Die Verwandlung - Blutsbande 1
das ich als Waffe benutzen konnte. Ziggys Schreien ebbte ab, dann war er still, und sein Körper hing schlaff in Cyrus’ Armen.
Dahlia hatte es wesentlich besser erwischt. Sie schrie einen Befehl, und die Vampire wichen vor ihr zurück. Sie rannte in Richtung Labyrinth davon. Die Fangs liefen ihr nach und stießen Kriegsgeschrei aus, als sie in den dunklen Hecken verschwanden. Die Gäste, die nicht in Dahlias Nähe gestanden hatten, sahen sich scheu um und murmelten überrascht vor sich hin. Sie wussten nicht, was sie tun sollten.
Cyrus erhob sich und ließ den bewusstlosen Ziggy dort liegen, wo er sich befand. Mir war schlecht, als ich zusah, wie Cyrus sich ein paar Tropfen Blut vom Kinn wischte und einen Arm hob. Mit seiner rauen Stimme und seiner Vampir-Visage wirkte er noch bösartiger, wenn das überhaupt möglich war. „Ladies und Gentlemen, viel Spaß bei der Jagd.“
Hinter uns wurden die Türen geöffnet, und eine wilde Gruppe Menschen lief durcheinander auf die Terrasse hinaus. Sie rannten um ihr Leben und wären auf Ziggy getrampelt, wenn ich mich nicht neben ihn gekniet hätte, um seinen verletzten Körper zu schützen.
„Ziggy, kannst du mich hören?“ Ich zog ihn auf meinen Schoß und presste meine Hand auf die blutende Wunde an seinem Hals. Blut hätte aus seiner zerstörten Kehle sprudeln sollen, wenn sich überhaupt noch genügend Blut in seinem Körper befand. Er öffnete die Augen, verdrehte sie aber sofort, während er nach meinen Armen griff.
Die meisten Lieblinge rannten sofort in das Labyrinth, die Vampire hinter ihnen her. Einige der Menschen liefen von der Menge fort, wurden aber von Vampiren gefangen, als sie versuchten, die Gartenmauer hochzuklettern.
Cyrus sah sich das Schauspiel eine Weile lang an. In seinem Gesicht sah ich so etwas wie Stolz. Dann drehte er sich zu uns um und hob eine Hand. „Soll ich ihn verwandeln, oder willst du es tun?“
„Nein!“, schrie ich noch einmal und lehnte mich über Ziggys Körper, um ihn zu beschützen. Aber meine Antwort ging in dem Höllenlärm der anderen unter. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich wollte, dass er überlebt.“
„Nun, das ist jetzt nicht mehr sonderlich wahrscheinlich, oder?“, fragte Cyrus desinteressiert. „Schau mal, wir besorgen dir einen neuen.“
Mir rannen die Tränen über das Gesicht und brannten auf meiner kalten Haut. „Das ist alles ganz anders, als es sein sollte.“
Cyrus runzelte die Stirn. „Worüber redest du?“
Er ahnte etwas. Zwischen den Schreien und der Zerstörung um uns herum hatte ich nicht auf meine Gedanken geachtet, meine Schuldgefühle und meine Angst hatte Cyrus durch die Blutsbande übermittelt bekommen. Darüber hinaus kam von irgendwo ein immenser Krach her. Bald darauf hörte ich das gleichmäßige Brummen eines Hubschraubers in der Nachtluft. Ich kannte das Geräusch der Rotoren, ich hatte es oft im Krankenhaus gehört, wenn Unfallopfer und Notfälle eingeflogen worden waren.
Allerdings hatte der Helikopter des Rettungsdienstes ganz anders ausgesehen als die drei schlanken schwarzen Militärhubschrauber, die jetzt schon zwischen den Baumkronen schwebten. Ich starrte in den Himmel, angezogen vom Rotieren der Blätter. Mein Herz war gleichzeitig voller Hoffnung und Angst. Die Stunde der Rettung war gekommen, allerdings zu spät für Ziggy.
Oder für mich. Ohne ihn konnte ich nicht sichergehen, dass auch ich gerettet würde. Ich zog seinen Körper eng an mich und versuchte aufzustehen und ihn hochzuheben. Er rang nach Luft und ein Schwall Blut tropfte über meine Hände. Er hatte nicht mehr viel Zeit.
Cyrus rief seinen Posten Befehle zu. Aus dem Labyrinth erklangen neue Schreie von den Opfern, aber auch von den Vampiren, die wie Füchse in der Falle saßen. Einem nach dem anderen wurde bewusst, was gerade geschah. Die Helikopter schalteten ihre Scheinwerfer an und pures UV-Licht erstrahlte über dem Garten.
Das künstliche Sonnenlicht und die Hitze kitzelten auf meiner Haut, aber ich stand günstig im Schatten auf der Veranda, sodass ich durch die Strahlen nicht getötet wurde. Andere hatten weniger Glück. Einige Vampire, denen es gelungen war, aus dem Labyrinth zu entkommen, rannten in Richtung Terrasse über den Rasen und gingen in Flammen auf, bevor sie das Haus erreichen konnten. Nur eine Handvoll schafften es bis zum Gebäude, drängten sich an uns vorbei und rannten durch die Glastüren.
An langen Seilen ließen sich dunkle Gestalten von den Helikoptern auf den Rasen
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