Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
einem Beduinen«, erklärte Jim. »Sie hat mich sämtliche Pennys gekostet, die ich in drei Jahren Arbeit zusammengespart hatte. Aber das war mir egal. Als ich sie zum ersten Mal sah und sie mir zugewiehert hat, musste ich sie einfach haben.«
»Oh!« Miss Whimpelhall seufzte glücklich und legte das Kinn in die Handfläche. »Das ist ja so romantisch!«
Jim schnaubte. »Wohl eher dumm. Es kostet mich ein kleines Vermögen, sie zu halten. Ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet, wie ich für sie sorgen oder was ich überhaupt mit ihr anfangen soll.«
Oder vielleicht hatte er das doch, was sogar noch einfältiger war. Vielleicht war das auch der Grund, warum er sie hatte decken lassen. Weil er irgendwo doch hoffte, er könnte vielleicht einmal stiller Teilhaber eines Gestüts sein und diese edlen Tiere züchten. Natürlich war es ein dummer Traum, aber da er ja sonst nichts hatte, für das er sein Geld ausgeben wollte, konnte er es sich leisten, es für ein, zwei törichte Träume zu verschwenden.
Er zwang sich zu einem weiteren Lächeln. »Ist die Befragung für heute vorbei?«
Sie errötete, nickte aber mit einem verletzten Ausdruck in den Augen, und er fühlte sich, als hätte er gerade ein Kätzchen getreten. »Natürlich.«
Er unterdrückte den Impuls, sich bei ihr zu entschuldigen. Er hatte seine Gründe, wenn er ihr nicht alles erzählte. Er hatte seine Gründe dafür, dass nur wenige Menschen überhaupt wussten, dass es ihn gab, und noch weniger, wo er zu finden war. Und er hatte seine Gründe dafür, dass er sich nicht in der Gesellschaft anderer Auswanderer aufhielt und nichts tat, das zu viel Aufmerksamkeit erregen konnte.
Er war ein Geist. Und Geister besaßen nun mal keine Häuser, sie hatten keine Liebschaften oder Freunde, sie bauten sich keine Existenz auf und besaßen auch keine Gestüte. Vor Jahren hatte er einen Pakt geschlossen, doch der würde nur gültig sein, so lange der Rest der Welt ihn für tot hielt, und Tote sprachen nicht über die Vergangenheit. Nur dass er genau das gerade getan hatte.
Er überlegte, wie viel er dabei riskiert hatte und kam zu dem Schluss, dass es nicht viel war. Was war schon dabei, wenn er Mildreds Cowboy-Fantasien ein wenig fütterte und dabei ab und zu mal einen Tropfen Wahrheit untermischte? Solange es nicht zur Gewohnheit wurde.
So lange
sie
nicht zur Gewohnheit wurde.
Danach blieb sie eine ganze Weile lang still, doch sie gehörte nicht zu denen, die sich so leicht die Laune verderben lassen. Als sie schließlich wieder sprach, klang sie fröhlich und unbefangen. »Wussten Sie, dass Kleopatra die Segel ihrer Schute mit Parfüm tränkte, sodass der Wind ihre Ankunft ankündigte, wenn sie den Nil herunterfuhr?«
»Nein.«
»Sie waren violett.«
»Oh.«
»Und wenn Marc Anton sie besuchte, bestreute sie den Boden ihrer Gemächer knöcheltief mit Rosenblättern.«
»Warum?«
»Warum?«, echote sie. »Weil es romantisch war.«
Er grollte leise und legte sich in die Ruder.
»Glauben Sie an Romantik?«
Oh-oh. Mit wieder voll erwachter Neugierde schwang sie sich zu ihm herum.
»Ich vermute, Romantik ist ganz nett, solange man noch jung ist.«
»Sie glauben, Romantik ist etwas für
Kinder
?«
»So ungefähr.«
»Das ist ja furchtbar. Waren Sie denn noch nie verliebt?«
»Einmal. Aber wie gesagt, damals war ich noch ein Junge. Es ist vorbeigegangen. Wie Fieber.« Er überlegte. »Was ich als Junge ja auch manchmal hatte.«
Bestürzt starrte sie ihn an, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Dann glättete sich ihr Ausdruck plötzlich. »Ah«, meinte sie wissend, »sie hat Ihnen das Herz gebrochen.«
»Nicht die Spur.«
Sie senkte die Stimme und sah ihn mitfühlend an. »Ist sie der Grund dafür, dass Sie hier sind?« Mit einem leisen Keuchen sog sie die Luft ein, als ihr eine Erkenntnis kam.»Oh! Aber natürlich ist sie das!«
Er wartete, fasziniert und gespannt, was sie als nächstes sagen würde.
»Ganz Amerika war nicht groß genug, um der Enttäuschung und dem Schmerz zu entfliehen, und deshalb sind Sie nach Ägypten gekommen, wo Sie ihr schönes, unerreichbares Antlitz nie wieder sehen müssen. Oh.« Ihre Fingerspitzen berührten ihr Herz.
Er prustete los.
Ihr verträumter Ausdruck verschwand und machte einer ärgerlichen Miene Platz. »Sie können sagen, was Sie wollen, ich
weiß
, dass ich recht habe. Sie waren verrückt vor Liebe und es ist tragisch zu Ende gegangen.«
»Tja, teilweise haben Sie sogar recht, es ist zu Ende gegangen«,
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