Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
nicht durchgehen lassen – was ihm häufig schmerzlich bewusst geworden war.
Sie lief dunkelrot an. »Das geht Sie doch wohl kaum etwas an.«
Er ging nicht darauf ein. Schließlich hatte sie die Grenzen hier mehr oder weniger selbst abgesteckt.
»Aha. Ich verstehe«, sagte er. »Sie haben also einen Freibrief, um mir jede Frage zu stellen, die sie wollen, und Sie erwarten auch, dass ich sie beantworte, aber mir verweigern Sie dieses Privileg. Sie spielen nicht fair, Miss Whimpelhall.«
Beleidigt richtete sie sich auf. »Das tue ich sehr wohl.«
»Also dann«, fuhr er fort. »Lieben Sie ihn?«
»Natürlich.« Er glaubte ihr kein Wort.
»Wirklich«, meinte er. »Warum?« Warum bedrängte er sie so? Sie wirkte völlig durcheinander und er war kein Mann, der es genoss, ein Mädchen zu beunruhigen.
»Was für eine lächerliche Frage«, stotterte sie.
Und trotzdem machte er weiter. »Ganz und gar nicht. Sie haben sich immerhin zur Expertin erklärt, mich interessieren lediglich Ihre Referenzen. Ich suche nach Rat. Wie Sie ja bereits erkannt haben, waren meine Bemühungen bisher nicht sehr erfolgreich. Vielleicht können Sie mir ja dabei helfen, meine Zukunftsaussichten zu verbessern.«
»Wirklich?«, fragte sie und wirkte teils fasziniert, teils gegen ihren Willen geschmeichelt.
Er nickte. »
Falls
Sie tatsächlich die Expertin sind, für die Sie sich ausgeben. Ich muss mich schon sehr wundern. Über Ihre eigenen Gefühle wollen Sie nichts sagen. Vielleicht sind Sie ja überhaupt nicht in Pomfrey verliebt.« Er ignorierte den Freudenfunken, den dieser Gedanke in ihm entzündete. »Vielleicht waren Sie sogar noch nie verliebt. Vielleicht wissen Sie über die Liebe nur das, was Sie in Büchern über Kleopatra gelesen haben.«
Sie wirkte betroffen. »Das bin ich. Das war ich und das bin ich auch.«
Er musterte sie scharf. »Was genau lieben Sie an Pomfrey?«
»Na ja, er ist ... er ist kühn.«
Pomfrey? Vielleicht verstand er unter diesem Wort ja etwas anderes.
»Kühn. Was noch?«
»Und er ist ein opferbereiter und loyaler Befehlshaber.«
Jim sagte nichts. Pomfrey war ein guter Feldherr, daran gab es nichts zu rütteln.
»Er ist pflichtbewusst, tüchtig und gewissenhaft.«
»Klingt als würde er ein gutes Pflugpferd abgeben.«
Sie funkelte ihn an und wirkte dabei eher genervt als beleidigt. »Und er ist großzügig und ehrenhaft. Und
romantisch
«, schloss sie und sah ihm direkt in die Augen. »Ich würde niemals einen Mann heiraten, der keine romantischen Gefühle für mich hegt. Eine Frau, auch wenn sie nicht hübsch ist, möchte gerne glauben, dass sie diese zarten, erhabenen und anmutigen Regungen in einem Mann weckt.«
Vielleicht liebte sie Pomfrey nicht, aber er war sicher, dass sie gerade die Eigenschaften aufgezählt hatte, die ihr am wichtigsten waren. Er hoffte für sie, dass Pomfrey wenigstens ein paar davon besaß. Aber er wusste, mit ihm verhielt es sich nicht so. Althea und das Leben, das er seit seinem Abschied von ihr in Ägypten führte, hatten ihm auch den letzten Rest einer romantischen Veranlagung ausgetrieben. Und wenn er Miss Whimpelhall ansah, war er sogar froh darüber. Denn sie war einfach zu verlockend, zu sehr das, was er wollte – falls er sich erlaubte, etwas zu wollen.
»Ist das genug?«, fragte sie.
»Mehr als genug. Sie haben es fast geschafft, dass ichmich selbst in ihn verliebe«, erklärte er und als sie sich abwandte, um ihr Lächeln zu verbergen, sagte er sich, dass er sie gar nicht zum Lächeln hatte bringen wollen.
Und er wusste, dass er in mehr als einer Beziehung ein Lügner war.
K APITEL 10
Sie beobachtete, wie in den dunklen, klaren Tiefen seiner schrecklichen Augen allmählich die Erkenntnis erwachte, welch einen herrlichen wunderbar kühnen Mut das Mädchen besaß, das er beschützen sollte.
aus dem Tagebuch von Ginesse Braxton
» S ind Sie sicher, dass ich mir das nicht doch einmal ansehen soll?«, rief Ginesse zu James Owens herüber. »Ich kenne mich mit Beulen und Blutergüssen ziemlich gut aus.«
»Daran habe ich keinen Zweifel und nein«, erwiderte Mr Owens von seinem Platz hinter dem Mast aus, wo er saß und etwas las. Der Tag war gerade erst angebrochen und das Licht reichte kaum, um seine Miene zu erkennen, die sogar noch verschlossener war als sonst. »Vielen Dank.«
Sie hätte gerne gewusst, was er da las, aber sie fragte wohl besser nicht nach. Er schien im Moment nicht besonders gut auf sie zu sprechen zu sein, was wirklich schade
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