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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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gefühllosen Fremden umgehen sollte. »Ja.«
    »Gut.« Er trug sie ein Stück, stellte sie dann behutsam auf die Füße und stützte sie, während sie unelegant zu Boden sackte. Dann ging er wieder zu dem Kamel, sattelte es ab und kehrte mit einer Decke aus der Satteltasche zurück. Er breitete sie auf dem Boden aus. »Legen Sie sich da drauf.«
    Sie widersprach nicht. Sie war wund, durchgefroren und erschöpft. Sie schaffte es kaum, lange genug wach zu bleiben, um einen Schluck aus der Feldflasche zu nehmen, die er ihr brachte. Dann fiel sie zurück und schlief bereits, als ihr Kopf die Decke berührte.
    Es war noch dunkel, als sie schließlich wieder erwachte und sich ein weiteres Mal in Jims Armen wiederfand, doch im Osten war ein schwacher Lichtschimmer zu sehen und der Mond war untergegangen.
    »Brechen wir schon auf? Lass mich runter. Ich kann laufen.«
    »Nein, können Sie nicht«, brummte er.
    Er musste das Kamel bereits gesattelt haben, während sie noch schlief, denn es stand schon bereit. Der graue Hengst war dahinter angebunden. Er setzte sie seitlich auf den Sattel, stieg dann hinter ihr auf und zog sie auf seinen Schoß.
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie scharf. »Ich kann sehr gut alleine reiten. Das habe ich doch auch die ganze letzte Nacht getan.«
    Er schloss kurz um Beherrschung ringend die Augen. Als er sie wieder öffnete, klang er gelassener. »Das weiß ich und es tut mir leid. Ich weiß auch, dass Sie Schmerzen haben müssen und dass der Ritt letzte Nacht alles nur noch verschlimmert hat«, sagte er. »Sie sollten nicht mehr im Herrensitz reiten. Jedenfalls für eine Weile. Aber obwohl mir sehr wohl bewusst ist, dass Sie sicher nicht in meiner Nähe, geschweige denn in meinen Armen sein wollen, können wir es uns, wie die Dinge stehen, einfach nicht leisten, zu warten, bis Ihre Wunden verheilt sind. Es tut mir leid.«
    Hitze stieg ihr in die Wangen. »Wie weit ist es noch bis zur Garnison?«
    Er zögerte. »Ich bin nicht sicher. Die Tuareg haben keinen geraden Kurs gewählt. Während der Verfolgung habe ich meine Orientierungspunkte verloren. Es können noch drei Tage sein, oder auch eine Woche.«
    Sie bemerkte eine gewisse Gespanntheit in seiner Stimme. »Haben wir genug Wasser?«
    Er wich ihrer Frage nicht aus. »Vermutlich.« Er legte den Kopf schief. »Ganz die Pragmatikerin, was?«
    Sie hörte keinen Spott heraus, doch sie versteifte sich trotzdem. »Ich weiß eben gerne, wo ich stehe.«
    »Tun wir das nicht alle«, murmelte er und schnalzte sacht, um das Kamel anzutreiben. »Tun wir das nicht alle.«

    Vom Pferderücken aus beobachtete Jim mit einiger Besorgnis, wie Ginesse auf dem einäugigen Kamel schwankte. Sie ritt vor ihm und sie schien ihren Kopf kaum noch hochhalten zu können. Sie sah aus wie ein Sack schmutziger Wäsche. Die einst makellosen Gewänder waren schon längst nicht mehr weiß, ihr Haar war verfilzt und kleine Stöckchen steckten darin, ihr Gesicht war mit Staub und Schweiß verschmiert. Trotzdem erschien sie Jim als das schönste Geschöpf auf Erden.
    Er hatte eindeutig den Verstand verloren. Und vermutlich würde er ihn auch niemals wiederfinden. Denn so sehr er es auch wollte, er konnte einfach nicht verleugnen, wie viel sie ihm bedeutete. Er konnte sie nicht einmal ansehen, ohne ein tiefes Gefühl des Wiedererkennens, als sei er nach einer langen Reise endlich heimgekommen. Und das musste definitiv Wahnsinnsein, denn immerhin hatte sie ihm unmissverständlich klar gemacht, dass sie ihn nicht wollte, dass sie lieber ihre Ehre verleugnete – und ganz egal, was sie tat, er
wusste
, sie war eine ehrenhafte Frau –, als ihn anstelle eines anderen zu heiraten.
    »Wie weit, glaubst du, ist es noch?«, fragte sie schwach.
    Seine Besorgnis nahm zu. Es waren vier Tage vergangen, seit sie das Tuareg-Lager verlassen hatten, und wann immer er sie gefragt hatte, wie es ihr ginge, hatte sie geantwortet, alles sei in Ordnung. Jetzt glaubte er ihr nicht mehr. Denn sie hätte nie so eine Frage gestellt, wenn sie nicht am Ende ihrer Kräfte wäre. Sie beklagte sich nie. Niemals. Sie war so unerschrocken wie stur.
    Auch wenn sie den ersten Tag in beharrlichem Schweigen verbracht hatten, hätte er wissen müssen, dass es nicht so bleiben würde. Nicht mit ihr. Bevor die Sonne am zweiten Tag untergegangen war, hatte sie ihm schon kleine Anekdoten über tote Könige, tansanische Zweifüßler und Napoleons Hygienegebräuche erzählt und ihm erklärt, wie man Kakteen am besten

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