Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
doch nur noch idiotisch – »Mildred. Du musst mich heiraten. Du musst begreifen, dass das, was ich getan habe, alles verändert hat. Für uns alle. Und auch für Pomfrey.«
Sie sah verwirrt aus, als hätte sie Schwierigkeiten, den Sinn seiner Worte zu verstehen. »Weil ich eine ... gefallene Frau bin?«
Er wusste nicht, was er erwidern sollte. Sie hatte sich noch nie vor klaren Worten gescheut und wenn es je einen Zeitpunkt für klare Worte gegeben hatte, dann jetzt. Sie musste einfach begreifen, dass Pomfrey sie nicht mehr wollen würde. »Ja. Ich hätte es zwar nie so ausgedrückt« – genau genommen würde er jeden erwürgen, der es tat – »aber, ja.«
»Ich verstehe.«
»Hör zu. Ich würde alles tun, um die Umstände zu ändern, aber das kann ich nicht. Ich bin nicht der Mann, den du wählen würdest. Ich wünschte bei Gott, ich wäre einanderer. Aber ich glaube trotzdem, dass eine Ehe funktionieren könnte. Da ist immerhin Leidenschaft zwischen uns, das ist wohl kaum zu leugnen. Das muss doch auch etwas wert sein.«
Seine Worte schienen ihr die Unabänderlichkeit dessen, was sie getan hatten, erst vollends bewusst zu machen, denn als er geendet hatte, schwankte sie und sogar in dem matten, flackernden Licht sah er, wie ihr Gesicht jegliche Farbe verlor.
»Ja. Etwas. Aber nein. Ich werde dich nicht heiraten.« Ihre Stimme zitterte leicht.
In wachsender Verzweiflung kniff er die Augen zusammen und da wurde ihm eines klar. Er hatte erwartet, dass sie seinen Antrag ohne zu zögern annehmen würde, und tief in seinem Unterbewusstsein war er
glücklich
gewesen, dass es so gekommen war. Er war sich seines
Sieges
sicher gewesen, ja, seines
Sieges
, und mit dieser Erkenntnis kamen Schuldgefühle und Abscheu vor sich selbst. Er hatte sie wenn schon nicht bewusst, so doch gezielt an sich gebunden.
Und trotzdem wies sie ihn zurück.
»Mildred. Heirate mich. Ich werde tun, was immer ich kann, um dich glücklich zu machen.«
»Daran habe ich keinen Zweifel.« Er konnte sie kaum noch verstehen.
»Dann heirate mich.« Er streckte die Arme nach ihr aus, schloss die Distanz zwischen ihnen und zog sie an sich. Sie kam nicht freiwillig und das schmerzte ihn mehr als alle Worte, die sie hätte sagen können. Er ließ sie los undsah ihr in die Augen, als wollte er sie durch die schiere Kraft seiner Entschlossenheit dazu bringen, seinen Antrag anzunehmen. »Bitte.«
»Nein.«
»Warum nicht? Was ist, wenn du schwanger bist? Was, wenn du ein Kind bekommst?«, rief er hilflos und zornig. »Hast du daran schon gedacht? Was willst du dann tun?«
»Pomfrey wird für es sorgen.«
»Du arme, ahnungslose Närrin«, flüsterte er. »Verstehst du denn nicht? Pomfrey wird dich nicht mehr heiraten. Und er wird ganz sicher nicht den Bastard eines anderen großziehen.«
Ohne zu blinzeln erwiderte sie seinen Blick. »Pomfrey wird es nicht wissen«, erklärte sie mit klarer, hohl klingender Stimme. »Es gibt viele Wege, wie man seine Jungfräulichkeit verlieren kann, ich werde einen davon geltend machen. Und wenn ich tatsächlich schwanger bin – viele Kinder werden zu früh geboren.«
Sein Herz setzte einen Schlag aus. Er glaubte ihr nicht. Ihre Worte standen in vollkommenem Gegensatz zu allem, was er über sie wusste. Zu allem, was er über sie zu wissen
glaubte
. Langsam schüttelte er den Kopf, als wolle er ihre Worte verneinen, er suchte nach irgendeiner anderen Erklärung, einem anderen Grund für ihre Zurückweisung.
»Was hast du denn erwartet?«, fragte sie mit schwerer, emotionsgeladener Stimme. »Pomfrey ist ein Colonel, der eine brillante Karriere vor sich hat. Er besitzt Macht und Einfluss, den Respekt seiner Vorgesetzten und die Bewunderung seiner Männer.«
Jedes Wort schnitt ihm wie die Klinge eines Rasiermessers ins Herz. Er zuckte zusammen, als hätte er einen Peitschenschlag auf den Rücken bekommen.
»Er ist nobel und ehrenhaft, wenn auch vielleicht nicht ganz so
ehrenhaft
wie du, da er mich, wie du ja bereits gesagt hast, wohl nicht heiraten würde, wenn er von dem hier wüsste. Von uns. Aber er hat einen ehrwürdigen Namen, Reichtum und Ansehen. Und du hast ... ein Pferd.« Ihre Stimme brach und sie schluchzte auf. »Ich werde meine Zukunft nicht wegwerfen, nur wegen eines Fehltritts.«
Ein Fehltritt.
Sie hätte keinen vernichtenderen Ausdruck finden können. Ihre Worte spiegelten ihm mit grausamer Ausführlichkeit wider, wie lächerlich seine Hoffnungen, jemals ihre Hand zu gewinnen, doch
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