sie das Gerät aus und wartete. Immer noch schaute sie die beiden Männer nicht an. Keine drei Minuten später klingelte das Telefon.
    Ehe LuAnn etwas sagen konnte, sprach Jackson bereits. »Falls Sie gerade in einem Polizeirevier sitzen, möchte ich Ihnen sagen, daß an meinem Telefon ein Gerät angeschlossen ist, das sofort anzeigt, wenn ein Anruf zurückverfolgt wird. Nach fünf Sekunden weiß ich Bescheid. Und dann werde ich sofort auflegen und Ihrer Tochter die Kehle durchschneiden.«
    »Ich bin nicht bei der Polizei, und ich verfolge auch Ihren Anruf nicht zurück.«
    Fünf Sekunden sagte Jackson nichts. LuAnn sah ihn direkt vor sich, wie er auf das Gerät starrte. Vielleicht hoffte er, daß sie ihn belog. »Ich gratuliere Ihnen, daß Sie das Nächstliegende vermieden haben«, sagte er freundlich.
    »Wann und wo?« fragte LuAnn.
    »Keine Begrüßung? Kein gemütliches Plaudern? Wo bleiben Ihre guten Manieren? Ist die Prinzessin, die für so viel Geld herangezüchtet wurde, plötzlich wieder zum Aschenputtel geworden? Wie eine Blume ohne Wasser? Ohne Sonnenschein?«
    »Ich möchte mit Lisa sprechen. Sofort.«
    »Tut mir leid wegen Onkel Charlie«, sagte Jackson. Er saß in der Dunkelheit auf dem Fußboden und hielt sich das Telefon dicht an den Mund. Er redete langsam und so ungezwungen, wie er nur konnte. Er wollte, daß LuAnns Angst ständig wuchs. Er wollte sie spüren lassen, daß er die völlige Kontrolle über die Situation besaß. Er wollte, daß sie gehorsam und unterwürfig angekrochen kam, wenn der Zeitpunkt da war, um ihre Bestrafung zu empfangen. Er wollte, daß sie ihrem Henker schwach und zitternd entgegentrat.
    Jackson wissen zu lassen, daß Charlie direkt hinter ihr saß und den sehnlichen Wunsch hatte, ihm den Hals umzudrehen, kam für LuAnn überhaupt nicht in Frage. »Ich will mit Lisa sprechen.«
    »Wie können Sie so sicher sein, daß ich sie nicht bereits getötet habe?«
    »Was?«
    »Sie können mit ihr sprechen, aber woher wissen Sie, ob nicht ich es bin und mit verstellter Stimme rede? ›Mom, Mom‹, könnte ich sagen. ›Komm und hilf mir.‹ Das könnte ich sagen, ohne daß Sie einen Unterschied bemerken. Wenn Sie mit Lisa reden wollen – in Ordnung. Aber ein Beweis ist es nicht.«
    »Scheißkerl!«
    »Möchten Sie immer noch mit ihr sprechen?«
    »Ja«, sagte LuAnn.
    »Wo bleiben Ihre Manieren, meine Liebe? Ja – und?«
    LuAnn zögerte einen Augenblick; dann holte sie tief Luft und bemühte sich, nicht die Nerven zu verlieren, sondern ruhig zu bleiben. »Ja, bitte.«
    »Einen Moment. Wo habe ich das Kind bloß hingebracht?«
    Riggs versuchte mitzuhören. Wütend stieg LuAnn aus dem Wagen. Verzweifelt bemühte sie sich, irgendwelche Hintergrundgeräusche zu hören.
    »Mom? Mom, bist du das?«
    »Schätzchen, Baby, ja, hier ist Mom. O Gott, Liebling, es tut mir so leid.«
    »Oh, Verzeihung, LuAnn, das bin immer noch ich«, sagte Jackson. »›Mom, Mom, bist du das?‹« Wieder ahmte er Lisas Stimme perfekt nach.
    LuAnn war dermaßen fassungslos, daß sie kein Wort hervorbrachte.
    Dann hörte sie wieder Jacksons echte Stimme. Sein Tonfall schmerzte ihr im Ohr, so eindringlich sprach er. »Ich lasse Sie jetzt mit ihr reden, wirklich mit ihr. Sie können Ihr gefühlvolles Mutter-Tochter-Gespräch führen. Aber danach werde ich Ihnen genau sagen, was Sie zu tun haben. Sollten Sie auch nur um einen Hauch von meinen Anweisungen abweichen …«
    Er beendet den Satz nicht. Das war auch nicht nötig. Beide schwiegen und lauschten auf den Atem des anderen. Zwei Züge, die außer Kontrolle gerieten und jeden Moment in der drahtlosen Leere zwischen den Telefonen aufeinanderprallen würden.
    LuAnn gab sich größte Mühe, den Luftstrom zurückzuhalten, der gegen ihre Kehle drückte. Sie wußte, was Jackson tat. Was er ihr antat. Aber sie wußte auch, daß sie nichts dagegen unternehmen konnte. Zumindest nicht jetzt.
    »Haben Sie verstanden?«
    »Ja.« Kaum hatte LuAnn das Wort ausgesprochen, hörte sie es. Sie hörte ein Geräusch im Hintergrund, das sie dazu brachte, zu lächeln und zugleich die Stirn zu runzeln. Sie schaute auf die Uhr. Es war fünf. Ihr Lächeln wurde stärker. In ihren Augen blitzte es. Es war ein Funken Hoffnung.
    In der nächsten Minute sprach sie mit Lisa. Schnell stellte sie ihr Fragen,

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