Die Verwandlung - Blutsbande 1
nicht bewegen konnte.
Als mich die fürchterliche Macht freigab, zog ich schnell meine Hände fort. Der Schweiß stand mir auf der Stirn.
Cyrus schien meinen Zustand nicht bemerkt zu haben. Er strich über die glatte metallene Oberfläche des Deckels, hypnotisiert von seinen Spiegelungen. „Vater, das ist Carrie. Mein Zögling und deine neue Tochter. Ich hoffe, du siehst, dass sie deines Blutes wert ist.“
Ich hatte das Gefühl, dass mein neuer Schwiegervater nicht der Meinung war, dass ich seinen Ansprüchen genügte. Ich biss mir auf die Lippe und hoffte, dass Cyrus nicht gesehen hatte, was ich gefühlt hatte, und mich sofort tötete. Aber gleichgültig, was er spürte, als er den Sargdeckel berührte, sein Gesicht strahlte immer dieselbe ruhige Zufriedenheit aus.
„Ich würde gern ein wenig mit meinem Vater allein sein. Würdest du dich um die restlichen Vorbereitungen für das Dinner kümmern?“
Ich nickte langsam, während ich dabei den Sargdeckel nicht aus den Augen ließ. Ich war mir ziemlich sicher, dass es seinem lieben Daddy recht egal war, ob ich dafür sorgte, dass die Leinenservietten richtig gefaltet waren. Aber alles war besser, als weiterhin bei dieser makaberen Familienzusammenführung dabei zu sein. „Sicher. Gern.“
Eine Weile ging ich einfach auf dem Fest herum und schaute mir die Gäste an. Es machte Spaß, zu erraten, wer ein Vampir war, wer Werwolf und wie viel Geld sie für ihre Garderobe ausgegeben hatten.
Die Gäste standen in der Eingangshalle und im Esszimmer, tranken Blut-Cocktails und redeten über Politik und Kunst. Eine Reihe Stühle war entlang der Wand im Esszimmer aufgebaut. Auf ihnen saßen einige angekettete Lieblinge . Bewusstlos hingen sie zum Teil auf den Sitzflächen. Durstige Vampire zapften Blut durch winzige Hähne an ihren Hälsen. Die Lieblinge, die schon vollständig ausgesaugt waren, wurden kurzerhand in einer Ecke auf einen Haufen geschmissen und Wachen bugsierten neuen Nachschub auf ihre leeren Stühle.
Die Fangs waren schon im Garten. Einige hatten es sich auf den zierlichen Gartenstühlen bequem gemacht, die extra für diesen Anlass gemietet worden waren. Sie legten ihre schweren Motorradstiefel auf die blütenreinen Tischdecken, mit denen die Tischchen bedeckt waren. Eine weitere Gruppe hatte eine alte Stereo-Anlage hinausgeschleppt und spielte laut Heavy-Metal-Musik, um nicht die Musik hören zu müssen, die das Geigenquartett draußen auf der Veranda spielte. Ich überlegte, ob ich sie zur Ruhe ermahnen sollte, aber entschied mich dann dagegen. Ich wollte gern Cyrus’ Gesicht sehen, wenn er davon erfuhr, dass seine elegante Gartenparty zu einem Hard-Rock-Event umgewandelt worden war.
Gegen Viertel vor zwölf schienen sich alle Vampire dieser Welt im Haus versammelt zu haben. Zumindest alle bösen Vampire. Cyrus betrat die Eingangshalle fünf Minuten vor zwölf und begrüßte die dort versammelten Gäste. Dann baten die Wachen sie hinaus in den Garten. Ich ging hinter ihnen her, als Cyrus mich aufhielt.
„Warte.“ Er nickte dem letzten Posten in der Halle zu, der daraufhin etwas in sein Freisprechmikrofon murmelte.
„Du hast dir gewünscht, dass du heute Abend auswählen darfst. Das werde ich dir nicht verwehren.“ Cyrus ließ etwas Hartes und Schweres in meine Hand fallen.
Als ich die Hand öffnete, verschlug es mir den Atem. Darin lag der Drachenanhänger, nur war der große Brillant durch einen Rubin ersetzt worden.
„Gefällt er dir? Ich dachte, es wäre Zeit für eine Veränderung.“ Er gab mir einen Kuss auf die Wange. „Du glaubst gar nicht, wie viel es mir bedeutet, dass du heute Abend bei mir bist.“
Zwei Wachen brachten Dahlia und Ziggy die Treppe hinunter. Sie wirkte selbstbewusst und siegessicher. Er sah ängstlich aus.
„Hey“, flüsterte ich und winkte kurz zu ihm herüber.
Cyrus trat einen Schritt vor und betrachtete die beiden. „Dahlia, du siehst wie immer sehr hübsch aus.“
Sie lächelte mich selbstzufrieden an und drehte sich dann um, um Cyrus zu bewundern. Dann stellte er sich vor Ziggy. Sein elegantes Outfit schien meinen Schöpfer zu beeindrucken. „Bist du nervös?“
Ziggy schüttelte den Kopf.
„Gut.“ Cyrus fuhr fort: „Dafür gibt es auch keinen Grund.“ Eine Weile ging er vor ihnen auf und ab. „Wie ihr wisst, muss ich wie jedes Jahr eine wichtige Entscheidung treffen. Von all meinen Lieblingen müssen zwei überleben, um unser Fest vollständig zu machen. Dennoch wird es nur einen von euch
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