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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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das Trio – und schaute sofort wieder weg. LuAnn hatte das Fahndungsbild gesehen, das einer der Männer in der Hand hielt. Er war ein Foto von ihr, das man zweifellos während der Pressekonferenz aufgenommen hatte. LuAnn erstarrte, als sie plötzlich spürte, wie Jackson ihre Hand nahm und sie ermutigend drückte. »Das sind FBI -Agenten«, sagte er. »Aber denken Sie daran, daß Sie nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit der Frau auf dem Foto haben. Es ist, als wären Sie unsichtbar.« In Jacksons Stimme lagen so viel Gelassenheit und Zuversicht, daß LuAnns Ängste schwanden.
    Jackson setzte sich wieder in Bewegung. »Ihre Maschine geht in zwanzig Minuten. Folgen Sie mir.« Unbehelligt gingen sie an den Sicherheitsbeamten vorüber bis zum Flugsteig und setzten sich auf eine der Bänke im Wartebereich.
    »Hier.« Zusammen mit dem Paß reichte Jackson LuAnn ein kleines Päckchen. »Darin sind Bargeld, Kreditkarten und ein internationaler Führerschein, alles auf Ihren neuen Namen ausgestellt. Im Führerschein ist ein Foto mit Ihrem neuen Äußeren.« Er beugte sich vor und nahm sich einen Moment Zeit, mit LuAnns Haar zu spielen und ihr Gesicht zu betrachten, doch ohne jedes Gefühl, sondern völlig kühl, mit beinahe wissenschaftlichem Interesse.
    Als er sich wieder zurücklehnte, lag Zufriedenheit in seiner Miene. Dann nahm er ihre Hand und klopfte ihr sogar leicht auf die Schulter. »Viel Glück. Falls Sie mal in irgendwelche Schwierigkeiten geraten, können Sie mich jederzeit anrufen. Hier ist eine Nummer, unter der Sie mich Tag und Nacht erreichen können, wo immer Sie auch sein mögen. Sollten sich aber keine Probleme ergeben, werden wir nie wieder miteinander reden und uns nie wieder sehen.« Er reichte ihr die Karte mit der Rufnummer.
    »Möchten Sie mir denn gar nichts mehr sagen, LuAnn?« Jackson lächelte freundlich.
    Sie schaute ihn neugierig an und schüttelte den Kopf. »Ich wüßte nicht was.«
    »Wie wäre es mit ›danke‹?« Jetzt lächelte er nicht mehr.
    Sehr langsam und bedächtig sagte LuAnn: »Danke.« Es fiel ihr schwer, den Blick von ihm zu nehmen.
    »Keine Ursache«, erwiderte Jackson mit ebenso langsamer Stimme, wobei er LuAnn tief in die Augen blickte.
    Schließlich schaute LuAnn nervös auf die Karte mit der Telefonnummer. Sie hoffte, sie niemals benutzen zu müssen. Es wäre ihr mehr als recht, wenn sie Jacksons Gesicht nie wieder zu sehen bekam. Im Beisein dieses Mannes beschlich sie beinahe das gleiche beklemmende Gefühl wie auf dem Friedhof, als das Grab ihres Vaters sie zu verschlucken drohte.
    Als LuAnn den Blick wieder hob, war Jackson in der Menge verschwunden.
    Sie seufzte. Sie war schon jetzt des Davonlaufens müde – und nun stand ihr der Aufbruch in ein Leben der ständigen Flucht bevor.
    LuAnn nahm ihren Paß aus der Handtasche und schaute auf die leeren Seiten. Das würde sich bald ändern. Sie schlug die erste Seite auf und starrte auf das seltsame Foto und den noch seltsameren Namen darunter. Doch wenn erst einige Zeit vergangen war, würde der Name ihr nicht mehr so ungewöhnlich vorkommen: Catherine Savage aus Charlottesville, Virginia. LuAnns Mutter war in Charlottesville geboren und erst später, als junges Mädchen, in den tiefen Süden umgezogen. Sie hatte LuAnn oft von den schönen Zeiten erzählt, die sie als Kind im wundervollen Hügelland Virginias verbracht hatte. Der Umzug nach Georgia und die Heirat mit Benny Tyler hatten diese schönen Zeiten abrupt beendet. LuAnn fand es passend, daß ihr neues Ich aus Charlottesville stammte, wie ihre Mutter. Wieder schaute sie auf das Paßfoto. Bei dem Gedanken, daß Jackson sie von diesem Foto anstarrte, überlief sie eine Gänsehaut. Rasch schlug sie den Paß zu und steckte ihn weg.
    Behutsam betastete sie ihr neues Gesicht. Dann wandte sie den Blick ab, als sie bemerkte, daß ein weiterer Polizist in ihre Richtung kam. LuAnn wußte nicht, ob er einer jener Männer war, die möglicherweise beobachtet hatten, wie Jackson das Flugticket gelöst hatte. Was ist, wenn dieser Cop es gesehen hat, fragte sich LuAnn. Wie wird er sich verhalten, wenn er sieht, daß nicht Jackson in die Maschine steigt, sondern ich? LuAnn wurde der Mund trocken, und sie wünschte sich im stillen, Jackson wäre noch nicht fortgegangen.
    In diesem Augenblick wurde ihr Flug aufgerufen. Während der Polizist immer näher kam, zwang LuAnn sich aufzustehen. Als sie Lisa in ihrer Babytasche hochnahm, klatschte das Päckchen zu Boden, und die Papiere

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