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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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rutschten heraus. LuAnn stockte das Herz. Sie beugte sich nieder, um die Papiere mit der freien Hand aufzuheben, wobei sie gleichzeitig den unbeholfenen Versuch unternahm, Lisa in ihrem Babytäschchen im Gleichgewicht zu halten. Plötzlich starrte LuAnn auf ein Paar schwarze Schuhe. Der Polizist beugte sich vor und musterte LuAnn von Kopf bis Fuß. In einer Hand hielt er das Foto von ihr. Für einen Augenblick erstarrte LuAnn zur Regungslosigkeit, als die aufmerksamen dunklen Augen des Mannes sich auf ihr Gesicht hefteten und ihre Blicke sich trafen.
    Plötzlich lächelte der Polizeibeamte freundlich. »Warten Sie, ich helfe Ihnen, Ma’am. Ich habe selbst Kinder. Ist immer ein Problem, mit Kindern zu reisen, nicht wahr?«
    Er hob die Papiere auf, schob sie ins Päckchen und reichte es LuAnn. Sie bedankte sich bei ihm. Der Polizist tippte an die Mütze und ging weiter.
    LuAnn war sicher, hätte sie sich in diesem Augenblick geschnitten, wäre kein Tropfen Blut geflossen. In ihrem Inneren war alles kalt und starr.
    Da die Erste-Klasse-Passagiere nach Belieben an Bord der Maschine gehen konnten, nahm LuAnn sich noch ein wenig Zeit und schaute sich um, doch ihre Hoffnungen schwanden rasch. Inzwischen war klar, daß Charlie nicht kam. Schließlich ging sie durch die Schleuse zur Maschine, wo sie an der Eingangstür von der Flugbegleiterin freundlich begrüßt wurde, während sie staunend den riesigen Innenraum der Boeing 747 betrachtete.
    »Hier entlang, bitte, Miss Savage. Was für ein süßes kleines Mädchen.« Die Flugbegleiterin stieg mit LuAnn eine Wendeltreppe hinauf und führte sie an ihren Platz. LuAnn stellte Lisa in ihrer Babytasche auf den Sitz neben ihr und nahm vom Erste-Klasse-Steward ein Glas Wein entgegen. Wieder ließ sie den Blick ehrfürchtig durch das riesige Innere schweifen und sah, daß jeder Sitz über einen eingebauten Fernseher und ein Telefon verfügte. LuAnn war noch nie an Bord eines Flugzeugs gewesen, und es war geradezu berauschend, diese neue Erfahrung zu machen.
    LuAnn stellte fest, daß es rasch dunkler wurde, als sie aus dem Fenster schaute. Lisa gab sich im Moment damit zufrieden, ihre nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen, und LuAnn nutzte die Zeit, am Wein zu nippen und ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Sie atmete mehrmals tief durch; dann betrachtete sie eine Reihe weiterer Fluggäste, als diese die Erste Klasse betraten. Einige waren älter und teuer gekleidet, andere trugen Geschäftsanzüge, ein junger Mann lediglich Jeans und ein Sweatshirt. LuAnn glaubte in ihm das Mitglied einer berühmten Rockband zu erkennen.
    Sie ließ sich in den Sitz sinken und zuckte leicht zusammen, als die Schleuse sich von Rumpf der Maschine löste und ein Ruck durch das Flugzeug ging. Die Flugbegleiter erklärten den Passagieren routinemäßig die Notfallmaßnahmen, und binnen zehn Minuten rollte die riesige Maschine zur Startbahn.
    LuAnn krampfte die Hände in die Sitzlehnen und preßte die Zähne zusammen, als die Triebwerke aufheulten und die 747 ruckend und schwankend beschleunigte. Sie wagte es nicht, aus dem Fenster zu schauen. O Gott, was hatte sie getan! Schützend warf sie einen Arm um Lisa, die sehr viel gelassener zu sein schien als ihre Mutter. Dann hob die Maschine anmutig von der Rollbahn ab und stieg sanft in die Höhe. Das Rucken und Schlingern endete abrupt. LuAnn hatte das Gefühl, in einer riesigen Seifenblase in den Himmel zu schweben. Ein Bild erschien und verharrte vor ihrem geistigen Auge: eine Prinzessin auf einem Zauberteppich.
    LuAnns verkrampfte Hände lösten sich von den Sitzlehnen, und sie atmete durch. Dann schaute sie aus dem Fenster, hinunter auf die funkelnden Lichter der Stadt und das Land, das sie verließ. Für immer, wie Jackson erklärt hatte. Sie hob die Hand, winkte am Fenster symbolisch zum Abschied und ließ sich wieder in den Sitz sinken.
    Zwanzig Minuten später hatte LuAnn die Kopfhörer aufgesetzt und wiegte zu den Klängen klassischer Musik sanft den Kopf. Als eine Hand sich auf ihre Schulter legte, schoß sie vor Schreck im Sitz empor. Gedämpft drang Charlies Stimme zu ihr hinunter. LuAnn schaute hoch. Er trug den Hut, den sie ihm geschenkt hatte. Sein Lächeln war strahlend und aufrichtig, doch in seiner Körpersprache und den unruhig zuckenden Lidern lag unverkennbar Nervosität. LuAnn nahm die Kopfhörer ab.
    »Du meine Güte«, flüsterte Charlie. »Wenn ich Lisa nicht gesehen hätte, wäre ich glatt an Ihnen vorbeigegangen. Was, zum

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