Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
möglich zu wahren. Doch er sah so prächtig aus, so ehrfurchtgebietend und ... duke-isch.
»Bestens!«, entgegnete er. Sein Hengst begann zu tänzeln. »Ich liebe dich. Wahnsinnig, leidenschaftlich, ergeben und auf ewig. Heirate mich.«
Sie hätte zufrieden sein und einfach still sitzen bleiben sollen. Doch das war noch nie ihre Stärke gewesen und – wie ein Teil von ihr sich traurig eingestand, während sie schon die Worte formte – das würde es auch nie sein.
»Wenn du mich wirklich so sehr liebst, wo warst du dann in den letzten sechsunddreißig Stunden?«, fragte sie und stand auf.
Mein
Gott
, sah er gut aus. Und jetzt grinste er breit und diabolisch, als würde ihr Temperament ihn nicht nur amüsieren, sondern geradezu begeistern. Der Hengst schritt auf die Stufen zu. Was hatte er vor?
»Warum grinst du so?«, wollte sie wissen.
»Weil ich einen Moment lang schon dachte, jemandhätte meinen geliebten
Afrit
durch eine dieser stillen englischen Ladys ersetzt.«
Ginesse sah Mrs Throckmorton an. »Hat er mich da gerade beleidigt? Ich glaube, ich wurde gerade beleidigt.«
»Nein, Liebes«, widersprach Mrs Throckmorton. »Ich glaube,
ich
wurde es.«
Der Hengst begann, die kurze Treppe, die zum Shepherd’s hinauf führte, zu erklimmen. Einige Gäste flohen erschrocken vor dem gezügelten Herannahen des schönen Tieres. Riyad kam aus dem Eingang gehastet und wedelte mit den Armen. »Sie können dieses Pferd nicht hier herauf bringen!«
»Was machst du da?«, rief Ginesse. »Du erschreckst unschuldige, gute Menschen.«
»Ich komme, um mir meine Braut zu holen«, erklärte er gelassen. Am oberen Ende der Treppe angekommen, betrat das Pferd die Terrasse.
Ihre Augen weiteten sich. Er würde es nicht wagen. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wo warst du, wenn du doch so versessen darauf bist, mich zu heiraten?«
»Ach. All die Dinge, die man eben erledigen muss, wenn man heiraten will«, erläuterte er gut gelaunt, während er den Hengst vorsichtig zwischen den leinenbedeckten Tischen hindurch lenkte, untermalt von einem Chor aus unterdrückten Schreckensrufen, erstauntem Flüstern und Riyads lauten Ermahnungen. »Bewilligungen, das Gespräch mit dem Vater – übrigens war mein Kiefer doch nicht gebrochen und das schien ihn ehrlich zu freuen –, eine Wohnung mieten, sich vonden zukünftigen Schwagern begutachten lassen – und wirklich, der junge Thorne säuft wie ein Fisch –, Bedienstete anheuern. So was eben.«
Er war jetzt beinahe bei ihr angekommen und sie wich unwillkürlich zurück vor seinem Herannahen. »Und dazwischen hast du nicht mal eine Stunde Zeit gefunden, um zu mir zu kommen?«, fragte sie.
»Wenn ich das getan hätte, wäre ich nicht wieder gegangen«, entgegnete er und die Bedeutung dieser Worte war so offensichtlich, dass die Ladys auf der Terrasse wie ein Schwarm Vögel zu tuscheln begannen und die Männer sich unbehaglich räusperten.
»Und das werde ich jetzt auch nie wieder tun«, sagte er und plötzlich war seine lässige Ausstrahlung verschwunden und in seiner Stimme lag eine solche Innigkeit, eine solche Treue und Hingabe, dass ihr der Atem stockte. Sie verharrte und wich nicht weiter zurück.
»Ohne dich bin ich nichts, Ginesse«, sagte er. »Ich war mein Leben lang allein, aber was Einsamkeit ist, habe ich erst begriffen, als ich von dir getrennt war. Und ich habe erst verstanden, was Glück ist, als dich wiedergesehen habe.«
Er sah sie an und seine Augen waren warm und weich wie frische Asche. »Ich liebe dich, Ginesse. Gott allein weiß, wie sehr ich dich liebe. Also erlöse mich aus meinem Elend. Sag, dass du mich heiratest. Denn ich kann nicht einen Augenblick länger ohne dich leben.«
»Oh, mein Gott, Süße, wenn du nicht Ja sagst, tu ich es«, rief eine Frau von irgendwo hinter ihr.
»Sag schon Ja!«, flüsterten die beiden jungen, englischen Ladys.
Aber Ginesse streckte einfach nur ihre Arme aus und schon fand sie sich auf dem Rücken des Hengstes und in Jims Armen wieder. Wo sie hingehörte.
Sein schönes Gesicht wurde von einem breiten Lächeln voller Triumph und Freude und Liebe erfüllt. Er drückte sie an sich und flüsterte: »Halt dich fest, lass nicht los.«
Damit drückte er dem Hengst die Fersen in die Flanken und das Tier sprang anmutig über die Brüstung hinweg. Die Gäste auf der Terrasse eilten zum Geländer, lachend und Hochrufe erschallen lassend, als James Tynesborough, Duke of Avandale, seine Braut eng an sich zog und den
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